Krieg im Nahen Osten - Angriff erfolgte Mitte Juli: Israel erklärt Top-Hamas-Mann in Gaza für tot

Israel droht dem Iran mit härterer Reaktion als im April

16.32 Uhr: Israel droht dem Iran im Falle eines Angriffs mit einer weitaus härteren Reaktion als im April, als Teheran den jüdischen Staat mit 330 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen attackierte. Damals habe sich Israel auf Bitten der USA und anderer Verbündeter bei der Antwort auf die Aggression zurückgehalten, sagte Israels nationaler Sicherheitsberater Zachi Hanegbi in einem Interview der „Bild„ und anderer Axel-Springer-Medien. «Das ist jetzt eine neue Situation. Man kann sich einmal zurückhalten, nicht zweimal», fügte er hinzu. 

Nach der gezielten Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran hat der Iran Israel mit massiver Vergeltung gedroht. Der führende Politiker der islamistischen Palästinenserorganisation hatte sich als Gast des iranischen Staates in Teheran aufgehalten. Auf welche Weise er in der Nacht zum Mittwoch zu Tode kam, ist nicht eindeutig geklärt. Der Iran und die Hamas machen Israel verantwortlich, Israel äußerte sich dazu bisher nicht. 

Es wird befürchtet, dass der Vorfall Israel und den Iran an den Rand eines kriegerischen Konflikts bringen könnte. Ein solcher drohte bereits nach dem 14. April, als die iranischen Revolutionsgarden Hunderte Drohnen und Raketen auf Israel abfeuerten. Die meisten der Geschosse konnte Israel damals aus eigener Kraft und mithilfe der USA und anderer Verbündeter abfangen. 

Hintergrund der iranischen Attacke war ein Israel zugeschriebener Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei iranische Generäle getötet wurden. Israel hatte damals mit einem Gegenangriff auf einen Luftwaffenstützpunkt im Zentraliran reagiert, worauf Teheran erklärt hatte, die Sache nicht mehr weiter verfolgen zu wollen. 

Sicherheitsberater Hanegbi warnte im «Bild»-Interview den Iran: “Israel anzugreifen ist etwas, wofür sie einen sehr schmerzhaften Preis zahlen werden. Hoffentlich tun sie es nicht. Es wäre ein Fehler. Israel ist sehr stark.“ Ähnlich hatte sich in den letzten Tagen auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geäußert. Zugleich glaube er nicht, dass die Region vor einem Krieg stehe, sagte Hanegbi. Der Iran wolle keinen umfassenden Krieg. Zur Ermordung Hanijas sagte er nur, dass die israelische Führung beschlossen habe, dieses Thema nicht zu erörtern. 

Huthi-Miliz droht mit „militärischer Antwort“ auf Israels „Eskalation“

Freitag, 02. August, 05.41 Uhr: Der Anführer der jemenitischen Huthi-Miliz hat nach der Israel zugeschriebenen Tötung von Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran mit einer „militärische Antwort“ gedroht. „Es muss eine militärische Antwort auf diese Verbrechen geben, die schamlos und gefährlich sind und eine große Eskalation durch den israelischen Feind darstellen“, sagte Huthi-Anführer Abdul Malik al-Huthi am Donnerstag in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Die Tötung von Hanija sei ein „eklatanter Verstoß gegen alle Normen und Prinzipien“, fuhr er fort.

Nach Angaben der radikalislamischen Hamas und der iranischen Revolutionsgarden war Hanija in der Nacht zu Mittwoch in Teheran getötet worden. Die Hamas machte Israel dafür verantwortlich. Die israelische Regierung hat sich nicht zur Tötung Hanijas geäußert.

Seit November greifen die vom Iran unterstützten Huthis immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden mit angeblichem Bezug zu Israel an. Nach eigenen Angaben wollen sie damit die Palästinenser im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen unterstützen. Mitte Juli griff die Miliz die israelische Stadt Tel Aviv mit Drohnen an. Israel startete daraufhin Luftangriffe auf die jemenitische Hafenstadt Hodeida.

