Das Podest rückt in Sichtweite – Nachwuchs-Racer aus Oberbayern will es im Motorsport wissen
Lukas Jentsch aus Penzberg ist begeisterter Racer. Der 14-Jährige arbeitet konsequent dran, sich zu verbessern. Im „Mini GP Austria“ gelang ihm ein Schritt nach vorn.
Penzberg – Der Blick auf die elektronische Zeitnahme ließ Mark Jentsch stutzen. Sein Sohn Lukas war kurz vor dem Ablauf der Warm-Up-Session doch nochmals auf die Strecke gegangen. Doch der 14-Jährige tauchte nirgendwo im Livetiming auf – zumindest dort, wo Jentsch ihn vermutet hatte.
Lukas Jentsch aus Penzberg fährt im „MiniGP Austria“
Lukas Jentsch war viel weiter vorn gelandet als erwartet; tatsächlich stand er auf Rang eins, mit eineinhalb Zehntelsekunden Vorsprung auf den Zweiten.
Einmal mehr hatte der junge Penzberger gezeigt, dass er bei herausfordernden Bedingungen sein Motorrad, eine „Ohvale GP-0 160“, im Griff hat und schnell damit unterwegs sein kann. „Im Regen zu fahren, macht auch viel Spaß“, sagt der Realschüler.
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Den starken Auftritt im Warm-Up konnte Lukas Jentsch danach auch im ersten Wertungslauf bestätigen. Dort fuhr er, bei immer noch nassen Streckenverhältnissen auf dem Kurs in Saalfelden/Brandlhof, auf den vierten Rang und sammelte so 13 Zähler – sein bis dato bestes Ergebnis überhaupt.

Am Ende der Saison verfehlte der junge Penzberger, für das ADAC Junior Team Südbayern antretend, zwar knapp sein Ziel, in der Gesamtwertung der „MiniGP Austria“ in die Top-Fünf zu fahren. Siebter unter 20 Klassierten wurde er am Ende. Neun Punkte fehlten letztlich auf den fünftplatzierten Konkurrenten. „Relativ zufrieden“ sei er damit, sagt Lukas Jentsch. Womöglich hätte er die Lücke nach vorn noch schließen können, hätten die Wertungsläufe neun und zehn noch stattgefunden. Doch schlechtes Wetter machte eine Austragung in der Speedarena Rechnitz (Burgenland) unmöglich.
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Bewusste Entscheidung für die Serie in Österreich
Die Rennserie für Jugendliche im Nachbarland haben Vater und Sohn bewusst gewählt. „Für uns ist Österreich besser“, betont Lukas Jentsch. Die Fahrten, obgleich weit, sind für Süddeutsche immer noch kürzer als hin zu dem Rennen des deutschen Pendants.
Obendrein, so der Youngster im Podcast „Gasgeflüster“, sei die Serie in Austria besser aufgezogen. „Es wirkt professioneller.“ Ein Beispiel: Die Organisatoren im Nachbarland stellen bei jedem Event einen Teile- und Reparatur-Service zur Verfügung. Mal schnell ein Ersatzteil besorgen und anbringen oder um Hilfe fragen – in Österreich kein Problem. Der ehemalige Grand-Prix-Fahrer Gustl Auinger, WM-Dritter 1985, kümmert sich um die Serie.

Fahrerisch habe Lukas Jentsch „eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr“ gezeigt, sagt Vater Mark. Unter anderem achte der Youngster auf der Strecke nun mehr auf seine Fahrlinie.
Ellenbogenschleifen in den Kurven
Denn nicht immer ist der kürzeste Weg der schnellste. Wichtig ist es, am Kurvenausgang möglichst viel Speed mitzunehmen. Da sind hie und da immer ein paar Zehntelsekunden drin, die am Ende über die bessere Platzierung entscheiden können. In Zweikämpfen kann sich Lukas Jentsch ebenfalls immer besser durchsetzen und sich behaupten. Auch das sogenannte Ellenbogenschleifen in extremen Schräglagen gehört immer mehr zum Standardrepertoire. Auffällig: In den Rennen kann Jentsch gegenüber den Trainingssessions zumeist einen draufsetzen und sich selbst pushen. Dennoch ist noch ein Abstand zur Spitze vorhanden, im Schnitt gut eine Sekunde. Aber der Abstand wird immer geringer.
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Eine Rolle spielt im Motorsport das Finanzielle: Manche Konkurrenten können regelmäßig trainieren, für Lukas Jentsch ist das nicht drin. Wenn es gut geht, können er und sein Vater mal für ein Wochenende nach Norditalien auf eine Strecke fahren. In Bayern gibt‘s diesbezüglich kaum Möglichkeiten für ein regelmäßiges Training. Finanziell ist so eine Saison für die Familie Jentsch immer eine Gratwanderung, so gut wie alles wird aus eigener Tasche bezahlt. Allein an Kosten für die Reisekilometer kommen pro Jahr um die 3000 Euro zusammen. Das Duo ist stets auf der Suche nach Sponsoren und dankbar für jede Zuwendung.

Im kommenden Jahr wird Lukas Jentsch erneut in der „Mini GP Austria“ starten und dabei in mehrfacher Hinsicht Neuland betreten. Zum einen lösen zwei neue Strecken, die Kartbahn am Panoniaring und am Slovakiaring, die bisherigen Strecken in den Fahrsicherheitszentren Saalfelden und Melk ab. Zum anderen wird Lukas Jentsch altersbedingt in die 190-ccm-Klasse aufrücken.
Weitere Infos zu Lukas Jentsch
Mehr zu Lukas Jentsch und seinen Rennsportambitionen gibt es online auf seiner Homepage unter www.lukasjentsch.de und im Motorrad-Podcast „Gasgeflüster“ in der Folge 148 (gasgefluester.podigee.io/994-minigp-lukas-jentsch). Die Podcast-Folge gibt es auch unter www.youtube.com/watch?v=ij57CJJxO3k.
Die entsprechende Maschine hat der Penzberger schon. Heuer im Juni hatte er Gelegenheit, auf so einem bis zu 130 km/h schnellen 25-PS-Gefährt als Gaststarter in Mülsen (Sachsen) ein Rennwochenende zu absolvieren. Das Fazit war positiv: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so schnell auf ein neues Motorrad einstellen kann.“ Mit mehreren Piloten lieferte er sich spannende Fights, die Ränge fünf und sieben waren auch beachtlich.
Der nächsten Saison blickt Lukas Jentsch also optimistisch entgegen. Um seine Fahrkün㈠ste weiter zu verbessern, ist im Frühjahr ein Trainingslager geplant. Es soll nach Spanien, in die Moto-Race-Academy von Dario Giuseppetti, gehen, der auf immerhin 37 WM-Rennen in der 125-ccm-Klasse zurückblicken kann. Was für andere Piloten mit größerem finanziellen Background schon Standard ist, ist für den Penzberger etwas Besonderes. Doch das Vater-Sohn-Gespann klagt deswegen nicht, sieht das Ganze auch als Ansporn. „So lange es geht, werden wir weiter Rennen fahren.“