Ausgerottet geglaubtes Virus schlägt um sich: Fallzahl so hoch wie 27 Jahren nicht – Kind stirbt bei Ausbruch

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Maserninfektionen auf Rekordhoch in Europa: WHO schlägt Alarm. In den USA kommt es zudem zum ersten Todesfall seit zehn Jahren.

Kassel – Die Maserninfektionen steigen. Die Viruserkrankung ist extrem ansteckend und kann im Extremfall lebensbedrohlich sein. Nachdem die Zahlen bis 2016 in der europäischen Region rückgängig waren, verzeichnet die WHO jetzt die höchsten Zahlen seit 27 Jahren. Auch die USA kämpft mit einem Masernausbruch.

Virus greift um sich: WHO meldet höchste Zahl von Masernfällen seit 27 Jahren

Masern werden durch das Masern-Virus ausgelöst und sind hoch ansteckend. Die gemeldeten Masernfälle haben sich nach Angaben der WHO seit 2023 verdoppelte. © Stocktrek Images/IMAGO

Die Masernfälle waren 2024 so hoch wie seit 27 Jahren nicht mehr, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 13. März mit. Insgesamt wurden in der europäischen Region, die Länder in Europa und Zentralasien umfasst, rund 127.000 Masernfälle gemeldet. Damit hat sich die Zahl der Masernfälle im vergangenen Jahr gegenüber 2023 verdoppelt. Bei mehr als der Hälfte der Fälle war ein Krankenhausaufenthalt erforderlich. Bislang wurden 38 Todesfälle für 2024 als Folge der Erkrankung gemeldet (Stand 6. März 2025). 

Masern-Virus trifft vor allem Kinder – mehr als 40 Prozent der Fälle

Am meisten trifft die Maserninfektion Kinder. Mehr als 40 Prozent der gemeldeten Fälle in der Region betrafen nach Angaben der WHO Kinder unter fünf Jahren. In Deutschland schwankt die Zahl der registrierten Masernfälle laut RKI von Jahr zu Jahr. 2024 wurden demnach bis zum 25. September 552 Masernfälle gemeldet – ein enormer Anstieg im Vergleich zu 2023. In Deutschland besteht seit 2020 de facto eine Impfpflicht für Kinder. Dadurch ist die Impfrate hier merklich gestiegen.

Masernausbruch in den USA: Erster Todesfall seit zehn Jahren

Doch nicht nur die europäische Region hat mit Masern zu kämpfen. Auch in den USA breiten sich die Masern aus – obwohl sie in dem Land seit 2000 als ausgerottet galten. Bisher sind 301 Fälle (Stand 14. März) in der ganzen USA gemeldet worden. Vor allem der Bundesstaat Texas ist betroffen. Hier stellte das Texas Department of State Health Service seit Ende Januar 279 Fälle (Stand 18. März) fest. Ende Februar hatte es den ersten Masern-Todesfall der USA seit zehn Jahren gegeben. Ein ungeimpftes Schulkind war mit Masern in ein Krankenhaus eingeliefert worden und ist dort nach Angaben der Behörden gestorben.

Masern

Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten. Neben Krankenhausaufenthalten und Todesfällen aufgrund von Komplikationen wie Lungenentzündung, Enzephalitis, Durchfall und Dehydrierung können die Masern auch verheerende Langzeitschäden wie Erblindung verursachen. Das Virus löst bei fast allen ungeschützten Menschen Symptome aus. Dazu gehören Fieber, Husten und der typische Hautausschlag, der sich über den ganzen Körper ausbreiten.

New Mexiko bestätigte zudem einen weiteren Todesfall: Ein Patient wurde nach seinem Tod positiv auf Masern getestet. Die offizielle Todesursache ist von der Behörden noch nicht bekannt gegeben, die U.S. Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) stuften den Todesfall jedoch als Masernfall ein.

Gefährliche Empfehlung: Impfgegner und US-Gesundheitsminister schlägt Vitamin A und Lebertran vor

Der US-Gesundheitsminister macht währenddessen kontroverse Vorschläge. Robert F. Kennedy Jr., der als radikalen Impfgegner gilt, betonte in mehreren Interviews die Bedeutung von Schutzimpfungen, bezeichnete sie aber auch als persönliche Entscheidungen. In anderen Interview mit Fox News verwies er hingegen auf Vitamin A und Lebertran als Heilmittel.

Masernprävention: Impfung ist der beste Schutz

Die Biologieprofessorin Kirsten Hokeness von der Bryant University, sowie unzählige andere Ärzte und Experten, widersprachen dem Gesundheitsminister: Die beste Methode, Masern zu vermeiden, sei die Schutzimpfung. Mit zwei Dosen des MMR-Impfstoffes könnte die Krankheit gestoppt und langfristig ausgerottet werden, ähnlich wie Pocken. Hohe Impfquoten sorgten zufolge dem Deutschem Bundesministerium für Gesundheit für eine Unterbrechung der Masern-Infektionsketten und dämmten damit die Virus-Zirkulation ein. Bei einer Immunität in der Bevölkerung von 95 Prozent werden demnach auch Personen geschützt, die (noch) nicht geimpft seien.

Die Covid-19-Pandemie habe jedoch die Gesundheitsstrategie gestört und zur sinkenden Impfquote beigetragen. „Ohne hohe Impfquoten gibt es keine Gesundheitssicherheit“, warnte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, „Jedes Land muss seine Anstrengungen verstärken, um die unzureichend geimpften Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Das Masernvirus ruht nie – und wir dürfen das auch nicht.“ (pk)

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