„Zombie“ im All: Toter Nasa-Satellit sendet nach fast 60 Jahren ein mysteriöses Signal
Der seit 1967 inaktive „Relay 2“-Satellit sendet ein kurzes, unerklärliches Signal zur Erde. Forscher haben eine überraschende Erklärung.
Australien – Im Erdorbit umkreisen unzählige tote Satelliten die Erde. Einer von ihnen ist „Relay 2“, ein experimenteller Kommunikationssatellit, der 1964 von den USA ins Weltall geschossen wurde. Seit 1967 ist der Satellit tot und umkreist die Erde, ohne Signale auszusenden. Entsprechend groß dürfte die Überraschung eines internationalen Forschungsteams gewesen sein, als es plötzlich ein Signal von „Relay 2“ empfing.
Zuerst war dem Forschungsteam allerdings gar nicht klar, was es mithilfe des Radioteleskops „Australian Square Kilometre Array Pathfinder“ (ASKAP) aufgezeichnet hatte. In einer Forschungsarbeit, die auf dem Preprint-Server ArXiv veröffentlicht wurde, beschreibt das Team den Fund: „Der Ausbruch besteht aus einem primären Impuls von zehn Nanosekunden Dauer und einer anschließenden Struktur mit geringerer Intensität und einer Gesamtdauer von 30 Nanosekunden.“
Seit 60 Jahren toter Nasa-Satellit schickt „Zombie“-Signal aus dem Erdorbit
Das Team ging davon aus, dass der Ursprung des aufgezeichneten Pulses etwa 4500 Kilometer entfernt war – für ein Signal, das aus dem Weltraum stammt, verhältnismäßig nah. Die Forschenden schreiben weiter: „Die Entfernung von 4500 km zum Ausbruch legt einen Erdsatelliten als Ursprung nahe. Anhand des Standorts von ASKAP, des Zeitpunkts des Ausbruchs und des Skyfield-Python-Moduls1 haben wir nach einer zeitlichen und räumlichen Übereinstimmung zwischen dem Ausbruch und den Erdsatelliten gesucht.“
Dabei wurde das Team tatsächlich fündig und stieß auf den ausgemusterten „Relay 2“-Satelliten, der sich zum fraglichen Zeitpunkt in einer Entfernung von etwa 4322 Kilometern befand. Doch warum schickt ein seit Jahrzehnten toter Satellit plötzlich ein Signal in Richtung Erde? Genau erklären kann das Forschungsteam diese Tatsache nicht, stellt jedoch gleich zwei Hypothesen auf.
Was steckt hinter dem Signal des toten Nasa-Satelliten?
So könnte eine elektrostatische Aufladung des Satelliten für das sehr kurze Signal verantwortlich sein. Das Forschungsteam geht davon aus, dass sich Raumfahrzeuge durch Wechselwirkungen mit dem Plasma im Weltraum aufladen. Ist eine ausreichende Spannung erreicht, kommt es zur elektrostatischen Entladung (ESD). „ESD hängt nicht von der Betriebsart des Raumfahrzeugs ab, sodass ESD von einem vor 60 Jahren außer Dienst gestellten Satelliten durchaus plausibel sind“, schreibt das Forschungsteam, das diese Theorie bevorzugt. Schließlich hätte auch das Arecibo-Teleskop ESD-Ereignisse von GPS-Satelliten beobachtet, diese waren allerdings deutlich länger.
Die zweite Hypothese, die das Forschungsteam für etwas weniger wahrscheinlich hält, hat mit Mikrometeoriten zu tun. „Es ist auch möglich, dass der Ausbruch durch einen Mikrometeoriteneinschlag ausgelöst wurde, der aufgrund der beim Einschlag entstehenden Plasmawolke zu Aufladungen oder Entladungen führen kann, weil dieses Plasma die Leitfähigkeit der Weltraumumgebung erhöht“, erklären die Forschenden in ihrer Studie. Erst kürzlich ist ein anderer toter Satellit auf die Erde gestürzt. (tab)