Eine aktuelle Studie in "Nature" zeigt, dass Menschen in Südafrika über rund 100.000 Jahre genetisch isoliert lebten. Forscher analysierten 28 antike Genome – einige mehr als 10.000 Jahre alt – und verglichen sie mit heutigen und früheren Populationen weltweit. Das Ergebnis: Diese frühen Menschen lagen genetisch so weit außerhalb heutiger Variation, dass sie ein bislang unbekanntes Ende der menschlichen Diversität darstellen.
Extrem isoliert: Warum Südafrika so lange abgeschottet war
Laut der Wissenschafts-Webseite "Live Science" vermuten die Wissenschaftler eine Kombination aus großer geografischer Distanz und ungünstigen Lebensbedingungen nördlich der Region, etwa rund um den Sambesi. Erst ab etwa 550 nach Christus tauchen genetische Hinweise auf Vermischung mit Gruppen aus dem Norden auf. Davor entwickelten sich südafrikanische Populationen weitgehend unabhängig – trotz ansonsten hoher Mobilität früher Menschen.
Wichtige Erkenntnisse der Studie:
- Menschen südlich des Limpopo „fielen außerhalb der gesamten Variation“ heutiger Gene.
- Dieses genetische Profil nennen Forscher den „ancient southern African ancestry component“.
- Die Region blieb erstaunlich lange frei von genetischem Austausch.
Neue genetische Hinweise: Varianten für Gehirnentwicklung und Nierenfunktion
Beim Vergleich von menschenspezifischen DNA-Varianten identifizierten die Forscher mehrere Gene, die mit der neuronalen Entwicklung und der Nierenregulation verbunden sind. Diese Varianten könnten frühe Vorteile gebracht haben – etwa bessere Wasserregulation in trockenen Regionen oder kognitive Vorteile gegenüber Neandertalern und Denisova-Menschen.
Besonders bemerkenswert: Die Urbevölkerung Südafrikas enthielt rund die Hälfte der gesamten menschlichen genetischen Vielfalt – während der Rest der Welt die andere Hälfte teilt.
Warum die Ergebnisse unsere Sicht auf die Evolution verändern
Die Studie liefert starke Hinweise für ein „kombinatorisches Evolutionsmodell“:
Moderne Menschen könnten sich aus vielen verschiedenen Gen-Kombinationen entwickelt haben – in mehreren Regionen gleichzeitig. Damit gewinnt die Theorie einer multiregionalen Entstehungsdynamik innerhalb Afrikas neue Relevanz.