Weitere Streiks abgewendet - Lufthansa und Verdi geben Tariflösung für Bodenpersonal bekannt

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Lando Hass/dpa Streikende zieht mit Bannern und Verdi-Fahnen vom Lufthansa Aviation Center zum Terminal 1.

Für Lufthansa-Kunden ist die Streikgefahr bei einer Beschäftigtengruppe gebannt. Der Tarifkompromiss wird nun präsentiert. Eine Tarifbaustelle ist damit abgeräumt, aber es gibt noch andere Konflikte. Alle wichtigen Informationen zu den Warnstreiks bekommen Sie hier.

Lufthansa und Verdi geben Tariflösung für Bodenpersonal bekannt

Donnerstag, 28. März, 07.04 Uhr: Nach der erfolgreichen Schlichtung im Tarifkonflikt des Lufthansa-Bodenpersonals sollen an diesem Donnerstag die Details des Abschlusses bekannt gegeben werden. Zuvor werden die zuständigen Gremien der Gewerkschaft Verdi und des Unternehmens informiert. Beide Seiten hatten am Mittwochabend in Frankfurt mitgeteilt, sich auf Grundzüge eines Tarifvertrags für die rund 25 000 Beschäftigten geeinigt zu haben. Flugreisende müssen damit über die Osterferien keine Streiks des Bodenpersonals bei Deutschlands größter Fluggesellschaft fürchten. Es gibt im Luftverkehr aber noch ungelöste Tarifkonflikte.

Die Einigung beim Lufthansa-Bodenpersonal hatte eine Schlichtung hinter verschlossenen Türen gebracht. Dabei moderierten Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) und der frühere Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise. Verdi hatte mit einem unbefristeten Streik für den Fall des Scheiterns gedroht. Am Mittwochabend äußerten sich aber Vertreter beider Seiten zufrieden mit der erzielten Einigung. Die Schlichtungsempfehlung sei einstimmig beschlossen worden, schilderte Ramelow. 

Die Gewerkschaft hatte für die rund 25 000 Lufthansa-Beschäftigten der Bodendienste bei einer Laufzeit von einem Jahr 12,5 Prozent mehr Geld verlangt, während das Unternehmen bei einer Laufzeit von 28 Monaten 10 Prozent angeboten hatte. Verdi hat beim Bodenpersonal bereits fünf Warnstreikrunden organisiert, in deren Folge Hunderte Flüge ausfielen.

Allerdings gibt es im Luftverkehr noch mehrere weitere Tarifkonflikte. So wurde jüngst im Tarifstreit für die rund 25.000 Beschäftigten der privaten Luftsicherheitsdienstleister an den deutschen Flughäfen eine Schlichtung vereinbart. Sie soll unter Leitung des früheren Bremer Finanz-Staatsrats Hans-Henning Lühr (SPD) am Freitag, 5. April, beginnen. Auch die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Lufthansa haben bereits für höhere Gehälter gestreikt, ohne dass sich bislang eine Lösung abgezeichnet hat. Zudem verlangen Piloten und Kabinenpersonal der Lufthansa-Tochter Discover eine Erst-Tarifierung der noch jungen Fluggesellschaft.

Lando Hass/dpa Streikende zieht mit Bannern und Verdi-Fahnen vom Lufthansa Aviation Center zum Terminal 1.

Ostereinkauf: Lidl und Kaufland treten Gründonnerstag in den Warnstreik

19.38 Uhr: Lidl und Kaufland treten Gründonnerstag in den Warnstreik. Verdi ruft Mitarbeiter unter dem Motto „Ostern steht vor der Tür, wir auch!“ zur Arbeitsniederlegung auf. Für viele Menschen könnte das den Ostereinkauf vor den Feiertagen erschweren.Lesen Sie hier mehr

Grüne und Linke wünschen sich Nachahmer nach GDL-Abschluss über 35-Stunden-Woche

Mittwoch, 27. März, 08.47 Uhr: Politiker von Grünen und Linken sehen in der Tarifeinigung bei der Bahn auf eine 35-Stunden-Woche für die Lokführer ein Vorbild für andere Branchen. „Insbesondere für stark belastete Berufe ist Arbeitszeitverkürzung eine Option“, sagte der Grünen-Arbeitsmarktexperte und frühere Verdi-Chef Frank Bsirske dem „Tagesspiegel“ vom Mittwoch. „Sie hilft, die Tätigkeit länger gesund ausüben zu können und macht es einfacher, Berufsnachwuchs zu gewinnen.“

Ähnlich äußerte sich Linken-Abgeordnete Bernd Riexinger. „Ich bin überzeugt davon, dass weitere Berufsgruppen wie die Beschäftigten im ÖPNV, Erzieherinnen und Pfleger folgen werden“, sagte er der Zeitung. Gewerkschaften und Linke forderten „seit langem“ die 35-Stunden-Woche. Die Lokführergewerkschaft GDL habe vorgemacht, wie diese Forderung mit einem Arbeitskampf durchgesetzt werden könne.

