Nach Schockanrufen in Hausham und Gmund: Polizei nimmt mutmaßlichen Geldabholer mit Beute fest

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Letzter Halt Gmund: In der Nähe des Bahnhofs konnte die Polizei den mutmaßlichen Geldabholer festnehmen. Jetzt sitzt er in Untersuchungshaft. © Thomas Plettenberg

Eine Haushamerin hatte einem Unbekannten schon Schmuck und Bargeld übergeben, während der Polizei landkreisweit Schockanrufe gemeldet wurden. In diesem Fall endete die Betrugsmasche aber noch einmal glimpflich: Die Beamten konnten einen mutmaßlichen Geldabholer (50) in Gmund festnehmen.

Gmund/Hausham – Das ging schnell: Innerhalb weniger Stunden haben erst zahlreiche Landkreisbürger betrügerische Anrufe erhalten, dann konnte ein mutmaßlicher Geldabholer im Bereich des Gmunder Bahnhofs festgenommen werden. Über den Erfolg, den die Beamten schon am vergangenen Freitag verbuchten, berichtet nun das Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Sprecherin Lisa Maier schildert in der zugehörigen Pressemitteilung aber nicht nur die Erfolgsgeschichte, die eine Nachbarin mit ihrer vorbildlichen Reaktion ermöglicht habe. Die aktuellen Fälle zeigten auch, „dass, obwohl die Maschen der erpresserischen Betrüger hinlänglich bekannt sind, leider immer wieder, vor allem ältere, Menschen Opfer dieser Taten werden und teils horrende Geldsummen verlieren“. Erneut warnt die Polizei mit Verhaltenstipps.

Einen Erfolg für sich verbuchte ein betrügerischer Anrufer im aktuellen Fall bei einer 57-jährigen Frau aus Hausham. Ihre Tochter habe einen schweren Verkehrsunfall verursacht, wobei jemand verstorben sei, erklärte der Mann gegen 10 Uhr am Telefon. Deshalb müsse sie eine Kaution bezahlen, um so die Haft ihrer Tochter abwenden zu können. Die Haushamerin sei „überrumpelt von diesem erpresserischen Verhalten" gewesen, schreibt die Polizei später. Tatsächlich übergab die Frau dem bisher unbekannten Mann gegen 15 Uhr Bargeld im niedrigen fünfstelligen Bereich sowie Goldschmuck. „Der Abholer entfernte sich anschließend unerkannt“, heißt es im Polizeibericht weiter. Doch die Frau wurde im Nachhinein skeptisch, verständigte die Polizei und beschrieb den unbekannten Abholer.

Nachbarin wendet sich an die Polizei

Währenddessen, gegen 15.40 Uhr, erhielt eine Frau aus Gmund einen ähnlichen betrügerischen Anruf. Ihr Sohn habe einen Verkehrsunfall verursacht, wobei eine schwangere Frau verstorben sei. Es müsse eine hohe Kaution bezahlt werden, um den Sohn vor der Haft zu bewahren. „Die 75-Jährige wandte sich an eine Nachbarin und bat um Unterstützung bei der Geldübergabe“, schildert Maier weiter. Sie dürfe aber mit niemandem sprechen, da ihrem Sohn etwas Schlimmes passiert sei, habe die Seniorin ihrer Nachbarin erklärt.

Die Nachbarin kam diesem Wunsch jedoch nicht nach – und reagierte „glücklicherweise genau richtig“, wie Maier mitteilt. Noch vor der möglichen Geldübergabe verständigte die Nachbarin die Polizei. Kurz zuvor war zudem ein Mann in der Siedlung aufgefallen, der den Nachbarn komisch vorkam. „Etliche Polizeistreifen fahndeten daraufhin nach einem mutmaßlichen Geldabholer, welcher in Verbindung mit den betrügerischen Anrufen stehen könnte.“ Offenbar mit Erfolg.

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„Im näheren Umfeld des Bahnhofs Gmund konnte kurz darauf durch eine Streife der Polizeiinspektion Bad Wiessee ein Mann gesichtet werden, welcher auf die Beschreibung des Geldabholers am gleichen Tag in Hausham passte“, schreibt Maier. Nach kurzer Überprüfung nahmen die Polizisten den Mann vorläufig fest. Nur kurz darauf erhärtete sich der Verdacht: Dem Mann konnte ein Fahrzeug zugeordnet werden, schreibt die Sprecherin, in dem sich die Tatbeute – Bargeld und Schmuck – von dem Betrugsfall in Hausham befunden habe.

Tipps der Polizei

Betroffene sollten sich nicht unter Druck setzen lassen – auch nicht durch angeblich dringende Ermittlungen. Die Polizei fordere niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände. Der Rat: einfach auflegen, keine Auskünfte geben, niemanden hereinlassen, die Nummer nicht zurückrufen und den Notruf 110 wählen.

An diesem Punkt übernahm die für organisierte Betrugsdelikte zuständige Kriminalpolizeiinspektion mit Zentralaufgaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd unter Leitung der Staatsanwaltschaft München II die Ermittlungen, heißt es in der Mitteilung weiter. Der Tatverdächtige, ein 50-Jähriger mit tschechischer Staatsbürgerschaft, wurde noch am darauffolgenden Samstag auf Antrag der Staatsanwaltschaft dem Ermittlungsrichter vorgeführt. „Dieser erließ Haftbefehl, und der Beschuldigte wurde unmittelbar in eine Justizvollzugsanstalt überstellt, wo er nun in Untersuchungshaft sitzt.“ nap

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