Lawrow im Carlson-Interview: Und dann lenkt Putin-Minister das Gespräch auf neuartige Waffe
Im Interview mit Tucker Carlson darf Putins Außenminister Sergej Lawrow frei über Russlands Kriegsvorstellungen sprechen. Auch eine neue Rakete kommt zur Sprache.
Moskau – Er hat es schon wieder getan: Erneut ist Tucker Carlson nach Russland gereist, um dort ein Interview zu führen. Diesmal sprach der Skandal-Moderator allerdings nicht mit Wladimir Putin, dafür immerhin mit einem engen Vertrauten des Kreml-Machthabers: Sergej Lawrow.
Der russische Außenminister erlebt gerade eine regelrechte Aufmerksamkeitsflut. Nicht nur wegen des Interviews mit Carlson. Lawrow war am Donnerstag auch beim OSZE-Treffen auf Malta zu Gast – ein höchst umstrittener Besuch. Auf europäischem Boden drohte der Putin-Minister dem Westen mit einem „heißen Krieg“ – und bekam Kontra von Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock. Am Freitag folgte nun das Interview mit dem umstrittenen Moderator Carlson, ehemaliger Moderator des US-Nachrichtensenders Fox-News.
Lawrow spricht mit Tucker Carlson über Ukraine-Krieg – dann lenkt er Interview auf neuartige Waffe
Und wie schon bei Carlsons Gespräch im Februar mit Wladimir Putin ließ der rechte Moderator nun auch Lawrow frei sein Gedankengut durchsetzt mit dem russischen Kriegsnarrativ über den Ukraine-Krieg ausführen. Russland sei zur Verteidigung des Landes mit allen Mitteln bereit, sagte der Politiker etwa. Die USA und ihre Verbündeten „müssen verstehen, dass wir bereit wären, jedes Mittel zu nutzen, um ihnen nicht zu ermöglichen, das zu erreichen, was sie als strategische Niederlage Russlands bezeichnen“, sagte Lawrow, dann schwenkte er plötzlich im Gespräch auf eine neue Waffe hin.
Er hoffe, dass die westlichen Länder Moskaus kürzliche Nutzung einer neuartigen Rakete in der Ukraine ernst genommen hätten, fuhr Lawrow fort: „Wir senden Signale, und wir hoffen, dass das letzte, vor ein paar Wochen, das Signal mit dem neuen Waffensystem namens Oreschnik, (...) ernst genommen wurde“.
Oreschnik-Rakete Thema im Carlson-Lawrow-Interview – Putin ließ sie bereits auf die Ukraine abfeuern
Russland hatte vor zwei Wochen seine neue Oreschnik-Rakete auf die ukrainische Stadt Dnipro abgefeuert. Die neue Hyperschallrakete ist aus mehreren Gründen gefährlich. Der russische Präsident Wladimir Putin drohte damit, die Waffe als Antwort auf die ukrainischen Angriffe auf russischem Territorium in der Hauptstadt Kiew einzusetzen.
Putin hatte erklärt, dass die Oreschnik-Rakete mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit fliege und nicht abgefangen werden könne. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Angriff als „jüngsten Ausbruch russischen Wahnsinns“ und forderte angepasste Luftverteidigungssysteme, um der Bedrohung zu begegnen.
Laworw leugnet im Carlson-Interview, dass Russland sich im Krieg mit der Ukraine befände
Die Sätze des russischen Ministers klingen eher wie eine erneute Drohung zur Eskalation im Ukraine-Krieg und im Konflikt mit dem Westen. Gleichzeitig schlug Lawrow aber schnell auch andere Töne an. So beharrte er darauf, dass Russland die Lage nicht eskalieren lassen und „jedes Missverständnis“ mit den USA und ihren Partnern verhindern wolle. Er warnte zugleich, dass Moskau „weitere Botschaften senden“ werde, „wenn sie nicht die notwendigen Schlussfolgerungen“ ziehen.
Offiziell befände sich Russland nicht im Krieg, doch manche würden den Zustand in der Ukraine als „hybriden Krieg“ bezeichnen, sagte Lawrow und fügte hinzu, er „würde es auch einen hybriden Krieg nennen“. Es sei offensichtlich, dass die Ukrainer ohne die „direkte“ militärische US-Beteiligung nicht das tun könnten, was sie mit modernen Waffen mit größerer Reichweite täten.
Derweil bleibt die Lage im Ukraine-Krieg weiterhin angespannt – und auch Nachbarländer sind in Sorge. Putins Kreml etwa zog bereits kürzlich einen Ukraine-Vergleich mit einem anderen Land. (han/AFP)