Immer mehr Nicht-Schwimmer: Wasserwacht startet Kraul-Kampagne

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Präsentieren die Lern-Broschüre und das Maskottchen Loti: (v.l.) Ismanings Vize-Bürgermeister Max Kraus, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, 3. Bürgermeisterin Luise Stangl und Wasserwacht-Landeschef Thomas Huber. © Gerald Förtsch

In Deutschland gibt es immer mehr Nicht-Schwimmer. Die Bayerische Wasserwacht startet deshalb eine Kraul-Kampagne für Kinder.

Die 25 Meter im Sportschwimmbecken sind für die acht Buben und Mädchen, die hier kraulen, kein Problem. Zuerst schwimmen sie mit einem Schaumstoffbrett die Bahn entlang, dann gleiten sie ohne durchs Wasser. Einmal das Becken hoch, einmal runter. Am Rand steht Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Sie und alle anderen, die an diesem Vormittag im Hallenbad Ismaning sind, merken gleich: Die Grundschüler können richtig gut schwimmen. Damit haben sie vielen ihrer Gleichaltrigen etwas voraus: Laut DLRG konnten 20 Prozent aller Grundschüler in Deutschland im Jahr 2022 nicht schwimmen. Das waren doppelt so viele wie fünf Jahre zuvor.

Lernbroschüre für Schulen und Vereine

Eine Entwicklung, gegen die die Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) seit nun mehr sieben Jahren anschwimmt. Aigner ist Schirmherrin der Kampagne „Bayern schwimmt“. „Es ist eine tolle Aktion, die ich mit ganzem Herzen immer wieder unterstütze“, sagt die Landtagspräsidentin. Die Kampagne findet in Kooperation mit dem Kultusministerium statt. In Ismaning stellen Aigner, Thomas Huber, Landesvorsitzender der Wasserwacht, und Martin Wunsch, Amtschef des Kultusministeriums, eine Lernbroschüre vor, die sich an Kinder, Lehrkräfte und Schwimmvereine richtet. Sie zeigt anschaulich, wie Kinder richtig Kraulen lernen.

Wie gefährlich es ist, grundsätzlich nicht (richtig) schwimmen zu können, verdeutlicht die laufende Badesaison: Laut Wasserwacht-Chef Huber gab es in Bayern heuer schon 28 Badetote. Er beschreibt die Zahl als „sehr beunruhigend und besorgniserregend“. „Sicheres Schwimmen ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, und wir haben eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung“, sagt Huber.

Im Hintergrund staunt die Schirmherrin: Grundschulkinder stellen ihr Kraul-Können unter Beweis.
Im Hintergrund staunt die Schirmherrin: Grundschulkinder stellen ihr Kraul-Können unter Beweis. © Gerald Förtsch

Badeunfälle ereignen sich laut Huber oft aufgrund von fehlendem Gefahrenbewusstsein und Selbstüberschätzung – und weil es eben immer mehr Nicht-Schwimmer gibt. Die Erkenntnisse der repräsentativen Studie, die die DLRG beim Forschungsinstitut Forsa in Auftrag gegeben hat, bestätigt die BRK-Wasserwacht. Als eine mögliche Ursache hierfür gilt die Corona-Pandemie. Schwimmbäder waren lange Zeit geschlossen, weder der Unterricht an Schulen noch privater Schwimmunterricht waren möglich. Außerdem müssen nach Angaben der Wasserwacht immer mehr Kommunen ihre Hallenbäder aus Sparzwang schließen. „Schwimmbäder sind Orte des Lernens, des Spaßes am Wasser und der Sicherheit“, sagt Thomas Huber. „Wenn weitere Schwimmbäder schließen müssen, verlieren wir auch Lernflächen.“

Hier setzt die Kampagne der Wasserwacht an: Sie will Menschen – in erster Linie Kinder – sensibilisieren für die Gefahren, die das Schwimmen, insbesondere in Flüssen und Seen, birgt. „Wasser ist leider nicht nur ein nasser Spaß, sondern kann zu einem tödlichen Ernst werden, zur Lebensgefahr“, betont Ilse Aigner. Ihr Wunsch: „Jede und jeder in Bayern soll schwimmen können. Das ist lebensnotwendig!“

Unterstützung vom Kultusministerium

Anschauungsmaterial liefert die neue Broschüre „Kraulen lernen mit Loti“. Sie beinhaltet eine Schritt-für-Schritt-Anleitung und viele weitere Informationen. „Während Brustschwimmen aufgrund seiner Komplexität oft schwerfällt, ermöglicht Kraulen einen schnelleren Zugang zum sicheren Schwimmen“, erklärt die Wasserwacht. „Es baut Ängste ab und erleichtert das Gleiten im Wasser.“

Abchecken mit dem Checker: Kinder-TV-Moderator Julian klatscht mit den Buben und Mädchen ab.
Abklatschen mit dem Checker: Den Kinder-TV-Moderator Julian Janssen kennen die Buben und Mädchen. © Gerald Förtsch

Auch das Kultusministerium steht hinter der Kampagne, setzt sich für frühes und vor allem sicheres Schwimmenlernen ein. „Wir wollen viel investieren, um die Schwimmfähigkeit auch von Schulseite aus zu verbessern“, sagt Amtschef Wunsch. Über die Unterstützung des Ministeriums freut sich wiederum Wasserwacht-Chef Huber. Sein erklärtes Ziel: Bis zum Start in die Sommerferien solle jeder Viertklässler in Bayern schwimmen können. „Schwimmen zu können, heißt, dass man sich 15 Minuten über Wasser halten kann“, sagt Huber. 15 Minuten, die im Notfall Leben retten – und für die Grundschüler im Sportbecken des Ismaninger Hallenbads schon mal kein Problem sein dürften.

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