Neue Strand-Regel in spanischem Urlaubsort: 750 Euro Strafe fürs Urinieren ins Meer
Eine neue Regel in Marbella sorgt für Aufsehen: Wer ins Meer uriniert, muss tief in die Tasche greifen. Bis zu 750 Euro Strafe sieht die Stadt vor. Für Wiederholungstäter sogar mehr.
Marbella – Beliebte Reiseziele versuchen sich mit teils kuriosen Regeln gegen die negativen Folgen des Tourismus zu wehren. Auf Sardinien beispielsweise riskiert man eine Geldstrafe, wenn man sich nach dem Strandbesuch die Füße nicht wäscht, und in Posillipo muss man seinen Platz am Strand im Vorfeld online reservieren. Die spanische Küstenstadt Marbella macht nun ebenfalls mit einer neuen Verordnung Schlagzeilen: Das Urinieren ins Meer kostet dort ab sofort 750 Euro. Wie genau man einen solchen Verstoß nachweisen will, bleibt allerdings zunächst unklar.
Strafen für Urinieren im Meer: Was an den Stränden von Marbella jetzt gilt
Im Juli hat der Stadtrat von Marbella beschlossen, das Urinieren im Meer und am Strand mit einer Geldstrafe von bis zu 750 Euro zu ahnden. Diese Regelung tritt im September in Kraft, wie das Lokalblatt Marbella24horas berichtet. Wiederholungstäter könnten sogar mit einer Strafe von 1.500 Euro rechnen. Wer zum dritten Mal erwischt wird, muss bis zu 3.000 Euro zahlen. In der Provinz Málaga – zu der auch Marbella zählt – gibt es bereits seit 2004 eine entsprechende Regelung, die jedoch mit einer Strafe von 300 Euro deutlich milder ist. Auch die Stadt Vigo im Norden Spaniens sieht eine ähnliche Strand-Regel vor, wie spanische Medien berichteten.
Wie genau die Regelung kontrolliert und ein Verstoß nachgewiesen werden soll, hat der Stadtrat von Marbella noch nicht bekannt gegeben. Die spanische Tageszeitung El Mundo veröffentlichte dazu eine Karikatur mit einem ironisch gemeinten „Vorschlag“ dazu. Die Zeichnung zeigt einen Strand, auf dem neben dem Wachturm der Rettungsschwimmer ein weiterer Turm steht. Dieser ist mit „Kontrolle der physiologischen Entleerungen“ beschriftet – so nennt die neue Verordnung von Marbella das Urinieren ins Meer. Eine Anfrage von fr.de von IPPEN.MEDIA an das Touristenbüro von Marbella zu den Hintergründen der Strafe und ihrer Durchsetzung blieb zunächst unbeantwortet.
Korallen gefährdet: Wie menschliche Hinterlassenschaften das ökologische Gleichgewicht stören
Aus wissenschaftlicher Sicht ist es an einigen Stellen im Meer tatsächlich sinnvoll, nicht ins Meer zu urinieren. Etwa in der Nähe von Korallenriffen. Diese ökologisch empfindlichen Meeresbewohner können Schäden durch Urin davontragen, auch da der Harnstoff oft Medikamente oder Antibiotika enthält. In stillen Buchten mit warmem Wasser, wo es kaum Austausch der Wassermassen gibt, kann die Konzentration von Urin höher sein und damit größere Auswirkungen haben, wie Ökotest berichtet. Der Stickstoff im Harn wird im Wasser zu Ammonium, das Meerespflanzen und Algen Nährstoffe liefert. Die dadurch zum Wachsen angeregten Algen können demnach den Korallen das Licht entziehen und sie so schädigen.
Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Bucht Maya Bay in Thailand, die durch den Film „The Beach“ berühmt wurde. Die Bucht ist seit August geschlossen, damit sich die Korallen von den Touristenmassen erholen können. Anderswo ist „Pinkeln ins Meer“ aber kaum ein Problem, meinen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Urin besteht grundsätzlich zu rund 95 Prozent aus Wasser, enthält aber auch Natrium, Chloride und Kalium. Diese Stoffe kommen ohnehin im Meerwasser vor. Allein der Atlantik enthält laut den Experten der American Chemical Society (ACS) 350 Trillionen Liter Wasser. Selbst wenn also alle Menschen der Welt gleichzeitig ins Meer urinieren würden, wäre die Menge an Harnstoff laut Experten noch immer verschwindend gering. Das Meer muss ohnehin mit ganz anderen Kalibern klarkommen: Der riesige Finnwal gibt laut Ökotest täglich etwa 1.000 Liter Urin an die Ozeane dieser Welt ab.