Aufstieg einer neuen politischen Kraft in Ungarn - Péter Magyar fordert Viktor Orbán heraus
Der fünfmalige ungarische Premier Viktor Orbán und seine Partei Fidesz gerieten vor drei Monaten in einen Skandal, der das Bild der Partei als Verfechter von Familienwerten und christlichem Konservatismus erschütterte. Das berichtet „AP“.
Nachdem enge Orbán-Verbündete wegen der Begnadigung eines Vertuschers von Kindesmissbrauch zurücktraten, nutzte der Anwalt Péter Magyar die Gelegenheit und trennte sich von der Partei. Innerhalb weniger Wochen baute er eine politische Bewegung auf, die nun als größte Oppositionskraft in Ungarn gilt und bei den Europawahlen und Kommunalwahlen am 9. Juni gegen Orbáns Partei antreten wird.
Magyar als konservative Alternative zu Orbán
Trotz des Rückgangs seiner Beliebtheit und einer tiefen Wirtschaftskrise wird erwartet, dass Orbáns Partei immer noch besser abschneiden wird als seine Gegner. Magyar gelang es jedoch, die wachsende Unzufriedenheit mit Orbán zu nutzen. Er präsentiert sich als eine moderatere konservative Alternative und wirft der Orbán-Regierung tiefgreifende Korruption vor.
Magyar erklärte im Interview mit AP: „Wir müssen in Ungarn etwas völlig anderes machen“, und betonte, dass die Ungarn „es satt haben, dass es hier 2024 eine wirtschaftliche, politische, moralische, rechtliche und existenzielle Krise gibt“.
Magyar tourt seit April durch das ländliche Ungarn, um Unterstützung zu gewinnen. Bei einer Kundgebung in der Stadt Debrecen kritisierte er die anderen Oppositionsparteien dafür, dass sie die ländlichen Ungarn im Stich gelassen hätten.
Unterschiede in der Außenpolitik
Orbán hat die diesjährigen Wahlen als existenziellen Kampf zwischen Krieg und Frieden dargestellt und seine Partei als einzig mögliche Wahl dargestellt, da sie ein sofortiges Ende der Kämpfe in der Ukraine fordert. Kritiker betonen jedoch, dies würde Russland ermöglichen, die besetzten Gebiete zu behalten und Putin zu weiteren Angriffen ermutigen.
Magyar stellte im Interview mit AP klar, dass er außenpolitisch anders als Orbán steht: „Putin ist der Angreifer, Putin hat die Ukraine angegriffen, und dafür gibt es keine Entschuldigung. Der Kampf der Ukraine um territoriale Verteidigung ist absolut gerechtfertigt.“