Steigender CO₂-Preis: Werden Tanken und Heizen ab 2025 teurer? Experte warnt langfristig vor hohen Mehrkosten

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Steigender CO₂-Preis: Werden Tanken und Heizen ab 2025 teurer? Experte warnt vor hohen Mehrkosten

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Im neuen Jahr 2025 steigt die CO₂-Bepreisung um zehn Euro pro Tonne. Für Verbraucher sind die Kosten kurzfristig überschaubar – doch ein Experte warnt auf lange Sicht vor Öl- und Gasheizungen.

Berlin – Ab dem 1. Januar 2025 steigt der CO₂-Preis von 45 auf 55 Euro pro Tonne – das könnte auch auf die Kosten von Benzin, Diesel, Heizöl oder Erdgas klettern lassen. Laut ADAC und dem Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x) wird Benzin um rund drei Cent pro Liter teurer, Diesel und Heizöl sogar um etwas mehr als drei Cent.

Kosten für Tanken hängt von Weltmarkt ab – beim Heizen rechnen Experten mit leichtem Anstieg

Auch die Treibhausminderungsquote wächst demnach an: „Die Kraftstoffanbieter müssen die Treibhausgasemissionen im Verkehr weiter senken. Das erfordert unter anderem einen höheren Anteil an erneuerbaren Kraftstoffen“, heißt es von Seiten von en2x. Ob dadurch allerdings auch das Tanken teurer werde, hänge laut dem Verband maßgeblich von der Entwicklung am Weltmarkt für Mineralölprodukte ab. Sollte also etwa der Preis für Rohöl fallen, würden auch die Spritpreise günstiger ausfallen und die CO₂-Abgabe nicht allzu sehr ins Gewicht fallen.

Beim Heizen könnte ein vergleichsweise leichter Anstieg auf bestimmte Haushalte zukommen. Das Vergleichsportal Verivox kalkuliert mit einem höheren CO₂-Preis von 0,22 Cent. Basierend auf dem Heizbedarf eines Einfamilienhauses mit einem Verbrauch von 22.000 Kilowattstunden Erdgas kämen somit jährliche Zusatzkosten von 43 Euro auf die Verbraucher zu. Weniger eindeutig verhält es sich beim Heizöl. Oliver Klapschus, Geschäftsführer des Portals HeizOel24, erklärte etwa, dass die Erhöhung der CO₂-Preise im Bereich eines normalen Wochenunterschiedes der Heizölpreise liege. Sofern geopolitische Krisen ausblieben, würden die Heizölpreise rund 10 Cent nach oben oder unten schwanken.

Freihandelbarer CO₂-Preis ab 2027: Experte empfiehlt Verzicht auf Öl- und Gasheizungen

Benjamin Weismann vom Energieberaterverband (GIH) sagte gegenüber der Berliner Morgenpost, dass sich fortan Neuinvestitionen in Gas- und Ölheizungen nicht mehr lohnen würden: „Steigt der CO₂-Preis – wie von vielen Experten erwartet – auf über 100 Euro pro Tonne CO₂ in den kommenden Jahren, kann man über die Laufzeit einer neuen fossilen Heizung zwischen 20 und 25 Jahren dafür zusammengerechnet eine hohe fünfstellige Summe bezahlen.“ Der Experte empfiehlt daher lieber eine Wärmepumpe oder eine Hybridlösung mit Gas und Öl.

Ab Januar 2025 könnte das Tanken teurer werden. Laut Experten bleibt der Preisschock für Autofahrer allerdings aus. © Pond5 Images/Imago

Seit 2021 müssen Großunternehmen, die Brennstoffe, wie Erdgas, Heizöl, Benzin und Diesel verkaufen, auch Emissionszertifikate erwerben. Jede ausgestoßene Tonne CO₂ soll über diese Regelung mit einer Zahlung kompensiert werden. Für fossile Energieträger gilt dieses Modell des Emissionshandels seit 2021 und dient dazu, die internationalen Klimaziele einzuhalten. Bis 2045 will Deutschland klimaneutral werden. Ab 2026 legt das Brennstoffemissionshandelsgesetz einen festen Preiskorridor zwischen 55 und 65 Euro fest. Erst im Folgejahr löst eine EU-Regel die nationalen Bestimmungen ab – und es wird ein CO₂-Emissionshandel für Gebäudewärme und den Verkehrssektor eingeführt. Davon ist ab 2027 europaweit auch der Schiffs- und Flugverkehr sowie der komplette Gebäudesektor betroffen.

