Narzissmus-Spezialistin Chris Oeuvray - Femizid: Wenn Liebe tödlich wird – Das müssen Frauen wissen

 

Die narzisstische Vorgeschichte – Wie Kontrolle tödlich endet 

Femizide haben selten spontane Auslöser. Sie sind das Ende einer langen Spirale aus  narzisstischer Kontrolle und emotionalem Missbrauch.

Narzisstische Täter:

  1. Erkennen früh die Schwächen ihrer Partnerin und nutzen sie aus, um sie emotional abhängig zu machen.
  2. Entwerten, kontrollieren und manipulieren, um ihre Macht zu festigen.
  3. Reagieren mit Wut und Rache, wenn die Partnerin gehen will – denn der Verlust der Kontrolle bedroht ihr Selbstbild.

Die Warnzeichen:

  1. Emotionale Manipulation: „Ohne mich bist du nichts!“
  2. Kontrolle und Isolation: Freunde und Familie werden schlechtgeredet oder verboten.
  3. Unberechenbare Wut und plötzliche Zärtlichkeit: Die Frau lebt in einem emotionalen Wechselbad und glaubt, sie müsse nur „besser sein“, um seine Liebe zu verdienen.

Ein besonders tragisches Beispiel ist der Fall Gabby Petito.

Gabby war jung, voller Leben und glaubte an das Gute in ihrem Partner. Sie dachte, sie müsse nur mehr Verständnis zeigen und sich mehr Mühe geben, dann würde alles gut werden. Doch ihr Freund zeigte klassisches narzisstisches Verhalten: Er isolierte sie, kontrollierte ihre sozialen Kontakte und manipulierte ihre Wahrnehmung. Gabby glaubte bis zuletzt, dass sie die Probleme „lösen“ könne – und verlor dabei ihr Leben.

Die unsichtbare Gefahr – Warum viele Frauen die Bedrohung nicht erkennen 

Die unsichtbare Gefahr – Warum viele Frauen die Bedrohung nicht erkennen „Er würde mir nie etwas antun. Er liebt mich doch.“ Ein Satz, der bei vielen Betroffenen tief verwurzelt ist und zeigt, wie emotionale Manipulation die Wahrnehmung der Realität beeinträchtigen kann. Diese Manipulation kann verschiedene Formen annehmen.

Eine davon ist das sogenannte Gaslighting, eine Technik, die darauf abzielt, die Wahrnehmung der Partnerin zu verzerren. Die betroffene Person wird dazu gebracht zu glauben, dass sie übertreibt, zu empfindlich ist oder sogar die Schuld an den Ausrastern des Partners trägt.

Eine weitere Methode besteht darin, vorzugeben, sich ändern zu wollen. Dies dient jedoch nur dem Zweck, Kontrolle über die Partnerin zu behalten. Viele Frauen haben gelernt, sich anzupassen und sich klein zu machen in der Hoffnung, dass alles besser wird. Sie glauben fälschlicherweise, dass sie nur „mehr Liebe geben“ müssen, um den Partner zu beruhigen. Doch die Realität sieht anders aus: Nichts, was sie tun können, wird ihn ändern.

Die Herausforderung besteht darin, diese unsichtbare Gefahr zu erkennen und sich ihr bewusst zu stellen. Nur so können Betroffene beginnen, sich aus dem Netz der emotionalen Manipulation zu befreien und einen Weg hin zu einem gesunden und respektvollen Umgang mit sich selbst und anderen finden.

Gefährliche Ratschläge – Warum „Mehr Mühe geben“ tödlich enden kann 

„Bemüh dich mehr. Sei geduldig. Du musst nur besser kommunizieren.“ - Diese Ratschläge, obwohl gut gemeint, können gefährliche Konsequenzen haben. Viele Frauen, die sich in schwierigen Situationen befinden, suchen Hilfe bei Freundinnen, Familienmitgliedern oder Therapeuten und erhalten solche Ratschläge. Sie werden ermutigt, mehr Verständnis zu zeigen, geduldiger zu sein aufgrund der schwierigen Kindheit des Partners oder klarer zu kommunizieren. Das Problem dabei ist, dass narzisstische Täter genau diese Bemühungen ausnutzen, um ihre Kontrolle zu verstärken. Jede zusätzliche Anstrengung der Frau wird als Schwäche interpretiert und noch mehr ausgenutzt. Infolgedessen läuft sie Gefahr, in eine tödliche Spirale aus Anpassung und Unterdrückung zu geraten.

Was Frauen in solchen Situationen wirklich benötigen, ist emotionale Unterstützung, klare Abgrenzung und den Mut, sich selbst zu schützen. Dies kann notfalls durch eine sichere Trennung und entsprechende Schutzmaßnahmen erreicht werden. Es ist wichtig zu erkennen, dass das „Mehr Mühe geben“ in solchen Fällen nicht nur nutzlos sein kann, sondern auch potenziell gefährlich.

Sich schützen und Hilfe suchen – Wie Sie aus der Spirale ausbrechen können 

Femizide sind tragische Ereignisse, die sich durch eine Reihe von Warnsignalen ankündigen. Es ist wichtig zu wissen, dass es Möglichkeiten gibt, sich zu schützen und diesen gefährlichen Zyklus zu durchbrechen. Ein erster Schritt besteht darin, die Warnzeichen zu erkennen.

Kontrolle, Manipulation und emotionaler Missbrauch sind keine Ausdrücke von Liebe, sondern vielmehr Werkzeuge der Machtausübung. Wenn Sie solche Verhaltensweisen bemerken, ist es wichtig, diese als das zu erkennen, was sie sind. Es ist entscheidend, Unterstützung zu suchen. Frauenhäuser, Beratungsstellen und vertraute Personen können wertvolle Ressourcen sein.

Sie bieten nicht nur Hilfe und Unterstützung an, sondern glauben Ihnen auch und stehen Ihnen zur Seite. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl. Wenn Sie das Gefühl haben, in Gefahr zu sein, dann ist dieses Gefühl wahrscheinlich berechtigt. Ihr Instinkt kann ein mächtiges Werkzeug sein, um Ihre Sicherheit zu gewährleisten. Schließlich ist es wichtig, das Schweigen zu brechen. Scham und Schuldgefühle können mächtige Waffen in den Händen des Täters sein. Sprechen Sie über Ihre Erfahrungen, suchen Sie Hilfe und lassen Sie sich nicht zum Schweigen bringen.

Und vor allem: Geben Sie nicht sich selbst die Schuld. Die Verantwortung für diese Handlungen liegt allein beim Täter, der manipuliert, kontrolliert und Gewalt ausübt.