Vorsicht vor Trickbetrügern am Telefon

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Klären über Betrugsmaschen auf: Polizeiobermeister Michael Hödel und Oberkommissarin Ramona Schmid. Die Täter setzen das Opfer gezielt unter Druck © pröhl

Mit den perfidesten Tricks versuchen Betrüger an Geld zu kommen. Die Polizei informierte nun in Bad Tölz an einem Infostand über die gängigsten Methoden - und erklärte, wie man sich schützen kann.

Bad Tölz – Ein Schluchzen am Telefon, eine weinerliche Stimme, die um Hilfe bittet, dann der Polizist, der von einem Verkehrsunfall berichtet und tausende Euro als Kaution verlangt. Ein klarer Fall von Telefonbetrug. Damit niemand auf diese Betrugsmasche reinfällt, hat die bayerische Polizei eine Aktionswoche gestartet. Oberkommissarin Ramona Schmid und Polizeiobermeister Michael Hödel wollen mit einem Infostand am Tölzer „Kaufland“ für das Thema sensibilisieren. Denn jeder kann Opfer der Betrüger werden.

„Faktisch war fast schon jeder einmal betroffen“, berichtet Schmid. Obwohl das Phänomen weit verbreitet ist, besteht noch einiges an Aufklärungsbedarf. Viele Personen sagen zwar, dass sie gut über das Thema Callcenterbetrug informiert seien, erklärt Schmid. Aber: „Einige Betrugsmaschen sind dann doch noch unbekannt.“ Denn die Tricks der Täter sind vielfältig und reichen von vermeintlichen Gewinnbenachrichtigungen über Schockanrufe bis zum Enkeltrick. „Selbst die älteste Masche, bei der sich die Betrüger als Polizisten ausgeben, wird immer noch verwendet“, erklärt Hödel. Aktuell seien wieder mehr Schockanrufe zu verzeichnen.

Die Täter setzen die Opfer massiv unter Druck

Von einem solchen Betrugsversuch berichtet eine Seniorin den beiden Polizisten am Infostand. Zum Glück habe ihr Mann die Masche rechtzeitig durchschauen und Schlimmeres verhindern können. „Man steht im ersten Moment so unter Schock, dass man gar nicht mehr richtig agieren kann“, weiß Oberkommissarin Schmid. Durch geschickte Gesprächsführung gelingt es den Betrügern, das Opfer massiv unter Druck zu setzen und so zu verunsichern, dass das Opfer sich nicht traut, die Polizei zu rufen. Schrittweise erschleichen sich die Betrüger das Vertrauen des Opfers. „Oft geht das Gespräch über Stunden“, so die Polizistin. Haben die Trickbetrüger schließlich Erfolg, ist der Schaden teilweise immens: „Im schlimmsten Fall ist alles weg“, so die Polizeibeamtin. „Und das Geld bekommt man meistens nicht mehr wieder“, ergänzt ihr Kollege Hödel.

Ebenfalls beliebt ist die Betrugsmasche der „falschen Polizisten“. Dabei geben sich die Betrüger als Beamte oder Staatsanwälte aus und warnen beispielsweise vor einer Einbruchsserie in der Nachbarschaft. Bargeld und Wertsachen müssten deshalb in Sicherheit gebracht werden. „Die Polizei holt niemals Geld von zuhause ab“, stellt Schmid klar. Um noch glaubwürdiger zu wirken, erscheint häufig die 110 auf dem Display. „Die Polizei meldet sich niemals unter dieser Nummer“, stellt die Beamtin klar. Sollte man sich allerdings unsicher sein, rät Hödel, sich bei der örtlichen Polizei rückzuversichern. Den Tätern Einhalt zu gebieten, gestaltet sich schwierig. „Die Hintermänner in den Callcentern sitzen meist im Ausland“, so die Beamtin. Lediglich die Abholer vor Ort könne man erwischen. Umso wichtiger sei eine umfangreiche Aufklärung der Bevölkerung. Hödel empfiehlt, sofort aufzulegen, wenn man misstrauisch wird oder ein ungutes Gefühl hat. Damit vermeide man, in das Gespräch hineingezogen zu werden. Zudem gelte: den Betrugsversuch sofort bei der örtlichen Polizeidienststelle melden.

Sollte man trotz aller Vorsicht doch auf eine Betrugsmasche hereingefallen sein, brauche man sich dafür nicht zu schämen „Das kann jedem passieren, egal, ob jung oder alt“, betont Schmid. Wichtig sei dann, mit Angehörigen darüber zu sprechen und auf alle Fälle Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Nur wenn die Fälle nicht im Dunkeln bleiben, können die Beamten versuchen, den Betrügern das Handwerk zu legen. (Franziska Selter)

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