Erinnerungen an den Hagelsturm am 26. August 2023: Die Folgen beschäftigen bis heute
Der kommende Montag, 26. August, weckt in tausenden Bürgerinnen und Bürgern im südlichen Landkreis eine schlimme Erinnerung: An diesem Tag – es war ein Samstag – zog im vergangenen Jahr ein schwerer Hagelsturm über das Tölzer Land. Für die Bayerische Versicherungskammer ist „Denis“ mittlerweile das zweitgrößte Schadensereignis der Unternehmensgeschichte.
Benediktbeuern/Bichl/Ried/Arzbach/Lenggries/Gaißach - Das Unwetter mit dem Namen „Denis“ war aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen, wo es in Bad Bayersoien schon schwere Verwüstungen hinterlassen hatte, weiter Richtung Loisachtal gezogen. Dort traf es um kurz nach 16 Uhr den nördlichen Bereich von Kochel, Ried und Benediktbeuern sowie den südlichen Bereich von Bichl schwer. „Denis“ zog dann weiter über die Berge und hinterließ auch in den Gemeinden Wackersberg, Lenggries und Gaißach teils große Schäden. Auch in Schlehdorf, Bad Heilbrunn und in Teilen von Bad Tölz hagelte es.
Zehn Minuten dauerte das Unwetter – und danach war die Welt eine andere. Weil es anschließend tagelang regnete, wurde der Schaden noch größer. Bei den Häusern im Zentrum des Hagelsturms waren die Dachziegel zerschlagen worden, Fensterscheiben geborsten, Fassaden mit Einschlaglöchern übersät. Autos waren zerstört, zerdellt oder von umgestürzten Bäumen und Ästen beschädigt. Die Natur war kahl und entlaubt, Gärten, Wiesen und Äcker zerstört. In den Wäldern sieht man die Schäden bis heute. Dass keine Menschen durch den schweren Hagelschlag verletzt worden waren, grenzt an ein Wunder. In der Tierwelt hingegen war der Schaden immens, wie sich in den folgenden Tagen herausstellte.
Riesige Welle der Hilfsbereitschaft
In den Stunden und Tagen danach erlebte die Region eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft. Allein von Seiten der Feuerwehr arbeiteten über 1800 Ehrenamtliche 1200 Einsätze ab, und auch aus anderen Branchen packten Hunderte Freiwillige mit an, wo sie gebraucht wurden. Das Wichtigste war zuerst, die Dächer mit Planen gegen den starken Regen zu schützen. Vier Tage nach dem Unwetter kam Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach Benediktbeuern, um sich im Kloster und an der Schule die immensen Schäden anzuschauen.
Für die Bayerische Versicherungskammer ist „Denis“ mittlerweile das zweitgrößte Schadensereignis der Unternehmensgeschichte. Der Konzern beziffert den Gesamtschaden auf 255 Millionen Euro, teilt ein Konzern-Sprecher auf Kurier-Anfrage mit. Die höchste Schadenssumme verzeichnete man beim Hagelsturm in München 1984. Für die Allianz-Versicherung waren in den Tagen nach dem Unwetter 40 Gutachter in der ganzen Region unterwegs. „Sie wurden kurzerhand in Hotels in der Region einquartiert, damit sie ständig vor Ort sein konnten“, erinnert sich Agentur-Betreiberin Beate Kreichgauer aus Benediktbeuern.
In Betrieben stand die Produktion still, Urlauber reisten ab
Tourismus-Betriebe waren empfindlich getroffen. Sie mussten nicht nur die Schäden beseitigen, sondern auch die Stornierungen der Urlauber in Kauf nehmen. Bei einigen Firmen und Handwerksbetrieben stand tagelang die Produktion still, und auch die Landwirte kämpften mit immensen Problemen – einige davon gibt es bis heute.
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Kloster Benediktbeuern auf Jahre eine Baustelle
Bei zahlreichen Privathaushalten und kommunalen Liegenschaften sind einige Schäden noch immer nicht behoben. Das Kloster Benediktbeuern wird nach dem Unwetter sogar auf Jahre eine Baustelle sein. Pater Reinhard Gesing, Provinzial der Salesianer Don Boscos, zitierte vor Kurzem Fachleute, denen zufolge der Schaden am Kloster einer der größten sei, der je an einem einzigen Gebäudekomplex in der jüngeren deutschen Geschichte festgestellt worden sei. Bis heute steht die Schadenshöhe noch nicht genau fest. Allein im Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) im Maierhof fehlen in den kommenden zwei Jahren 45 Prozent der Fläche wegen Renovierungsarbeiten. „Nach der Corona-Pandemie müssen wir uns jetzt erneut über einen Berg kämpfen“, sagt ZUK-Leiter Benedikt Hartmann.