Verbraucher erhalten sozialen Ausgleich – Unternehmen auch? Kosten könnten Gewinn halbieren

Die Preise bilden sich als Knappheitspreis am Markt. Kritiker befürchten, dass die Mehrkosten dadurch besonders die Verbraucher tragen müssen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kommt etwa in einer Untersuchung zu dem Urteil, dass der CO₂-Preis pro Tonne für Kraft- und Brennstoffe auf 200 Euro steigen könnte. Ursächlich seien dafür das Zusammenspiel aus strikten Emissionsobergrenzen und dem geringen Fortschritt bei der Dekarbonisierung. Als Gegenmaßnahme fordert eine Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft und des Öko-Instituts, dass die nationalen Preise frühzeitig angehoben werden sollten. So werde der Preisschock vermieden.

Eine Studie der Unternehmensberatung BCG und des Weltwirtschaftsforums (WEF) sieht hingegen für Unternehmen einen Preisschock kommen. So könnten die Kosten für Unternehmen im Jahr 2030 die Hälfte des Gewinns entsprächen. Offen bliebe allerdings, welche Mechanismen die Politik böte, um die entsprechenden Mehrkosten auszugleichen.

Ampel bleibt Klimageld schuldig – und schiebt neuer Bundesregierung die Verantwortung zu

Die ursprüngliche Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hatte im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellt, einen Teil der Milliardeneinahmen aus der CO₂-Bepreisung als Ausgleich für steigende Energiepreise nutzen zu wollen. Mithilfe des so genannten Klima- und Transformationsfonds, in den die CO₂-Bepreisung einfließt, sollen etwa klimafreundliche Technologien subventioniert werden. Die Ampel hatte ein Klimageld für Bürgerinnen und Bürger angedacht, was allerdings niemals zur Umsetzung kam. Das lag nicht allein am Ampel-Aus im November. Bereits Anfang 2024 erklärte der Regierungssprecher Steffen Hebestreit, dass der Auszahlungsmechanismus erst ab 2027 technisch machbar sei. Der damalige Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte in diesem Zuge ohnehin auf die Wahl 2025 verwiesen. Erst eine neue Bundesregierung würde über die Art der Förderung entscheiden. Ähnliches deutete auch der aktuelle Finanzminister Jörg Kukies (SPD) an.

In ihrem Wahlprogramm für die Bundestagswahl am 23. Februar positionieren sich SPD und Grüne für die schnelle Einführung eines Klimageldes. Die Union strebt einen „Klimabonus“ an, der neben Verbrauchern auch Unternehmen entlasten soll. Zusätzlich sollen mit den CO₂-Bepreisungen die Stromsteuer und die Netzentgelte reduziert werden. Für CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz gilt die sukzessive Erhöhung des CO₂-Preises als ein wichtiges Instrument im anstehenden Wahlkampf.

Lindner fordert Kurskorrektur bei Klimazielen – AfD hält CO₂-Preise für Brandbeschleuniger

Die FDP will die Stromsteuer vorerst auf das EU-Mindestmaß senken. Diese würde dann für Unternehmen bei 0,05 Cent pro Kilowattstunde liegen. Weiterhin wollen die Liberalen die EU-Mindestsätze für die Energiesteuer auf Heiz- und Kraftstoffe angesichts des tendenziell ansteigenden CO₂-Preises stufenweise auf null senken. Parteichef Lindner hatte vor rund zwei Wochen gefordert, dass Deutschland seinen Sonderweg, bereits 2045 klimaneutral zu werden, anpassen solle. Die EU hat 2050 als Ziel ausgegeben.

Die AfD-Fraktion hat sich hingegen zuletzt stets gegen eine CO₂-Bepreisung gestellt. Anfang November brachte die sie im Bundestag einen Antrag zu ihrer Abschaffung ein. Sie erklärte, dass die Maßnahmen der Bundesregierung „als Brandbeschleuniger für die durch die schweren ökonomischen Verfehlungen der letzten Jahrzehnte in Deutschland bereits schwelende Wirtschaftskrise“ wirken. (mit Material von dpa)

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