Wichtige Russland-Pipeline liefert kein Öl mehr – EU-Land rätselt um Auslöser

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Durch eine wichtige Pipeline fließt aktuell kein Öl mehr nach Tschechien. Parallelen zu Nordstream tun sich auf. Die Regierung schaltete sich ein.

Prag – Auch nach massiven Sanktionen beziehen einige europäische Länder noch Öl-Lieferungen aus Russland. Neben Ungarn und der Slowakei ist auch Tschechien noch nicht ganz vom russischen Öl weggekommen. Der Kreml hatte einen Teil seiner Ölexporte nach Indien und China umgeleitet, außerdem gelingt ihm über den Einsatz von Schattentankern ein weiterer Verkauf nach Europa. In Tschechien gibt es bei einer wichtigen Pipeline derzeit ein Problem.

Öl-Lieferungen durch wichtige Pipeline kommen zum Erliegen – Tschechien ist betroffen

Die Tschechische Republik erhält derzeit kein russisches Öl mehr durch eine wichtige Pipeline. Die Lieferungen durch die Druschba-Pipeline sind angeblich gestoppt. Das berichteten mehrere ausländische Medien unter Berufung auf den tschechischen Nachrichtenkanal CT24 am Abend des 4. März. „Wir kontrollieren die Situation und sind auf solche Umstände vorbereitet“, zitierte CT24 den tschechischen Industrie- und Handelsminister Lukáš Vlček. „Die Raffinerien in der Tschechischen Republik sind gut vorbereitet, und die staatlichen Reserven sind verlässlich“, fuhr der Minister fort. Er könne allen versichern, dass genug Ölreserven vorhanden sind – sowohl für Haushalte als auch für Unternehmen.

Ein Teil der Druschba-Pipeline in Russland.
Ein Teil der Druschba-Pipeline in Russland. Durch eine wichtige Pipeline fließt aktuell kein Öl mehr nach Tschechien. Parallelen zu Nordstream tun sich auf. Die Regierung schaltete sich ein. © IMAGO / ITAR-TASS

Allerdings ist bislang nicht klar, was den Lieferstopp verursacht hat. Die Druschba-Pipeline existiert bereits seit den Zeiten der Sowjetunion und liefert russisches Öl durch zwei Hauptstränge nach Europa: Die südliche Route beliefert Zentraleuropa (etwa die Slowakei, Tschechien und Ungarn), durch den nördlichen Strang fließt Öl nach Nordeuropa (zum Beispiel Deutschland und Polen). Laut der Website des staatlichen Energieunternehmens Mero, das die Pipeline betreibt, ist die Druschba-Pipeline etwa 5.100 Kilometer lang und kann täglich bis zu zwei Millionen Barrel Öl transportieren.

Tschechien will sich von Russland-Öl lösen – Druschba als letzte Pipeline

Es ist nicht das erste Mal, dass eine russische Pipeline plötzlich den Betrieb einstellt. Nord Stream 1 zum Beispiel hatte trotz erfolgreich abgeschlossener Reparaturen Wochen vor ihrer Sprengung ohne echte Erklärung die Lieferungen eingestellt. Aber auch Druschba hatte schon Lieferstörungen durchgemacht. Im Dezember 2024 hatte Transneft, der Betreiber auf der russischen Seite, Schäden an einer Pumpstation gemeldet – die Pipeline hatte mehrere Tage lang nicht geliefert. Druschba ist die letzte Ader, durch die noch Öl aus Russland nach Deutschland fließt.

Tschechien hatte, genau wie viele andere europäische Staaten, nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine große Anstrengungen unternommen, um sich von russischem Öl unabhängig zu machen. Mitte Januar 2025 hatte die Regierung in Prag mitgeteilt, dass dies gelungen sei. Nach Jahrzehnten sei man endlich nicht mehr durch Russland erpressbar, hatte Regierungschef Petr Fiala bei einem Besuch eines Rohöl-Tanklagers in Nelahozeves bei Prag gesagt.

Genau wie die Slowakei und Ungarn hatte Tschechien eine vorübergehende Ausnahme bei den EU-Sanktionen vom Einfuhrverbot für russisches Erdöl erhalten. So wollte das Land Zeit gewinnen, um alternative Versorgungswege auszubauen. Die Druschba-Pipeline hatte zuvor jahrzehntelang das Rückgrat der Erdölversorgung gebildet.

EU legt Sanktionen auf russisches Öl – mit einigen Ausnahmen, auch für Tschechien

Die Europäische Union hatte im Juni 2023 ein Einfuhrverbot auf russische Ölimporte sowie Importe von russischen Öl-Produkten eingesetzt. Wie bereits ausgeführt, hatten einige Länder Ausnahme-Genehmigungen erhalten, weil sie in besonderem Maße abhängig waren und nicht einfach auf Flüssigerdgas aus den USA umsteigen konnten. Diese Ausnahme soll allerdings im Juni 2025 auslaufen. Danach müssen alle Empfängerländer alternative Versorgungsrouten gefunden haben.

Der südliche Strang der Druschba-Pipeline verläuft außerdem durch die Ukraine. Diese hatte Anfang 2025 bereits die russischen Gas-Transfers durch ihre Pipelines ausgesetzt und will auch die Öllieferungen kappen – allerdings hatte das Land erklärt, bis 2029 alle EU-Lieferverträge einzuhalten. (laernie mit agenturen)

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