„Lehren in Zukunft tragen“: Wörthsee gedenkt Auschwitz-Befreiung

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Das Lagertor zum ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau in Oswiecim (Polen). Auf der Befreiung am 27. Januar 1945 beruht der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. © Daniel Naupold

Am 27. Januar jährt sich zum 80. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee, der Tag ist auch der deutsche und internationale Holocaust-Gedenktag. Traditionell findet dazu in der Gemeinde Wörthsee wieder eine Gedenkveranstaltung statt. Wie seit Jahrzehnten schon.

Wörthsee - Seit Jahrzehnten findet in der Gemeinde Wörthsee zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar eine Veranstaltung statt. Heuer lädt die Gemeinde zu einer Lesung in den neuen Veranstaltungssaal am Kirchenwirt in Steinebach. Beginn ist um 19 Uhr.

Am 27. Januar 2025 jährt sich zum 80. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee. „Und zugleich muss an diesem Tag auch besonders daran gedacht werden, dass wir angesichts der aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten einen erschreckend zunehmenden Antisemitismus gerade auch in Deutschland und weltweit feststellen müssen“, erklärt Wörthsees Kulturreferentin Juliane Seeliger-von Gemmingen in der Einladung der Gemeinde. Seit Jahrzehnten organisiert sie den Gedenktag gemeinsam mit Bürgermeisterin Christel Muggenthal, die darauf „ganz besonderen Wert legt“.

Mehr als eine Million Menschen waren allein in Auschwitz zwischen März 1942 und November 1944 von den Nazis ermordet worden. Als die sowjetische Armee das Lager befreite, befanden sich dort noch 7500 Menschen. Das Datum dieses Ereignisses wurde 1996 in mahnender Erinnerung als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zum nationalen Gedenktag in der Bundesrepublik Deutschland erklärt. Im Jahr 2005 proklamierte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den Tag zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Heuer hat die Gemeinde Wörthsee für diesen Gedenktag die Gruppe „Artists Against Antisemitism Augsburg“ eingeladen. Sie wird mit ausgewählten Texten sowohl an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern als auch auf den aktuellen Antisemitismus eingehen.

„Nie wieder“ soll keine Floskel sein

Susanne Reng (Leiterin des Jungen Theaters Augsburg), Christiane Lembert (Kulturwissenschaftlerin), Gerald Fiebig (Lyriker) und Franz Dobler (Autor) lesen aus den Erinnerungen der Auschwitz-Überlebenden Judith Kalman Mandel, die zuletzt in ein Augsburger Außenlager deportiert wurde, aus den Essays des Auschwitz-Überlebenden und berühmten Publizisten Jean Améry, dessen Überlegungen zu Juden- und Israelhass wieder frappierend aktuell geworden sind, und aus literarischen Arbeiten unter anderem von Lea Streisand und Alexander Estis. Diese sind nach dem 7. Oktober 2023, dem Angriff der Hamas und weiterer bewaffneter palästinensischer Gruppen auf Israel, entstanden.

„Besonders am Holocaust-Gedenktag muss deutlich werden, dass ‚Nie wieder ist jetzt‘ nicht zur Floskel verkommen darf, sondern dass die Lehren aus der Erinnerung von Politik und Gesellschaft in die Gegenwart und Zukunft getragen werden müssen“, heißt es in der Pressemitteilung der Gemeinde weiter. „Die besorgniserregenden aktuellen Entwicklungen hin zu einer ‚Salonfähigkeit des Ausschließens‘ (Michel Friedman), des Vergessens und Banalisierens dürfen nicht toleriert werden.“

Die Veranstaltung dauere etwa eine Stunde, so Juliane Seeliger-von Gemmingen. „Erfahrungsgemäß sind die Veranstaltungen immer gut besucht, eine Stunde hat man dann doch mal Zeit zwischendrin“, hat die Kulturreferentin beobachtet. Die Gemeinde Wörthsee ist im Landkreis die einzige Gemeinde, die konsequent und jedes Jahr aufs Neue mit unterschiedlichen Veranstaltungen, darunter Lesungen, Konzerten oder ähnliches, auf den Gedenktag hinweist. „Darauf sind wir schon ein bisschen stolz“, so Juliane Seeliger-von Gemmingen.

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