Mount Everest doch nicht der höchste Berg der Welt? Welche Gipfel ihm den Titel streitig machen

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Der Mount Everest gilt als höchster Berg der Welt. Doch je nach Messmethode verliert er seinen Titel an Konkurrenten in Ecuador und Hawaii.

Kathmandu – Der Mount Everest im Himalaya-Gebirge gilt traditionell als höchster Berg der Welt. Doch diese Einordnung hängt maßgeblich von der Messmethode ab. Alternative Ansätze führen zu überraschenden Ergebnissen und stellen die klassische Rangfolge infrage.

Chimborazo, Mount Everest und Mauna Kea – jeder ein Rekordhalter auf seine Weise. © Sun Fei/dpa; Sergio Goya/dpa; Depositphotos/imago

Wenn die Rede von den höchsten Bergen der Welt ist, denkt jeder sofort an den Mount Everest. Die traditionelle Messung der Berghöhe erfolgt vom Meeresspiegel aus. Nach dieser Methode thront der Mount Everest mit 8.848 Metern unangefochten an der Spitze. Daneben gibt es noch 13 weitere Gipfel, die über 8.000 Meter hoch sind – etwa den K2 mit 8.611 Metern. Berge über 9.000 Meter Höhe gibt es auf der Erde nach dieser Messung nicht.

Mount Everest als höchster Berg der Welt: Doch Chimborazo ist am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt

Doch je nachdem, wie gemessen wird, gibt es mehrere „höchste Berge der Welt“. Misst man vom Erdmittelpunkt aus, ist der ecuadorianische Vulkan Chimborazo der Spitzenreiter. Mit 6.263 Metern über dem Meeresspiegel wirkt er zunächst unscheinbar im Vergleich zum Everest. Allerdings ist die Erde keine perfekte Kugel, sondern abgeplattet. Das Helmholtz-Zentrum für Geoforschung (GFZ) beschreibt die Form als „Kartoffel“.

Die Erdrotation führt dazu, dass die Erde am Äquator etwas breiter und an den Polen abgeflacht ist. Für das menschliche Auge ist das aus dem Weltraum allerdings kaum sichtbar. Demnach ist der Chimborazo am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt – ganze 6.384.557 Meter. Der Mount Everest kommt dagegen auf 6.382.414 Meter.

In der Geografie gibt es noch eine weitere Messgröße: die Dominanz. Gemessen wird laut dem Magazin bergwelten.de der Abstand zum nächsthöheren Berg. Dies gibt an, wie „frei stehend“ ein Berg ist. Demnach hat der Aconcagua (6.962 Meter) in Argentinien die größte Dominanz. Er ist 16.534 Kilometer vom nächsten höheren Berg Tirich Mir (7.708 Meter) in Pakistan entfernt.

Hawaii-Vulkan Mauna Kea misst über 10.000 Meter

Wird die Höhe vom Fuß bis zur Spitze betrachtet, also die tatsächliche Erhebung über die umgebende Landschaft, ist der Mauna Kea auf Hawaii der wahre Rekordhalter. Von seiner Basis am Meeresboden bis zu seinem Gipfel misst er über 10.000 Meter – deutlich mehr als der Mount Everest. Laut dem Branchenportal vulkane.net ist der Mauna Kea sogar so mächtig, dass seine Masse den Meeresboden eindrückt und dadurch Erdbeben auslöst. Wird der Berg jedoch nach der traditionellen Messung vom Meeresspiegel aus gemessen, kommt der Mauna Kea auf nur 4.205 Meter.

Die Technologie zur Vermessung von Bergen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt. Während früher etwa der Luftdruck eine hilfreiche Messgröße war, nutzen Forschende heute GPS-Satellitentechnologie, um Höhen und Tiefen der Erde zu bestimmen.

Infolge des Klimawandels könnten aber selbst die höchsten Gipfel der Welt schrumpfen. Eine Studie, die im Fachblatt Climate and Atmospheric Research veröffentlicht wurde, zeigt: Der South-Col-Gletscher (SCG) des Mount Everest auf mehr als 8.000 Metern wird kleiner. Das internationale Forschungsteam um Mariusz Potocki von der University of Maine geht davon, dass der Gletscher auf der nepalesischen Seite des Berges bis 2025 sein Eis verloren haben könnte. (Quellen: Helmholtz-Zentrum für Geoforschung (GFZ), vulkane.net, bergwelten.de, Studie) (kas)