Hisbollah greift Israels Norden mit Dutzenden Raketen an

22.36 Uhr: Die Hisbollah im Libanon hat Israels Norden nach eigenen Angaben mit Dutzenden Raketen angegriffen. Sie habe „als Reaktion“ auf einen vorangegangenen tödlichen israelischen Angriff auf das Dorf Schama im Südlibanon Dutzende von Katjuscha-Raketen auf Israel abgefeuert, erklärte die mit dem Iran verbündete islamistische Miliz am Donnerstagabend. Zuvor hatte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah eine Reaktion seiner Miliz auf die Tötung ihres hochrangigen Kommandeurs Fuad Schukr bei einem israelischen Angriff angekündigt. 

Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums waren bei einem israelischen Angriff auf das Dorf Schama im Süden des Landes vier Syrer getötet worden. Fünf Libanesen seien zudem verletzt worden, hieß es weiter. Ein AFP-Fotograf berichtete von Rauchschwaden am Ort des Angriffs, durch den zwei Gebäude beschädigt wurden und ein Fahrzeug abbrannte.

Hamas ruft zu „Tag des Zorns“ im Westjordanland auf

20.50 Uhr: Nach der gezielten Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran ruft dessen islamistische Organisation für den Freitag im israelisch besetzten Westjordanland zu einem „Tag des Zorns“ auf. Beim muslimischen Freitagsgebet sollen die Palästinenser zunächst in den Moscheen für Hanija beten. „Aus jeder Moschee mögen sich Märsche tosenden Zorns ergießen, um das feige Verbrechen des Attentats anzuprangern“, heißt es in der Mitteilung der Hamas. 

Hanija war in der Nacht zum Mittwoch in einem Gästehaus der iranischen Regierung in Teheran getötet worden. Der Iran und die Hamas machen Israel für den Anschlag verantwortlich und drohen mit Vergeltung. Israel äußerte sich bislang nicht zur gezielten Tötung des Hamas-Führers. Nach einer Trauerfeier am Donnerstag in Teheran soll Hanija am Freitag in Doha beigesetzt werden. Er hatte zuletzt im Exil in der katarischen Hauptstadt gelebt. 

Angriff erfolgte Mitte Juli: Israel erklärt Top-Hamas-Mann in Gaza für tot

10.40 Uhr: Israel hat einen der führenden Köpfe der islamistischen Hamas, Mohammed Deif, für tot erklärt. Das Militär teilte auf der Plattform X und bei WhatsApp mit, man könne nun bestätigen, dass Deif getötet worden sei. Der Angriff auf Deif war Mitte Juli erfolgt.

„Financial Times“: Netanjahu riskiert einen umfassenden Nahostkrieg

Donnerstag, 1. August 2024, 9.27 Uhr: Die Londoner „Financial Times„ kommentiert am Donnerstag die Tötung des Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr und des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija:

“Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu setzt zweifellos darauf, dass diese Angriffe eine Botschaft der Abschreckung an die Feinde seines Landes senden und gleichzeitig die Israelis nach Monaten politischer Unruhen wieder zusammenschweißen. Aber das ist eine Wette mit hohem Einsatz, die das Risiko birgt, den umfassenden Nahostkrieg auszulösen, den die Region seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober und der anschließenden israelischen Offensive in Gaza befürchtet. (...)

Die USA, die sich „eisenhart“ zur Verteidigung Israels verpflichtet haben, würden ebenfalls Gefahr laufen, tiefer in den Konflikt hineingezogen zu werden, wobei ihre Streitkräfte im Irak und in Syrien wahrscheinliche Ziele wären. Die internationale Schifffahrt - die bereits von den Huthis im Roten Meer angegriffen wird - könnte noch stärker gefährdet sein. Arabische Staaten fürchten, dass der Konflikt auf sie übergreifen könnte.

