„Schlechtreden der Pflegedienste muss aufhören“: Deutliche Worte bei Jubiläum der Ökumenischen Sozialstation

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Eine Spende pro Ballon: Der gesamte Erlös kommt dem Hospizverein zugute. Laut der Vorsitzenden Renate Dodell eine „edle“ Aktion. © Ralf Ruder

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Ökumenischen Sozialstation Oberland wurde am Freitag eine Einrichtung gefeiert, die in der Öffentlichkeit oft nur wenig Beachtung findet.

Peißenberg – Böbings Bürgermeister Peter Erhard brachte es im Laufe der Jubiläumsfeier in Peißenberg auf den Punkt: Jeder kenne sie, die kleinen roten Autos der Ökumenischen Sozialstation. Überall im Landkreis sind sie unterwegs – „der Pflegedienst halt“, so das gängige Bild in der Bevölkerung. Welch eine wichtige Aufgabe dieser jedoch übernimmt, werde vielen Menschen leider erst dann bewusst, „wenn sie ihn brauchen“, bedauerte er.

Erhard appellierte daher, eine Botschaft nach draußen zu tragen. Das Land brauche schließlich nicht nur Bachelor- und Masterabsolventen. Der Pflegesektor müsse endlich die ihm zustehende Wertschätzung erfahren. Dem pflichtete auch sein Kollege aus Peiting, Peter Ostenrieder, bei. Ein „Schlechtreden der Pflegedienste muss aufhören“, forderte dieser. „Das kann‘s nicht sein.“

Stetiger Zuwachs an Fachkräften wird gebraucht

Für das 50-jährige Jubiläum der ökumenischen Sozialstation hatte man gleich eine ganze Handvoll Gastredner in die Tiefstollenhalle geladen. Für „ihr herausragendes Engagement“ bedankte sich zunächst Christine Schwendner vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention. „Eine Erfolgsgeschichte, auf die man stolz sein kann“, sagte sie. Die Leidenschaft und Begeisterung der Mitarbeitenden sei förmlich ansteckend. Im Pflegesektor benötige es Menschen, die „im Bedarfsfall verlässlich agieren“, bemerkte Schwendner. Schließlich könne es auch im persönlichen Umfeld ganz plötzlich zu einem Pflegefall kommen. Der ungemein hohe Anteil an ungedecktem Beratungsbedarf verlange jedoch nach einem stetigen Zuwachs an Fachkräften. In dem durchaus herausfordernden Berufsfeld „gibt es auch viele glückliche Momente“ – und sei es manchmal nur „das gemeinsame Lachen“, warb Schwender für die Sozialstation.

Eine Urkunde für die Geschäftsführerin überreichten Diakon Markus Müller und Brigitta Hofmann.
Die Urkunde für Claudia Hörbrand überreichten Diakon Markus Müller (l.) und Brigitta Hofmann (r.). © Forian Zerhoch

Ein wahres Loblied auf das Team um Geschäftsführerin Claudia Hörbrand sang anschließend Landrätin und Schirmherrin der Einrichtung, Andrea Jochner-Weiß. Die Sozialstation sei aus dem Landkreis „nicht mehr wegzudenken“. „Sie haben es Menschen zu Hause leichter gemacht. Das nenne ich gelebte Nächstenliebe“, verkündete sie und bezeichnete die Mitarbeitenden als „Helden des Alltags“. Viele Pflegebedürftige könnten der Sozialstation zum Dank in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. „Ein echter Meilenstein in der Geschichte unseres Landkreises“, so Jochner-Weiß weiter.

Pflegebedarf steigt rapide in die Höhe

Im Anschluss kamen noch einige weitere Gäste zu Wort. Darunter auch zahlreiche Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden, die von eigenen positiven Erfahrungen mit der Sozialstation berichteten, sich für mehr Akzeptanz aussprachen und hinsichtlich einer zusehends älter werdenden Gesellschaft mehr Lohn und finanzielle Entlastung für Pflegekräfte forderten. Über eine „tolle Vernetzung“ freute sich vorrangig Peißenbergs Bürgermeister Frank Zellner. Da sich die Sozialstation bei ihm im Rathaus angesiedelt hatte, müsse man bei Gesprächsbedarf „nur die Treppe rauf oder runter“, so Zellner.

„Ich fühle mich hier am richtigen Platz“, gestand Claudia Hörbrand sichtlich emotional, nachdem sie von CAB-Caritas-Geschäftsführerin Brigitta Hofmann und Diakon Markus Müller eine Urkunde für ihre Verdienste überreicht bekommen hatte. „Jeder Einzelne ist für uns enorm wichtig“, betonte sie. Wie in vielen anderen Branchen sucht man allerdings auch in der Pflege händeringend nach Personal. Denn während der Pflegebedarf rapide in die Höhe steigt, tue sich bei der Zahl an Fachkräften vergleichsweise wenig.

„Ohne meine Mitarbeiter läuft gar nichts“, beteuerte Claudia Hörbrand und eröffnete wenige Momente später den „Markt der Möglichkeiten“, wo sich zahlreiche Partner der Sozialstation präsentieren durften. Zudem befand sich in der Eingangshalle die Spendenbox der Jubilare, deren gesamter Erlös dem Hospizverein zukommen soll. „Dass sich die Sozialstation zum Geburtstag Spenden an eine andere Einrichtung wünscht, ist edel“, bedankte sich die Vorsitzende Renate Dodell.

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