Sinkende Preise, steigende Kosten - Die globale Immobilienkrise: In diesen Ländern sind Banken schon in Gefahr
Ein Jahrzehnt lang sind die Immobilienpreise weltweit stetig gestiegen. Nicht selten warnten Ökonomen davor, dass zumindest partiell in einigen Städten Blasen entstehen könnten, die beim Platzen für eine Krise sorgen würden. Zwar schwang dabei immer die Angst vor einer globalen Finanzkrise wie 2008/2009 im Hinterkopf mit, doch klar war schnell, dass es diesmal nicht so schlimm werden würde.
Jetzt bewahrheitet sich, was Experten lange befürchtet hatten. Nach der Corona-Pandemie und infolge der weltweiten Inflationskrise, die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde, haben die Notenbanken nahezu überall die extrem niedrigen Zinsen, die seit einem Jahrzehnt galten, stark erhöht. Dadurch verteuern sich alle kreditfinanzierten Projekte, was besonders auf Immobilienbauten und -käufe zutrifft. Auch die Baukosten selbst sind deutlich gestiegen, da Materialien wie Beton, Zement, lange Zeit auch Holz und Dämmstoffe, teils doppelt so viel kosten wie noch vor einigen Jahren.
In Deutschland führt das bisher zu einer schweren Krise in der Baubranche, weil derzeit kaum noch gebaut wird. Zahlreiche Projektentwickler sind deswegen bereits in die Insolvenz gegangen oder haben Zahlungsschwierigkeiten. Immobilienriesen wie Vonovia haben ihre Bautätigkeiten eingestellt und mussten ihre Portfolios neu bewerten - mit niedrigeren Immobilienpreisen.
In anderen Ländern ist die Immobilienkrise aber viel härter. Hier einige Beispiele:
1. China
Der chinesische Immobiliensektor befindet sich bereits seit 2020 in einer schweren Krise. Dies wird durch nichts besser verdeutlicht als den Zusammenbruch des Riesenkonzerns Evergrande. Das Unternehmen mit einem Umsatz von einst rund 80 Milliarden Euro meldete nach Jahren der Krise im vergangenen Jahr endgültig Insolvenz an. Erst im Januar wurde Evergrande von einem Gericht in Hongkong zur Auflösung seines Vermögens verurteilt, da der Konzern keinen soliden Refinanzierungsplan mehr vorlegen konnte.
Evergrande ist in China jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Da es hier einen starken Trend zur Urbanisierung gibt, haben Konzerne in den Städten des Landes weit mehr Wohnungen gebaut als benötigt und diese bereits vor Fertigstellung verkauft. Mit der Corona-Krise fielen immer mehr Kredite aus, die Immobilienriesen konnten die Wohnungen nicht mehr verkaufen und Bauprojekte wurden oft auf halber Strecke gestoppt. Seit 2020 belasten Kreditausfälle die Branche mit geschätzten 115 Milliarden Euro.
Die Bautätigkeit im Reich der Mitte ist seit 2019 um rund 60 Prozent gesunken. Auch die Staatsverschuldung ist stark angestiegen, da gerade die Regionalregierungen viel Geld in Prestigeprojekte investiert haben, deren Wert nun stark gesunken ist. Goldman Sachs schätzt, dass der Staat allein in den vergangenen Jahren 8,4 Billionen Dollar investiert hat. Die Folge: Die Immobilienpreise fallen vor allem in großen Städten rapide, die Währung Renminbi Yuan steht auf dem schwächsten Stand seit 16 Jahren. Nur ein Einschreiten der Notenbank verhinderte hier zuletzt Schlimmeres.