Seit anderthalb Jahren keine Geburtshilfe - Zukunftaussichten düster

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Das Hebammenteam der Geburtshilfe am Schongauer Krankenhaus genoss einen guten Ruf, der über die Landkreisgrenzen hinausging. © HEROLD/ARCHIV

Ein Jahr nach Vorstellung des Projekts „Hebammengeleitete Geburtshilfe“ hat sich in dieser Frage im Landkreis Weilheim-Schongau nichts getan.

Landkreis – Seit anderthalb Jahren gibt es im Landkreis Weilheim-Schongau keine Geburtenstation mehr, nachdem die Geburtshilfe in Schongau wegen Ärztemangels geschlossen wurde. Schwangere müssen auf Krankenhäuser in anderen Landkreisen ausweichen, wenn sie Wert auf eine ärztlich überwachte Entbindung legen.

Vor einem Jahr wurde auf Betreiben von Susann Enders (Freie Wähler, Weilheim) das neue Konzept der hebammengeleiteten Geburtshilfe im Kreistag vorgestellt. Sie hatte die Vorsitzende des Bayerischen Hebammenverbandes, Mechthild Hofner, eingeladen, um es vorzustellen. Der Kreistag beschloss bei zwei Gegenstimmen, das Projekt „ideell zu unterstützen“. Das lag auch daran, dass in der gleichen Sitzung beschlossen wurde, die Insolvenz der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH abzuwenden, den „Transformationsprozess“ zu starten und damit auch mehrere hundert Mitarbeiter zu entlassen.

Unverständnis beim Bayerischen Hebammenverband

Was ist seitdem passiert? Eine Nachfrage bei der Initiatorin Susann Enders ergibt: Nicht allzu viel. „Das Modell ist von Seiten der Geschäftsführung der Krankenhaus GmbH als nicht praktikabel bzw. nicht finanzierbar eingeschätzt worden.“ Sie sei nach wie vor in engem Austausch mit der Vorsitzenden des Bayerischen Hebammenverbands. Auch da herrsche Unverständnis über die Entwicklung.

Enders gab aber auch zu bedenken, dass sie „die Mehrheiten im Aufsichtsrat akzeptieren“ müsse und verwies auf die nach wie vor schwierige Lage des Unternehmens. Der Kreistag habe nachdrücklich eine Begrenzung der Zuschüsse für die Krankenhaus GmbH gefordert. Zudem belaste die Verschleppung der Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach das Unternehmen zusätzlich und erschwere die Planungen für die Zukunft.

„Ideelle Unterstützung“ scheint nicht auszureichen

Hier rächt sich, dass der Kreistag vor einem Jahr lediglich seine „ideelle Unterstützung“ bekundet hatte. Denn zum Nulltarif wird sich eine hebammengeleitete Geburtshilfe nicht betreiben lassen, das wurde schon damals deutlich. Geplant war ursprünglich, dass die Hebammen, die sich an dem Versuch beteiligen, den Kreißsaal im ehemaligen Schongauer Krankenhaus für die Geburtshilfe anmieten und eigenverantwortlich betreiben. Dort könnten dann alle Geburten stattfinden, bei denen im Vorfeld kein Risiko besteht. Sollten dabei dennoch Komplikationen auftreten, wurde damals gesagt, müsse rund um die Uhr ein Rettungswagen für die Verlegung bereitstehen. Oder eine Kooperation mit einer Klinik eingegangen werden, bei der permanent ein Notfallteam vorgehalten werden muss.

Michael Asam (SPD/Peiting), Kreisrat und Aufsichtsratsmitglied der Krankenhaus GmbH, hatte damals die dafür nötigen Kosten auf „einen siebenstelligen Betrag“ geschätzt, dennoch seine Unterstützung angekündigt. Er regte an, den Hebammen den Kreißsaal für einen Euro Jahresmiete zu überlassen. Passiert ist seitdem allerdings kaum etwas in Sachen Geburtshilfe.

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