Weil der Held ein undokumentierter Einwanderer ist: MAGA-Zoff um neuen Superman-Film

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Der neue Superman-Film von Regisseur James Gunn polarisiert. Noch gar nicht gestartet, fühlen sich Trump-Anhänger auf den Schlips getreten. Die Gründe hierfür.

Washington, D.C. – Fremd in der Welt, in der er auf einmal lebt. Nicht vertraut mit Gebräuchen, Verhaltensweisen, der Interaktion mit anderen. Anders wirkend, seinen Platz in dieser für ihn neuen Welt suchend. Das könnte die Geschichte eines Flüchtlings sein, der politisch verfolgt wird oder dem Krieg in der Heimat entflohen ist.

In diesem Fall ist jedoch Kal-El, der breiten Masse besser bekannt als Comic-Held Superman, gemeint. Noch im Juli startet der gleichnamige DC-Film, bei dem James Gunn Regie geführt hat. Im Rahmen der üblichen Promo-Tour für seinen Blockbuster sprach der 58-Jährige auch über die Motive hinter der Superhelden-Fassade und der übergeordneten Bedeutung, die Gunn seiner Superman-Interpretation beimisst. Das kommt im MAGA-Lager der Anhänger von US-Präsident Donald Trump alles andere als gut an.

„Etwas, das wir verloren haben“: James Gunn versteht Superman als Einwanderer-Geschichte

„Ich meine, Superman ist die Geschichte Amerikas“, heißt es von Gunn im Interview mit The Times of London (hinter Paywall). Für den Regisseur, der im Bereich der Superhelden-Verfilmungen bereits für „Guardians of the Galaxy“ und „The Suicide Squad“ verantwortlich zeichnete, steht fest: „Er ist ein Einwanderer, der von anderswo kam und das Land bevölkerte. Aber für mich ist es vor allem eine Geschichte, die zeigt, dass grundlegende menschliche Güte ein Wert ist und etwas, das wir verloren haben“.

Leben nicht im selben Universum: DC-Held Superman, hier dargestellt durch Schauspieler David Corenswet (links), und US-Präsident Donald Trump. © Landmark Media/Al Drago/imago/Montage

Aussagen, die nicht überall positiv aufgenommen werden. Der Vorwurf beziehungsweise die Befürchtung: Gunns Superman-Interpretation wird mehr eine kulturell, politisch progressive Parabel sein als das, was sich die eingefleischten Fans der DC-Comics erhoffen: ein traditioneller, actiongeladener Superheldenfilm. Liegt die Wahrheit womöglich in der Mitte?

Donald Trump spaltet die USA – wie wohl auch der neue „Superman“-Film von DC

Fakt ist: Die Entscheidung von Gunn, die Reise von Superman als Metapher für Einwanderung herzunehmen, ist prinzipiell nicht neu. Doch rückt das Times-Interview vom Regisseur den Superhelden wieder in ein Fadenkreuz der aktuellen Gesellschaft in den USA, die nur so von Spaltungen und Rissen, allein politischer Natur, gezeichnet ist und sich nicht zuletzt in massiven Protesten gegen Trump ausdrückte.

Die Erwartungshaltung an die Reaktionen des Publikums vonseiten Gunns? Da macht der 58-Jährige keinen Hehl aus seiner klaren Position. „Natürlich wird es da draußen Idioten geben, die einfach nicht nett sind und es als beleidigend empfinden, nur weil es um Güte geht. Aber sch*** auf sie“. An diesen angesprochenen „Idioten“, wie Gunn sie nennt, mangelt es definitiv nicht.

Politisch zu aufgeladener „Superman“-Film? Woran sich Kritiker stören

Filmkritiker, die sich an Superheldenfilme abarbeiten, weisen schon vor dem Kinostart von „Superman“ (in Deutschland läuft der Film bundesweit am 10. Juli an) auf Hollywoods mitunter überbordende Tendenz hin, ganz offen politische aufgeladene Themen in beliebten Franchisen unterzubringen. Auch hier die Befürchtung: der ideologische Ansatz von Gunn könnte mehr Zuschauer verschrecken als anziehen.

