Nordkorea-Tagebuch aufgetaucht: Kims Opfer im Ukraine-Krieg
Ein Tagebuch zeigt die Gedanken eines gefallenen nordkoreanischen Soldaten. Er kämpfte in Kursk für Putin. Ideologie und Taktik prägen das Vermächtnis.
Kiew – Ukrainische Spezialeinheiten haben mehrere Auszüge aus einem Tagebuch publik gemacht, das einem nordkoreanischen Soldaten gehört haben soll. Der Nordkoreaner wurde im Ukraine-Krieg an der Front in der russischen Region Kursk getötet. Seine Einträge geben Aufschluss über die Ideologie und Taktik der Neuankömmlinge, die Pjöngjang in Wladimir Putins Kampf schickt.
Veröffentlicht wurden die Exzerpte aus dem Tagebuch von Gyeong Hong Jong auf dem Kurznachrichtendienst X. Nach Angaben der ukrainischen Behörden hatte der Mann den militärischen Rang Gefreiter inne und war Mitglied einer nordkoreanischen Spezialeinheit. Getötet wurde er demnach von ukrainischen Spezialeinheiten im Oblast Kursk.
Nordkoreanischer Soldat in Kursk getötet: Tagebuch gibt Einblicke in Ideologie und Taktik
Seine Notizen beleuchten einerseits die ideologischen Beweggründe der Truppen Pjöngjangs. Andererseits werfen sie ein Licht auf die kostspieligen Lektionen, die Kim Jong-uns Soldaten in den letzten Wochen auf den Schlachtfeldern in gelernt zu haben scheinen. Die Echtheit des Materials kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht unabhängig überprüft werden.

„Ich bin unter dem Schutz der großzügigen Partei aufrichtig aufgewachsen und habe mehr Liebe erhalten, als mir bewusst war. Ich habe nicht verstanden, zu welchem Preis mein Glück erkauft wurde“, so der Gefallene in seinem Tagebuch. Er habe „nach Herzenslust studiert, ohne mir über irgendetwas in dieser Welt Sorgen zu machen“, soll Gyeong Hong Jong demnach sein Leben in Nordkorea geschildert haben.
Kim Jong-uns Soldaten im Ukraine-Krieg: Ukrainische Spezialeinheiten veröffentlichen Tagebuch
Das alles habe er aber nicht ausreichend geschätzt. „Es gibt mehr unbekannte Liebe als bekannte und akzeptierte“, so der Verstorbene. „Ich wusste nicht, wie ich auf das Glück, das mich umgab, reagieren sollte.“ Wie Hong Jong schreibt, galt ihm „die Verteidigung des Vaterlandes“ als „heilige Pflicht eines Bürgers“. Um „das Vaterland zu verteidigen, das die Quelle all meines Glücks ist, zog ich die Militäruniform der Revolution an, um den Oberbefehlshaber zu schützen“.
Später habe er „seine eigene Partei verraten“ und „undankbare Handlungen gegen den Oberbefehlshaber begangen“. Das sei unverzeilich. „Die Sünden, die ich begangen habe, sind unverzeihlich, aber mein Heimatland hat mir einen Weg zur Wiedergeburt, zu einem Neuanfang im Leben gegeben“, war der Soldat offenbar überzeugt. Jetzt habe er „keine andere Wahl, als das Vertrauen, das ich hatte, zurückzugeben“.
Rote Spezialeinheiten für Putinim Ukraine-Krieg: Kim Jong Uns Soldaten schwören bedingungslose Treue
Um dies zu erreichen, werde er „die Befehle des Oberbefehlshabers Kim Jong-un bedingungslos ausführen, selbst wenn es mich das Leben kostet“, so der Schwur Hong Jongs. So werde er „der ganzen Welt den unbesiegbaren Mut und die Opferbereitschaft der Roten Spezialeinheiten (Rote Kommandeure) von Kim Jong-un zeigen“.
Neben diesen persönlichen Schilderungen sind auch praktische Anweisungen zur Vermeidung von ukrainischen Drohnen und Artillerie an der Front enthalten. „Wenn Sie eine Drohne entdecken, müssen Sie ein Trio bilden (drei Personen), wobei die Person, die die Drohne anlockt, einen Abstand von 7 Metern einhält und die Schützen einen Abstand von 10 bis 12 Metern“, so der gefallene Soldat. „Wenn die Person, die die Drohne anlockt, stillsteht, wird auch die Drohne ihre Bewegung einstellen. In diesem Moment wird die Person, die schießt, die Drohne eliminieren“ lautet die riskante Empfehlung. (tpn)