80 Prozent ihrer Plakate seien zerstört oder entwendet worden, sagt der Kreisvorsitzende. Andere Parteien bezweifeln das Ausmaß.
Erding – Der Ton wird rauer, zumindest seitens der AfD, deren Kreisvorsitzender Wolfgang Kellermann in einer Pressemitteilung „eine blinde Zerstörungswut an AfD-Plakaten“ kritisiert. Die AfD habe im Stadtgebiet Erding gut 100 Stellplakate aufgestellt, „von denen nach wenigen Tagen rund 80 Prozent zerstört, beschädigt oder entwendet wurden“. Den Sachschaden beziffert Kellermann auf 2000 Euro.
Andere Parteien bezweifeln dies. „Eine Zerstörungsrate von 80 Prozent hatten wir nicht einmal im bisher härtesten Wahlkampf zum Landtag 2023, das ist wirklich absolut unrealistisch“, sagt Konrad Thees, Kreisvorsitzender der Grünen. Und CSU-Stadtrat Günther Adelsberger meint: „Da übertreiben die AfDler wieder maßlos, sie fühlen sich halt immer als Opfer.“
Bei der CSU hielten sich laut Adelsberger bis Mittwoch die Beschädigungen an den Plakatständern in Grenzen. „In der Münchner- und der Krankenhaussstraße waren Schmierfinken am Werk, auch einige Abrisse sind bis jetzt zu beklagen“, meint Adelsberger. In der Nacht zum Freitag wurde dann aber gewütet: „Münchner-, Dachauer-, Sigwolfstraße, überall große Schäden. Wie es im restlichen Stadtgebiet ausschaut, weiß ich noch nicht“, sagt er geknickt.“
FDP-Kreisrätin Rosi Neumeier-Korn berichtet, dass in Erding vereinzelt ein paar Plakate zerstört worden seien, das sei „bisher zum Glück überschaubar“. Erdings 2. Bürgermeisterin Petra Bauernfeind hörte sich bei ihren FW-Kollegen um. Ergebnis: „Keine besonderen Vorkommnisse bisher.“ Die Grünen zählen aktuell zwei zerstörte Plakate in Erding und drei im Gemeindebereich Wörth – „also nicht so viel“, meint Thees, „aber alles innerhalb der vergangenen zwei Tage“.
Veranstaltung jetzt in Oberding
Was die AfD ansonsten wurmt: Sie musste kurzfristig ihre am Sonntag um 19.30 Uhr in Moosinning geplante Veranstaltung mit Serge Menga und Bundestagsdirektkandidatin Manuela Schulz zum Neuwirt nach Oberding verlegen, zumal das Stammlokal in Eichenried bis einschließlich 29. Januar Betriebsurlaub hat. Angeblich habe der Daimerwirt anonyme Mails und Anrufe sowie schlechte Bewertungen erhalten, woraufhin dieser die Räumlichkeit gekündigt habe. Kellermann wütete in seiner Pressemitteilung: „Beschimpfen, drohen und hetzen – was hat das mit Demokratie zu tun?“ Er findet es „bedauerlich, dass der Daimerwirt in Moos㈠inning die anonymen Attacken nicht ausgehalten hat“ und hält der Wirtsfamilie in seinem Statement vor, dass fast alle AfD-Lokalitäten anonym bedroht worden seien, diese aber den Drohungen standgehalten hätten. Im Gespräch mit der Heimatzeitung ruderte Kellermann hier aber deutlich zurück. Wenn er die Wirtsfamilie in ein schlechtes Licht gerückt habe, dann bedauere er dies. „Man kann schon dafür Verständnis haben, dass jemand den Druck nicht aushalten kann.“
Stellt sich allerdings die Frage, ob dem wirklich so war. Dass das Wirtshaus, das in der Region höchst beliebt und geschätzt wird, als Restaurant eine Negativbewertung bekam, ist online nachlesbar. Dem Vernehmen nach ging es der Wirtsfamilie aber nicht um etwaige Bedrohungen, sondern dass sie schlichtweg nicht vorab über die Art und Größe der Veranstaltung informiert worden sei. Selbst Kellermann rechnet, wie er der Heimatzeitung mitteilte, für Sonntag mit „50 Leuten aufwärts“. Eine Stellungnahme der Moosinninger Wirtsfamilie gibt es nicht. Sie will sich nicht zu diesem Thema äußern und sich einfach um ihre Gäste kümmern.