Trumps „Patriot“ als Wende im Ukraine-Krieg? Experte warnt vor „Fehler“
Donald Trump will Patriot-Systeme in die Ukraine schicken – und das wohl auch aus Ärger über Putin. Europa sollte dennoch gewarnt sein, mahnt ein Experte.
Nun also doch. US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, der Ukraine Patriot-Luftabwehrsysteme zu liefern. „Wir werden ihnen Patriots schicken, die sie dringend brauchen“, sagte Trump. Dabei hatte das Pentagon erst vor zwei Wochen wichtige Waffenlieferungen an die Ukraine gestoppt. Wie wichtig sind die Patriot-Systeme für die Ukraine? Ein Gamechanger im Krieg?
Experte zu Trumps Patriot-Wende: Was das Abwehrsystem kann – und was nicht
Militärexperte Nico Lange bremst auf Anfrage unserer Redaktion die Erwartungen an die Patriot-Lieferungen. „Das hilft der Ukraine bei der Verteidigung gegen Raketen und Marschflugkörper“, erläutert Lange. Flugabwehrsysteme wie Patriot sind defensive Waffen; sie werden zur Verteidigung, nicht zum Angriff, eingesetzt – und sind laut dem Experten in ihrem Leistungsvermögen limitiert. „Die Patriot helfen nicht gegen die hunderten und tausenden von Kamikaze-Drohnen, mit denen Russland ukrainische Städte seit Wochen terrorisiert.“
Dass Trump jetzt doch zur Patriot-Lieferung bereit sei, solle man zudem nicht überinterpretieren. „Wir reden davon, dass der Ukraine von der Biden-Administration zugesagte Patriot-Systeme und Munition dafür jetzt von den Europäern bezahlt werden und in die Ukraine geliefert werden“, sagt Lange. Die abgewählte Biden-Regierung hatte der Ukraine wichtige Waffenlieferungen zugesagt. Trump führt diese nun aus. „Es wäre aber übertrieben, in Trumps Ankündigungen jetzt etwas ganz Neues oder eine Wende seiner Ukraine-Politik zu sehen“, meint Lange.
Das Fazit des Experten: „Diese Patriot-Lieferung bedeutet nicht viel. Es wäre ein Fehler, wenn die Europäer sich jetzt zurücklehnen und denken, Sie hätten Trump bei der Ukraine wieder an Bord.“

Patriot-Lieferung für Ukraine-Krieg: „Trump ist wirklich wütend auf Putin“
Trump hat bei seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar eine schnelle Beendigung des Ukraine-Kriegs zum Ziel erklärt. Bislang jedoch ohne Erfolg. Zuletzt hatte er sich „enttäuscht“ gezeigt über die mangelhafte Bereitschaft Russlands zu einer Vereinbarung über eine Waffenruhe. Er warf Kremlchef Wladimir Putin vor, „eine Menge Mist“ zu verbreiten. Am Sonntag wetterte Trump: „Er (Putin) redet nett und dann bombardiert er abends jeden.“ In den vergangenen Tagen hatte Russland die Ukraine mit den schwersten Angriffen seit Beginn des Krieges überzogen.
„Trump ist wirklich wütend auf Putin“, sagte dazu auch der einflussreiche republikanische Senator Lindsey Graham. Gegenüber dem Portal Axios versprach er auch eine „sehr aggressive“ Ankündigung seitens der US-Regierung. Trump selbst machte zunächst keine Angaben dazu, wie viele Patriot-Systeme die Ukraine erhalten soll. Sie sollen seinen Angaben zufolge über die Nato an die Ukraine geliefert und auch von der Nato bezahlt werden. „Wir werden ihnen im Grunde genommen verschiedene Teile hochentwickelter Militärausrüstung schicken und sie werden uns dafür 100 Prozent bezahlen“, sagte Trump.

Der aktuelle Plan sieht wie folgt aus: Die USA verkaufen die Systeme an die Europäische Union, die sie wiederum an die Ukraine weitergibt. Wie Bundeskanzler Friedrich Merz vor kurzem in Rom angekündigt hatte, will auch Deutschland Patriot-Systeme von den USA kaufen.
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Patriot-System: Knappheit in Europa
Fakt ist: Die EU-eigene Produktion von Luftabwehrsystemen ist dünn und die Bedrohung Russlands zumindest gefühlt ein Thema. Mittelfristig müsse die Produktion von Flugabwehrsystemen wie IRIS und SAMP/T daher ausgebaut werden, mahnte Politikwissenschaftler Ulf Steindl schon im März im Gespräch mit unserer Redaktion.
Die Ukraine ist bei einigen Waffensystemen dementsprechend abhängig von den USA, wie die Sicherheitsexpertin Minna Ålander jünst im Interview mit unserer Redaktion betonte. „Ganz entscheidend bei Flugabwehr und Patriot-Systemen.“ Die Bedeutung der Systeme sei nicht zu unterschätzen. Entweder um russischen Drohungen souverän gegenübertreten zu können. Oder um tatsächliche Angriffe etwa auf das Baltikum abzuwehren. Auch dort ist Flugabwehr laut Ålander knapp.