Neues Start-up holt CO₂ aus der Atmosphäre – und will damit Bier brauen

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Ein Startup aus Essen filtert Treibhausgase aus der Luft. Die Technologie soll besonders effizient sein und könnte am Ende sogar in Bier resultieren.

Essen - Im Direct-Air-Capture-Markt (DAC) tummeln sich mittlerweile weltweit dutzende Anbieter. Das Ziel von DAC-Technologien: CO₂ aus der Luft filtern und somit die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Bis 2050 will man in der Branche Netto-null-Emissionen erreichen. Ein Essener Start-up geht einen speziellen Weg und könnte am Ende das gefilterte CO₂ in einem eigenen Bier abfüllen.

Das Startup Greenlyte Carbon Technologies (GCT) hat in Essen kürzlich ihre Pilotanlage vorgestellt. Ihre CO₂-Filteranlage soll bis zu 20-mal effizienter filtern als andere DAC-„Staubsauger“. Dafür nutzt das Essener Unternehmen eine spezielle Flüssigkeit, die Gründer Florian Hildebrandt und seine Mitstreiter entwickelt haben. Reagiert sie mit der Luft, werden CO₂-Moleküle herausgesaugt und setzen sich als Salz am Boden des Prototyps ab. Das Zwischenprodukt wird dann in einem weiteren Schritt mit Wasser stark erhitzt und zersetz sich in: Kohlenstoff, Wasser- und Sauerstoff. „Ein gutes Molekül kommt, ein schlechtes geht“, sagt Hildebrand dem Online-Magazin Gründerszene.

Bier: Ein Essener Startup will mit gefiltertem CO2 Bier herstellen.
Bier: Ein Essener Startup will mit gefiltertem CO2 Bier herstellen. © Hendrik Schmidt/dpa

Greenlyte Carbon Technologies und Brauerei Stauder: Bier mit gefiltertem CO₂

In den kommenden Monaten wolle man den Prozess noch robuster machen. „Wir müssen unsere Anlage auf die verschiedenen Umgebungsbedingungen anpassen“, sagt Hildebrand.

In verschiedenen Versuchsreihen will die Firma aber auch Verwendungsmöglichkeiten ihres gefilterten CO₂ untersuchen. Und einige interessante Ideen haben die Essener bereits: Mit der Essener Brauerei Stauder plant das Start-up Anfang nächsten Jahres ein eigenes Bier herzustellen. Denn der gewonnene Kohlenstoff würde in Flaschen zu Kohlensäure reagieren. „Wir sehen diese Projekte aber eher als Marketing-Cases, um wahrgenommen zu werden“, sagt Hildebrand Gründerszene.

GCT: 2022 gegründet und mit acht Millionen Euro ausgestattet

Laut Internationaler Energieagentur (IEA) waren im Juli weltweit erst 27 Anlagen in Betrieb und weitere 130 geplant. Die größte Anlage steht auf Island. Sie heißt „Orca“ und hat nach Angaben des Herstellers Climeworks eine Kapazität von 4000 Tonnen CO₂ pro Jahr.

Gegründet wurde das Start-up im September 2022 von zwei Seriengründern und einem Essener Carbon-Capture-Forscher. Wagniskapitalgeber stellten rund acht Millionen Euro zur Verfügung. GCT hat derzeit 20 Beschäftigte - und große Pläne: Bis 2050 wolle man Anlagen gebaut haben, die jährlich rund eine Milliarde Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre holen können. Zum Vergleich: Laut Umweltbundesamt wurden in Deutschland 2022 insgesamt Treibhausgase freigesetzt, die umgerechnet 666 Millionen Tonnen Kohlendioxid entsprechen. (row mit Material der dpa)

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