Millionen von Feuchttüchern: Jetzt sagt der Bagger Londons „Ekel-Insel“ den Kampf an

Wet Wipe Island: Londons bizarre Feuchttücher-Insel in der Themse

Mitten in London, nahe der Hammersmith-Brücke, ist über Jahre ein skurriles und zugleich erschreckendes Phänomen entstanden: die sogenannte „Wet Wipe Island“. Diese Insel besteht nicht aus Sand oder Steinen, sondern aus Millionen von Feuchttüchern, die Bewohner der britischen Hauptstadt über die Toilette entsorgt haben. 

Das unappetitliche Gebilde hat inzwischen die Größe von zwei Tennisplätzen erreicht und war stellenweise bis zu einem Meter hoch. Laut der britischen BBC veränderte die Feuchttücher-Masse sogar den Flusslauf der Themse und bedrohte die Tier- und Pflanzenwelt durch Mikroplastik.

Aufräumarbeiten gestartet: Bagger gegen die Feuchttücher-Flut

Seit Mitte August läuft eine großangelegte Reinigungsaktion der London Port Authority (PLA). Mit einem acht Tonnen schweren Bagger wird die schwarze, faserige Masse Stück für Stück abgetragen. Ziel ist es, rund 180 Tonnen Feuchttücher-Müll – so viel wie 15 Doppeldeckerbusse – zu entfernen. 

Begleitet wird die Aktion von der Umweltorganisation Thames 21, die das Problem seit Jahren dokumentiert. Deren Freiwillige haben die „Insel“ bereits seit 2017 kartiert und unzählige Tücher in mühsamer Handarbeit entfernt.

Warum Feuchttücher in der Themse landen

Das Problem ist nicht nur auf das Verhalten der Londoner zurückzuführen, die Feuchttücher häufig fälschlicherweise ins Klo werfen. Ein veraltetes Kanalisationssystem trägt ebenfalls dazu bei. In vielen Teilen Londons fließen Regen- und Abwasser durch dieselben Leitungen. Bei Starkregen wird die Kanalisation überlastet – und ungefiltertes Mischwasser mitsamt den Feuchttüchern direkt in die Themse geleitet. 

Laut der Tagesschau, die ebenfalls über das Phänomen berichtet, wird diese Situation zwar künftig durch den neuen Thames Tideway Tunnel verbessert, doch das Müllproblem ist längst sichtbar geworden.

Umweltgefahr: Mikroplastik und bedrohte Flussökologie

Die scheinbar harmlose Entsorgung von Feuchttüchern im WC hat fatale Folgen. Viele Tücher enthalten Kunststofffasern, die im Wasser nicht zersetzt werden. Auf „Wet Wipe Island“ haben sie sich verfilzt, verdichtet und den natürlichen Flusslauf verändert. 

Laut der BBC beeinträchtigt das nicht nur die Wasserqualität, sondern auch die Lebensräume von Fischen, Vögeln und anderen Flussbewohnern. Mikroplastik gelangt so in den ökologischen Kreislauf – mit weitreichenden Folgen.

Forderungen nach Gesetz und plastikfreien Alternativen

Umweltschützer fordern seit Jahren ein Verbot von Feuchttüchern mit Plastikanteil. Bereits im April 2024 kündigte die britische Regierung ein entsprechendes Gesetz an. Ziel ist es, Hersteller zu plastikfreien Alternativen zu verpflichten. Doch die Umsetzung stockt noch. 

Thames 21 und andere Aktivisten drängen deshalb auf mehr Tempo – sowohl beim Verbot als auch beim Ausbau der Abwasserinfrastruktur. „Die Menschen müssen aufhören, Feuchttücher ins Klo zu werfen – und die Hersteller müssen endlich umweltfreundliche Lösungen anbieten“, betont die Aktivistin Felicity Rhodes im Gespräch mit der „Tagesschau“.

Ein Mahnmal für Londons Umweltprobleme

Auch wenn die „Wet Wipe Island“ in den kommenden Wochen verschwindet, bleibt sie ein Mahnmal dafür, wie alltägliche Bequemlichkeit massive Umweltprobleme schafft. Die spektakulären Bilder von Baggern, die Tücher aus dem Flussbett ziehen, sorgen bereits jetzt für Aufmerksamkeit in den sozialen Medien. Ob die Aktion langfristig Wirkung zeigt, hängt aber nicht nur von der Reinigung ab, sondern vor allem vom Verhalten der Verbraucher – und von politischem Willen.