Expertin warnt vor „Schneewittchen-Äpfeln“ – bestimmte Sorten „akut toxisch“

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Äpfel aus der Bodensee-Region sollen mit einer erhöhten Menge eines Pestizids behandelt werden. Dieses hat gesundheitliche Folgen. © olinchuk/Imago

Der BUND warnt vor gesundheitlichen Schäden durch „Schneewittchen-Äpfel“. Ein gefährliches Pestizid könnte die Ursache sein.

München – „An apple a day keeps the doctor away“ – so lautet ein bekanntes englisches Sprichwort. Wörtlich übersetzt bedeutet es: Ein Apfel pro Tag hält den Arzt fern. Na klar, schließlich ist das Obst für seine gesundheitlichen Vorteile bekannt. Doch Vorsicht: Nicht alle Äpfel sind unbedenklich, wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einer Pressemitteilung bekannt gibt. Vor allem wird vor „Schneewittchen-Äpfeln“ gewarnt.

Warnung vor „Schneewittchen-Äpfeln“: Pestizid gilt als krebserregend und erbgutverändernd

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) plant, dass Äpfel und Birnen aus der Bodensee-Region verstärkt mit dem gefährlichen Pestizid Folpet behandelt werden sollen. Das BVL befürwortet eine geplante Erhöhung des Grenzwertes um das Zwanzigfache.

Der Grund für die Erhöhung des Grenzwertes sei zudem „der bedrohte Hopfenexport in die USA und Japan“. Das feuchte Klima in der Bodensee-Region erhöhe das Risiko für Schorf an Kernobst erheblich. Bisher haben Landwirte daher auf das Pestizid Captan gesetzt. Wenn dieses jedoch auf Apfel- und Birnenwiesen verwendet wird, kann es auf andere Felder abdriften – einschließlich benachbarter Hopfenfelder.

Die USA und Japan tolerieren keine Captan-Rückstände – im Gegensatz zum Einsatz des Fungizids Folpet. Daher plant das BVL, den Grenzwert vorübergehend von 0,3 mg/kg auf 6 mg/kg zu erhöhen. Der EU-Grenzwert würde damit überschritten. Die betroffenen Äpfel dürften dann nur noch in Deutschland verkauft werden – nicht aber in anderen EU-Ländern.

Pestizid in Äpfeln gilt als „akut toxisch“ – Expertin äußert sich besorgt

Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin, erklärt in der Mitteilung: „Um den Hopfenexport in die USA und nach Japan nicht zu gefährden, wird ein hochgefährliches Fungizid per Notfallgenehmigung zugelassen. Folpet ist akut toxisch und gilt als wahrscheinlich krebserregend und erbgutverändernd. Es ist hochgiftig für Fische und Wasserorganismen. Solche hochgefährlichen Stoffe müssten zügig komplett verboten werden, statt sie vermehrt einzusetzen und haben im heimischen Obst nichts zu suchen.“

Die Behandlung von Schorf auf Obst ist laut Hölzel kein gesundheitliches Anliegen. „Schorf ist hauptsächlich ein ästhetisches Problem. Im Gegensatz zu Pestizidrückständen im Obst stellen Äpfel mit Schorf kein gesundheitliches Risiko dar“, so Hölzel. Sie fordert: „Es muss eine Toleranz von Ware mit Schönheitsfehlern geben. Das ist klüger, gesünder und nachhaltiger, als die Regale mit Schneewittchenäpfeln zu füllen“.

Mit dem Begriff „Schneewittchen-Äpfel“ spielt die Expertin auf die gesundheitlichen Risiken an, die durch Pestizide am Obst entstehen können. Denn im gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm heißt es: „Der Apfel war aber so künstlich gemacht, dass der rote Backen allein vergiftet war“.

Äpfel und andere Obstsorten regelmäßig mit Pestiziden belastet

Laut einer Mitteilung des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat das Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg im vergangenen Jahr elf Apfelsäfte und einen Apfel-Acerolasaft auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln getestet. In sechs Proben wurden Tetrahydrophthalimid (THPI) gefunden, also Rückstände des Fungizids Captan – jedoch in einer noch zugelassenen Menge. In einer dieser sechs Proben wurde zudem Flonicamid entdeckt, ein Pflanzenschutzmittel gegen Blattläuse. Es kommt allerdings häufig vor, dass Obstsorten und auch andere Lebensmittel stark mit Pestiziden belastet sind. Erst im Juni wurden Kartoffeln wegen einer Pestizidbelastung zurückgerufen.

Die gesundheitlichen Vorteile von Äpfeln

Trotz allem haben Äpfel in der Regel viele gesundheitliche Vorteile. Das Max-Rubner-Institut hat herausgefunden, dass Äpfel die Genschäden an weißen Blutkörperchen stark reduzieren. Sie gelten daher als krebsvorbeugend. Äpfel sind reich an Vitamin C und enthalten sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole mit antioxidativer Wirkung. Sie können daher zum Schutz vor Krebs und Herzinfarkten beitragen und die Blutgerinnung positiv beeinflussen.

Äpfel regen auch den Stoffwechsel an und verringern die sogenannte Lipidoxidation. Dadurch werden Schäden an der Zellmembran verhindert. Ein erhöhter Apfelkonsum führt daher zu einem geringeren Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma oder Diabetes zu erkranken. (bk/asc)

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