Trotz langer Arbeit nur Mini-Rente – Wagenknecht wettert: „Deutschland steuert auf Rentenkatastrophe zu“
Zahlen der Bundesregierung zeigen: Trotz jahrelanger Beitragszahlung werden Beschäftigte eine kleine Rente erhalten. Die Forderung nach einer Rentenreform wird lauter.
Berlin - Das im Alter die gesetzliche Rente allein oft nicht ausreicht, wird immer deutlicher. Dies legt nun auch eine aktuelle Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Abgeordneten Sahra Wagenknecht nahe. Fast ein Drittel der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland, die nach 40 Berufsjahren in Rente gehen, erhalten demnach eine Rente von weniger als 1100 Euro netto pro Monat. Rund sieben Millionen Beschäftigte mit einem Bruttolohn von bis zu 3000 Euro bekommen eine Rente von weniger als 1400 Euro netto.
Die Rentenpolitik will Wagenknecht deshalb zu einem zentralen Thema im Wahlkampf ihrer neuen Partei, dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) machen. „Die Rente ist möglicherweise das größte soziale Problem unserer Zeit“, sagte die Parteichefin der Augsburger Allgemeinen. Trotz jahrzehntelanger Beitragszahlungen seien niedrige Renten ein sozialpolitischer Skandal. „Deutschland steuert auf eine Rentenkatastrophe zu, das ist gesellschaftlicher Sprengstoff“, so Wagenknecht.

Wagenknecht: Deutschland hat eines der schlechtesten Rentensysteme Europas
„Das BSW ist Stimme deutscher Rentner“, sagte die Bundestagsabgeordnete und frühere Linkspartei-Politikerin. Deutschland habe eines der schlechtesten Rentensysteme in Europa, bilanzierte sie. Der Sozialverband Deutschland kritisierte Wagenknechts Aussagen. „Es ist falsch zu behaupten, das deutsche Rentensystem sei eines der schlechtesten“, sagte die Vorsitzende Michaela Engelmeier in einer Mitteilung. Denn die gesetzliche umlagefinanzierte Rente sei mit dem sehr umfangreichen Leistungsspektrum - von Alters- über Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenrenten, bis hin zu Reha- und Präventionsleistungen - grundsätzlich ein richtig gutes System. Es müsse jedoch noch verbessert und weiter stabilisiert werden.
Dass das deutsche Rentensystem angepasst werden muss, ist auch der Bundesregierung klar. „Deshalb wird die Bundesregierung im Februar ein Rentenpaket II vorlegen, mit dem wir dauerhaft das Rentenniveau in Deutschland sichern“, sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) Anfang des Monats. Eine Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters werde es mit der Regierung nicht geben.
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Mit Rentenreform soll Aktienrente in Deutschland kommen
Mit dem zweiten Rentenpaket sollen das Rentenniveau festgeschrieben und die sogenannte Aktienrente eingeführt werden. Geplant ist, dass das Rentenniveau auch langfristig nicht auf weniger als 48 Prozent eines Durchschnittslohns sinken soll.
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Auf Betreiben vor allem der FDP soll mithilfe neuer Schulden ein Kapitalstock angelegt werden, der an den Kapitalmärkten eine Rendite erwirtschaften soll, die ab Mitte der 30er-Jahre die Beiträge zur Rentenversicherung entlasten soll. Kritiker monieren jedoch, dass die Pläne nicht weit genug gehen, um das Rentensystem nachhaltig zu verbessern.
(mit Material von dpa und Reuters)