Sensationsfund im Bayerischen Wald: Halb Tier, halb Pilz – „Absolut faszinierende Wesen“

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Er ist winzig, magentafarben – und sehr selten: Der Schleimpilz Purpur-Netzkügelchen wurde im Bayerischen Wald entdeckt.

Zwiesel – Anfang April berichtete der Nationalpark Bayerischer Wald auf seiner Website über eine kleine Sensation: In dem Nationalpark wurde ein „weltweit sehr seltener“ Schleimpilz entdeckt, heißt es in der Pressemitteilung.

Im Bayerischen Wald wurde das sogenannte Purpur-Netzkügelchen (Cribraria purpurea) entdeckt – erst der zweite Nachweis des weltweit sehr seltenen Schleimpilzes im Nationalpark.
Nach dem Fund des Mykologen Karasch gelangen dem für seine Makroaufnahmen bekannten Fotografen Lukas Haselberger mehrere Stackingaufnahmen am Fundort. © Lukas Haselberger/Nationalpark Bayerischer Wald

Bisher sei das Purpur-Netzkügelchen (Cribraria purpurea) nur aus wenigen Bergwäldern in den Bayerischen Alpen und dem Schwarzwald bekannt gewesen. Aber: „Nun konnte der weltweit sehr seltene Schleimpilz zum zweiten Mal auch im Nationalpark Bayerischer Wald nachgewiesen werden.“

Seltene Schleimpilz-Art im Bayerischen Wald entdeckt: Mykologe ganz aus dem Häuschen

Über die Entdeckung ist Mykologe Peter Karasch „begeistert“, wie er laut Pressemitteilung berichtet. Er selbst ist auf einem seiner Streifzüge durch den Bayerischen Wald auf den seltenen Schleimpilz gestoßen. Der Fundort lag demnach an der Großen Deffernik beim Zwieslerwaldhaus.

Was ist ein Mykologe?

Ein Mykologe ist ein Wissenschaftler, der sich mit Pilzen beschäftigt. Dazu gehören zum Beispiel Champignons, aber auch Schimmel und Hefen. Mykologen erforschen, wie Pilze wachsen, wo sie leben und wie sie mit anderen Lebewesen zusammenwirken. Ihre Arbeit ist wichtig, um neue Medikamente zu entwickeln, Pflanzenkrankheiten zu bekämpfen oder die Umwelt besser zu verstehen. Kurz gesagt: Mykologen helfen uns, Pilze besser zu verstehen und sinnvoll zu nutzen.

„Die nur wenige Millimeter großen Schleimpilze wachsen bevorzugt nach der Schneeschmelze im Frühjahr auf bereits stark zersetzten Nadelholzstämmen und fallen durch ihre kräftigen Magentafarben auf“, erklärte der Wissenschaftler in der Pressemitteilung.

Bei seiner Entdeckung handelt es sich erst um die zweite in dem Nationalpark – die erste liegt einige Jahre zurück: „Wie seine Recherchen ergaben, gelang der erste Nachweis bereits 2015 vom Schleimpilz-Experten Dr. Lothar Krieglsteiner im Urwaldgebiet Mittelsteighütte, nur zwei Kilometer von der jetzigen Fundstelle entfernt“, heißt es.

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Halb Pilz, halb Tier: Der besondere Schleimpilz aus dem Bayerischen Wald

Die Schleimpilze, zu der das Purpur-Netzkügelchen zählt, sind eine spannende Pilzart, erklärt der Wissenschaftler weiter. Sie nähmen eine Sonderstellung zwischen Pilz- und Tierreich ein, weil „sie sich im jungen Zustand wie begeißelte Amöben fortbewegen können, im Reifezustand aber pilzähnliche Fruchtkörper mit Sporen bilden“, so Karasch.

Schleimpilze gibt es bereits seit rund 600 Millionen Jahren auf unserem Planeten. Viele der 1.000 Arten kommen laut nationalpark-nayerischer-wald.bayern.de weltweit vor. Die wenigen europäischen Nachweise stammen meist aus alten, geschützten Nationalparks, was die Bedeutung dieser Schutzgebiete untermauere, so Karasch. (fhz)

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