Mehr Wölfe als in Russland: CSU-Minister Rainer will Jagdrecht reformieren
Bundesagrarminister Rainer kündigt eine Reform des Jagdrechts an. Der Wolf soll neu bewertet werden. Naturschützer warnen vor voreiligen Schritten.
Ruhpolding – Der Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) hat eine neue Wolfsbewertung angekündigt. Dafür will die Bundesregierung bis Herbst eine aktualisierte Bewertung zum Erhaltungszustand des Wolfs an die EU übermitteln. Demnach soll Deutschland künftig insgesamt einen „guten Erhaltungszustand“ der Tierart melden. Zuständig dafür ist das Bundesumweltministerium, das Rainer zufolge bereits eine entsprechende Zusage gegeben hat.
„Wir haben circa 2500 Wölfe in Deutschland“, erklärte Rainer am Rande eines Besuchs im oberbayerischen Ruhpolding. Bezogen auf die Fläche seien das sogar mehr Tiere als in Russland. Daher sei der Erhalt der Art seiner Einschätzung nach nicht gefährdet. Nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz (BfN) wurden im Monitoringjahr 2023/24 bundesweit 209 Rudel sowie rund 1600 Einzeltiere in festgestellten Territorien gezählt.
Politische Debatte um Schutzstatus hält an: Landwirtschaftsminister Rainer will neue Bewertungsgrundlagen
Die Frage, ob der Wolf weiterhin dem strengen Schutz des Artenschutzrechts unterliegt oder als „günstig erhalten“ gilt, ist politisch seit Jahren umstritten. Während Naturschutzorganisationen auf Vorsicht drängen, fordern Landwirtinnen und Landwirte mehr Handlungsspielraum – etwa durch erleichterte Abschussregelungen bei Nutztierrissen.
Bereits Ende Juli hatte die Bundesregierung für den Nordwesten Deutschlands einen regional günstigen Erhaltungszustand an die EU-Kommission gemeldet. Diese Entscheidung stieß in anderen Bundesländern auf Kritik, allerdings forderte der Bundesrat die Bundregierung zu einer leichteren Abschussregelung auf. Minister Rainer verwies auf unterschiedliche Bewertungsgrundlagen in den Regionen und kündigte an, dass im Herbst eine bundesweite Bewertung erfolgen werde. „Dann wird auch das Naturschutzgesetz geändert“, so der CSU-Politiker.

Wölfe sollen ins Jagdrecht aufgenommen werden – Umweltschützer warnen vor verfrühter Lockerung
Parallel dazu plant die Bundesregierung eine Reform des Bundesjagdgesetzes. „Wir wollen den Wolf und wir werden den Wolf ins deutsche Jagdrecht aufnehmen“, erklärte Rainer. Ein entsprechender Entwurf wird aktuell innerhalb der Ministerien abgestimmt. Ziel sei es, das Gesetz bis spätestens Ende Januar 2026 durch den Bundesrat zu bringen, so der CSU-Politiker. Die Anpassung solle eine rechtssichere Grundlage für ein bundesweites Wolfsmanagement schaffen – inklusive Monitoring, Bestandsregulierung und gezielter Entnahme sogenannter Problemwölfe.
Besonderen Handlungsbedarf sieht Rainer in Regionen wie den Alpen, wo der Einsatz von Herdenschutzzäunen nicht praktikabel sei. Dort müsse es Möglichkeiten geben, Weidetiere effektiv zu schützen. „Wir wollen die Weidehaltung bei uns sichern und den Wolf bestandsgerecht managen“, betonte der Minister. Landwirte machen sich seit Jahren für den Abschuss von Wölfen stark, um ihre Schafe und Rinder vor den Tieren zu schützen.
Naturschutzverbände wie der WWF sehen die Pläne kritisch. Sie halten eine bundesweite Einstufung als „günstig“ für verfrüht und warnen vor einer vorschnellen Aufweichung des Schutzes. Stattdessen fordern sie den verstärkten Einsatz alternativer Schutzmaßnahmen wie etwa Herdenschutzhunden – insbesondere in unwegsamem Gelände, wo Zäune keine Option sind. Bis zu 75 Prozent aller Wolf-Übergriffe geschehen auf komplett ungeschützte Nutztiere, meinte auch Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND. (lismah/dpa)