Das ist das Albtraumszenario, vor dem die Regionalmächte seit Israels Krieg im Gazastreifen warnen. Doch bisher sind die von den USA angeführten Bemühungen um eine Beendigung dieses Krieges ins Stocken geraten. Und durch den Tod von Hanija, dem wichtigsten Ansprechpartner der Hamas bei den Vermittlungsbemühungen, wurde ihnen ein schwerer Schlag versetzt.“

Weltsicherheitsrat trifft sich noch heute zu Nahost

19.41 Uhr: Angesichts einer möglichen Ausweitung des Krieges in Nahost soll der Weltsicherheitsrat in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Mehrere Diplomaten berichteten der Deutschen Presse-Agentur, dass ein vom Iran beantragtes und von China, Russland und Algerien unterstütztes Treffen noch heute um 22 Uhr MESZ stattfinden wird.

Die Spannungen in Nahost waren nach der gezielten Tötung eines hochrangigen Führers der islamistischen Hamas gestiegen - der Iran und die Hamas drohen Israel mit Vergeltung. Nach Angaben der Hamas wurde ihr Auslandschef, Ismail Hanija, bei einem israelischen Angriff in Teheran getötet. Die Regierung in Jerusalem hat sich dazu bislang nicht geäußert.

Israels Außenminister: Hisbollah-Rückzug kann großen Krieg verhindern

15.14 Uhr: Der israelische Außenminister Israel Katz hat bekräftigt, ein großer regionaler Krieg könne nur durch die sofortige Umsetzung einer UN-Resolution verhindert werden, die den Rückzug der libanesischen Hisbollah-Miliz aus dem Grenzgebiet vorsieht. In einem Brief an Dutzende Amtskollegen in aller Welt schrieb Katz, mit der Tötung des ranghohen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr habe Israel „eine klare Botschaft geschickt: Wir werden mit großer Macht gegen jeden vorgehen, der uns Schaden zufügt“. 

Der Minister forderte die internationale Gemeinschaft dazu auf, Israels Forderung nach einem Rückzug der Hisbollah in das Gebiet nördlich des Litani-Flusses zu unterstützen. Dieser liegt rund 30 Kilometer von der Grenze zwischen Israel und dem Libanon entfernt. „Zehntausende von israelischen Einwohnern, die gezwungen waren, ihre Wohnorte im Norden Israels zu verlassen, müssen sicher heimkehren“, schrieb Katz weiter.

Bundesregierung: äußerst gefährliche Lage in Nahost

14.01 Uhr: Die Bundesregierung hat nach dem gewaltsamen Tod von Hamas-Führer Ismail Hanija vor einer weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten gewarnt. „Wir rufen alle Akteure zu maximaler Zurückhaltung auf. Die Logik gegenseitiger Vergeltungsschläge ist ein Irrweg“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes vor Journalisten in Berlin. Er rief dazu auf, einen kühlen Kopf zu bewahren und alles für eine Deeskalation zu tun. „Auch die Chance auf einen Geiselabkommen und einen Waffenstillstand in Gaza darf jetzt nicht verspielt werden.“

Der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner sagte, die Bundesregierung unternehme mit ihren Partnern alles und nutze alle diplomatischen Kanäle, um eine Eskalation und einen regionalen Flächenbrand zu verhindern. Die gesamte Region befinde sich „in einer äußerst gefährlichen Lage“ und niemand könne Interesse daran haben, diese weiter anzufeuern. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) stehe in engstem Kontakt mit den EU-Partnern und Vertretern der Region des Nahen Ostens, fügte der Außenamtssprecher hinzu. „Die Diplomatie läuft auf Hochtouren und unser gemeinsames Ziel ist es, dazu beizutragen, die Lage zu deeskalieren.“ 

Hamas droht mit Rache für Hanija-Tod: „Blut wird nicht umsonst geflossen sein“

11.35 Uhr: Nach dem gewaltsamen Tod von Hamas-Führer Ismail Hanija droht der militärische Flügel der Organisation mit Rache. „Dieses reine Blut wird sicherlich nicht umsonst geflossen sein“, hieß es in einer Stellungnahme des militärischen Arms der Hamas, der sogenannten Kassam-Brigaden, auf Telegram. Der Anschlag auf Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran werde große Auswirkungen auf die gesamte Region haben. Israel werde den Preis für die Tat bezahlen „an jedem Ort, den die Hände unserer Mudschahedin erreichen“, so die Drohung der Kassam-Brigaden.

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