Auswechslung im SPD-Team
Im Holzkirchner Gemeinderat gibt es einen Wechsel in der 70. Minute, wenn man es im Fußball-Jargon sagen will: Wolfgang Huber gibt Mandat zurück. Der Nachfolger steht schon fest.
Holzkirchen – Die Amtsperiode des Holzkirchner Marktgemeinderats steht tief in der zweiten Halbzeit. Nur 15 Monate sind es noch bis zur nächsten Kommunalwahl. „Beim Fußball wird so ab der 70. Minute gern gewechselt“, erklärte Wolfgang Huber zu Beginn der jüngsten Sitzung, als er seinen vorzeitigen Abschied aus dem Gremium nahm. Jetzt komme auch in der vierköpfigen SPD-Fraktion „ein junger dynamischer Spieler ins Spiel, der diesem Gremium sicher guttut“.
Gemeint war damit nicht Franz Obermayr, der nominell erste Nachrücker auf der SPD-Liste. Wie Huber ist auch Obermayr über 70 Jahre alt; er war 2019 noch einmal ins Gremium gerückt, nachdem er bereits von 2002 bis 2008 Gemeinderatsmitglied in Holzkirchen gewesen war. Diesmal verzichtete Obermayr und machte den Weg frei für den jungen Tim Roll, den nächsten Nachrücker und Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins. Roll wird in der Sitzung am heutigen Dienstag von Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) vereidigt.
Fast 25 Jahre in der Kommunalpolitik engagiert
Aus „wichtigen persönlichen Gründen“ gebe er sein Mandat zurück, erklärte Huber. Die Entscheidung sei länger gereift. „Den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist immer eine Kunst und eine Gnade.“ Per Handschlag verabschiedete er sich von jedem seiner Kollegen. Für Huber ist es schon der zweite vorzeitige Abschied aus dem Gemeinderat: 2010 hatte er das Gremium nach 20-jähriger Zugehörigkeit verlassen, zwei Jahre vor Ablauf des Mandats.
Insgesamt fast 25 Jahre habe sich Huber als Marktgemeinderat engagiert, betonte Bürgermeister Christoph Schmid. „Du warst stets ein streitbarer Gemeinderat.“ Schmid räumte ein: „Bei manchen Themen waren wir uns in herzlicher Abneigung verbunden.“ Doch es habe immer gegenseitigen Respekt gegeben für die Meinung des anderen.
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Respekt aus allen Fraktionen
Auch Robert Wiechmann (Grüne) bekannte, „dass wir beide hier drin nicht immer einer Meinung waren“. Beim Einsatz gegen die Südspange aber habe man Seite an Seite gekämpft. Wiechmann zollte dem Kollegen Respekt: „Solche Leute wie Dich braucht unsere Demokratie.“ Mit Huber sei es „nie fad“ gewesen, ergänzte FWG-Sprecher Torsten Hensel.
Die SPD-Fraktion verliere einen „glühenden Verfechter sozialdemokratischer Werte“, bedauerte SPD-Sprecher Simon Ammer. Ein würdiges Auskommen, gesellschaftliche Teilhabe und bezahlbare Wohnungen seien die „Herzensthemen“ Hubers gewesen: „Ein Holzkirchen für alle, dafür hast Du viel bewegt.“
CSU-Sprecher Sebastian Franz attestierte dem scheidenden Kollegen „Kampfgeist und Bürgernähe“. Huber zeige durch den Rücktritt einmal mehr, dass „er immer für eine Überraschung gut ist“. Das Gremium verliere einen „Überzeugungstäter für kommunale Belange“, der nichts an Elan verloren habe.