Da ist zum Beispiel Clay Travis, US-amerikanischer Schriftsteller, Anwalt, Moderator, politischer Kommentator – und Trump-Wähler. Der aktuelle US-Präsident sei sogar der erste republikanische Kandidat, den er unterstützt habe. Über Support durch Tracis wird sich der „Superman“-Film von James Gunn derweil nicht freuen dürfen. Auf X (ehemals Twitter) ließ Travis bereits verlauten, dass Gunn „ein absoluter Idiot sei, das eine Woche vor dem Kinostart öffentlich zu machen“. Gemeint waren damit natürlich die Aussagen des Regisseurs im Times-Interview.

Ähnlich wie die Filmkritiker mit offensichtlicher Aversion gegen Superhelden-Produktionen schlägt auch Travis in dieselbe Kerbe: „Amerika sehnt sich verzweifelt nach unpolitischer Unterhaltung, und Hollywood kann sie nicht liefern“. Das MAGA-Lager zeigt sich empört, gemäß der Bedeutung der Abkürzung (Make America Great Again) sehen sie den Gunn-Weg hinsichtlich der Superman-Umsetzung nicht als den ihren, wahren Pfad an.

MAGA-Anhänger und Trump-Unterstützer schießen sich auf „Superman“-Regisseur ein

Auf Outkick, einer Plattform von Travis für seine eigene, heilige Dreifaltigkeit – College Football, OnlyFans-Models und Stars aus „Erwachsenenfilmen“ – nimmt Autor John Simmons eine ähnliche Position ein. Die „Bedeutung des kultigsten Superhelden aller Zeiten“ sei „sabotiert worden“, die meisten Menschen „mit gesundem Menschenverstand“ würden jedoch die „lächerliche Tirade“ von Regisseur James Gunn durchschauen.

Da, wo der Finger in die offene, schmerzhafte Wunde Amerikas namens Einwanderung und den Umgang mit dieser gelegt wird, ist die Diskussion schnell groß und laut. Nicht anders ist zu erklären, warum sich Simmons so sehr in Rage schreibt. Sein Standpunkt: „Wenn eine harte Haltung gegenüber illegaler Einwanderung das schwache Gehirn eines Hollywood-Linken brechen soll, dann soll es so sein. Gunns Engagement für mehr Wokeness wird ihn wahrscheinlich noch mehr belasten“.

„Superman“-Verfilmung als Einwanderer-Geschichte: Kritik an MAGA-Anhängern wird laut

Und Gunn selbst? Wie eingangs erwähnt, will sich der Regisseur von den kritischen Stimmen nicht beirren lassen. Selbiges gilt für seinen Bruder Sean Gunn, der als Schauspieler unter anderem in allen drei „Guardians of the Galaxy“-Verfilmungen, „Thor: Love and Thunder“ und „The Suicide Squad“ aufgetreten ist.

Von einem „Variety“-Reporter darauf angesprochen, dass sein Bruder vom MAGA-Lager für seine „Superman ist ein Einwander“-Aussage harsch kritisiert wurde, ließ er wissen: „Darum geht es in dem Film: Wir unterstützen unsere Leute, Superman ist ein Einwanderer und die unterstützen wir. Wer das nicht mag, ist gegen den amerikanischen Weg“.

Supermans schwerster Kampf: MAGA-Anhänger und Trump-Supporter wenden sich ab

In diversen Fan-Foren ist zu lesen, dass Krypton, der Heimatplanet von Superman, gut 27 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Zur Einordnung: Ein Lichtjahr beläuft sich auf 9.656.064.034.768.020.000 Kilometer. So viel scheint auch die Entfernung all der MAGA-Anhänger, Trump-Unterstützer und Einwanderer-Gegner zu betragen, die Gunns „Superman“-Verfilmung verbal zu Grabe tragen wollen.

Doch aus diesem – das hat die Filmhistorie gezeigt – kann auch ein Superman wiederauferstehen. Um für „Wahrheit, Gerechtigkeit und den amerikanischen Weg zu kämpfen“. Dem richtigen, wohlgemerkt. (han)

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