Viel Schnee, kein Chaos: Bilanz des Extremwetters im Landkreis Miesbach
Eine sogenannte Luftmassengrenze hat der Region die stärksten Schneefälle seit dem Katastrophenfall im Januar 2019 beschert. Doch anders als vor knapp vier Jahren blieb das große Chaos diesmal aus.
Landkreis – Warme Luft von Süden, kalte von Norden – und der Landkreis Miesbach mittendrin: Eine sogenannte Luftmassengrenze hat der Region die stärksten Schneefälle seit dem Katastrophenfall im Januar 2019 beschert. Die Wetterlage war – genau wie damals – eine sogenannte Gegenstromlage. Bereits am Samstagmorgen zeigte sich, dass die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienst (DWD) nicht überzogen waren – im Gegenteil: Die angekündigte Menge von 30 bis 40 Zentimetern binnen 24 Stunden war bereits am Vormittag überschritten. Am Abend lag der Landkreis dann flächendeckend unter 50 Zentimeter Neuschnee begraben.
Doch anders als vor knapp vier Jahren blieb das große Chaos diesmal aus. Wohl vor allem deshalb, weil die dicke Packung an einem Wochenende kam und damit weder Berufs- noch Schülerverkehr beeinträchtigte. Wer nicht unbedingt mit dem Auto raus musste, folgte dem Rat der Polizei und blieb daheim. Ein Ausweichen auf den Zug fiel ebenfalls aus, denn das komplette Schienennetz im Oberland blieb bis weit in den Sonntag hinein unter Schnee und umgestürzten Bäumen begraben. Wann die Bayerische Regiobahn (BRB) den Betrieb wieder aufnehmen kann, blieb zunächst offen.

Längere Straßensperrungen blieben dank des schnellen Eingreifens der Freiwilligen Feuerwehren hingegen aus, teilen die drei Polizeiinspektionen im Landkreis auf Nachfrage mit. Durch die Schneelast umgestürzte Bäume oder abgebrochene Äste seien hätten die Einsatzkräfte meist binnen weniger als 30 Minuten von den Fahrbahnen entfernt. Lediglich die B307 am Achenpass war ab Samstagabend um 18 Uhr bis auf Weiteres gesperrt. Hier sei für die Beseitigung von auf die Bundesstraße gekrachter Bäume Spezialausrüstung notwendig, erklärt ein Sprecher der Polizeiinspektion Bad Wiessee.

Dass die Winterdienste mit sämtlichen verfügbaren Räum- und Streufahrzeugen einen guten Job gemacht haben und gleichzeitig die Autofahrer – falls überhaupt – mit an die Bedingungen angepasster Geschwindigkeit unterwegs waren, spiegelt sich auch in den Unfallmeldungen der drei Polizeiinspektionen im Landkreis wieder. Glätteunfälle im Raum Miesbach und Holzkirchen endeten mit kleineren Blechschäden, nur bei einem Zusammenstoß von drei Fahrzeugen auf der Kreisstraße MB 20 bei Mittenkirchen (Gemeinde Weyarn) wurde ein 33-Jähriger aus Kolbermoor leicht verletzt. Ansonsten rutschten die Verkehrsteilnehmer meist gegen andere Autos, Bäume, Stromverteilerkästen, kamen von der Straße ab oder fuhren sich auf Eis und Schnee fest, dass sie nicht mehr vom Fleck kamen. Im Raum Tegernsee gab es sogar keinen einzigen Unfall mit Sach- oder Personenschaden.

Die Statistik des Landratsamtes wartet dennoch mit beeindruckenden Zahlen auf. So waren laut Pressesprecherin Sophie Stadler rund 200 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren ausgerückt, um Bäume und Äste von der Schneelast zu befreien oder von den Straßen zu räumen. Zur Entlastung der Integrierten Leitstelle in Rosenheim, bei der 450 Notrufe aus den Kreisen Miesbach und Rosenheim sowie der Stadt Rosenheim eingingen, richtete der Katastrophenschutz am Landratsamt eine Koordinierungsstelle im Miesbacher Feuerwehrhaus ein. Das Technische Hilfswerk (THW) war in Bereitschaft, musste aber nicht eingreifen. Die Warnungen der Behörde, wegen Schneebruch Waldstücke nicht zu betreten, zeigte laut Stadler offenbar Wirkung. Gleichzeitig kam es wegen der widrigen Anfahrtsbedingungen auch zu diversen Absagen von Veranstaltungen wie Adventsmärkten sowie Sport-Wettbewerben im Freien und in der Halle.
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Am Sonntagmorgen war dann ohnehin das wettertechnische Kontrastprogramm angesagt. Strahlend blauer Himmel verwandelte den tief verschneiten Landkreis Miesbach in ein Winter-Wunderland pünktlich zum ersten Advent. Offen blieb zunächst noch, wie viele Tagesausflügler sich trotz der oft noch winterlichen Straßenverhältnisse und durch die Schneemassen begrenzten Parkmöglichkeiten ins Auto setzen würden, um die Ski- oder Langlaufsaison zu eröffnen oder einen der (am Samstag teilweise abgesagten) Christkindlmärkte zu besuchen. Angesichts des Schneechaos samt Verkehrskollaps in München und der nach wie vor nicht verkehrenden BRB lag zumindest die Vermutung nahe, dass man sich hier erst mal mehr mit Schneeschaufeln oder einem Glühwein auf einem der städtischen Adventsmärkte beschäftigen wird.
sg