Bernd Riexinger (Die Linke) lächelt.
Bernd Weißbrod/Swr/Dpa/dpa/Archivbild Bernd Riexinger (Die Linke) lächelt.

Bahn und GDL hatten am Montag eine Einigung im monatelangen Tarifkampf erzielt und die Details dazu am Dienstag vorgestellt. Demnach verständigten sich beide Parteien unter anderem auf eine schrittweise Absenkung der wöchentlichen Regelarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bis 2029 bei vollem Lohnausgleich. Das war eine der Hauptforderungen der GDL. Sechs Mal und teils tagelang gab es Streiks, um diese Forderung zu untermauern.

Skeptisch sieht das die FDP: „Man kann Arbeitszeit dann reduzieren, wenn man produktiver wird“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher FDP-Bundestagsfraktion, Reinhard Houben, im ARD-"Morgenmagazin". Dort, wo die Produktivität nicht gesteigert werden könne, sei solch ein Modell „schwierig“. 

Aufgabe der Bahn sei es nun außerdem in den kommenden Jahren, genug Lokführer zu bekommen, damit das Angebot aufrecht erhalten werden kann. Wichtig sei es zudem flexibel zu bleiben für alle, die mehr oder länger arbeiten wollten, forderte Houben.

35-Stunden-Woche ab 2029

Dienstag, 26. März, 6.48 Uhr: Im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn ist der Konzern der Lokführergewerkschaft GDL insbesondere bei der Kernforderung nach einer 35-Stunden-Woche weit entgegengekommen. Die Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter bei gleichbleibendem Lohn von derzeit 38 auf 35 Stunden soll kommen, wie die Bahn am Dienstag mitteilte. Allerdings in mehreren Stufen bis 2029, und nicht alle Schritte erfolgen automatisch. „Kernelement ist ein innovatives Optionsmodell, mit dem Mitarbeitende im Schichtdienst künftig selbst über ihre Wochenarbeitszeit entscheiden“, teilte die Bahn mit.

Demnach erfolgt die erste Reduzierung um eine Stunde auf 37 Wochenstunden ab 2026 noch automatisch, sollten die Beschäftigten vorher nicht anmelden, dass sie bei 38 Stunden bleiben wollen oder sogar länger arbeiten wollen. Bleiben sie bei 38 Stunden, erhalten sie noch einmal 2,7 Prozent mehr Entgelt.  

Anfang 2027 gibt es dann eine optionale Reduzierung auf 36 Stunden, ab 2028 auf 35,5 Stunden und ab 2029 dann 35 Stunden. Bei den letzten drei Stufen müssen sich die Beschäftigten selbst beim Arbeitgeber melden, wenn sie die Reduzierungsschritte wahrnehmen wollen. Sie können sich hingegen auch für gleichbleibende oder mehr Arbeitsstunden entscheiden - bis zu 40 Wochenstunden sind in diesem Wahlmodell möglich. „Klar ist: Wer mehr arbeitet, bekommt mehr Geld“, teilte die Bahn mit. Pro zusätzlicher oder gleichbleibender Arbeitsstunde erhalten die Beschäftigten demnach 2,7 Prozent mehr Lohn.

Weitere Ergebnisse sind laut Bahn eine Entgelterhöhung von 420 Euro im Monat in zwei Schritten, eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2850 Euro sowie eine Laufzeit von 26 Monaten. Die von der GDL geforderte Ausweitung des Geltungsbereichs der Tarifverträge auf die Beschäftigten in der Infrastruktur wird es zudem nicht geben. 

GDL verkündet Tarifeinigung mit der Bahn

Montag, 25. März, 19.11 Uhr: Nach mehr als vier Monaten ist der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn beendet. Wie die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am Montagabend mitteilte, wurde ein Tarifabschluss mit der Bahn erzielt. Beide Seiten wollen am Dienstagvormittag in separaten Pressekonferenzen in Berlin über die Details informieren. Streiks drohen den Fahrgästen der Bahn nun nicht mehr. Bis zum Abschluss der Tarifverhandlungen hatten beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Sowohl die Bahn als auch GDL-Chef Claus Weselsky hatten sich zuletzt zuversichtlich geäußert, zu einer baldigen Lösung im Konflikt zu kommen.

Wie der Kompromiss aussieht, blieb zunächst offen. Knackpunkt der Tarifrunde war von Beginn an die Forderung der GDL nach eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibenden Löhnen und Gehältern. Die Bahn war bei einer vorigen Gesprächsrunde bereit, sich auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich in zwei Schritten bis 2028 einzulassen. Die Gewerkschaft unter ihrem Vorsitzenden Claus Weselsky lehnte das allerdings ab. Es folgten zwei weitere Streiks mit erheblichen Einschränkungen im Personenverkehr.

Personalvorstand Martin Seiler (r) und Claus Weselsky (l)
Fabian Sommer/dpa Wie genau der Tarifkompromiss aussieht, wollen die Bahn um Personalvorstand Martin Seiler (r) und die GDL um Chef Claus Weselsky (l) heute verkünden.

Vor rund einer Woche hatten die Bahn und die GDL dann mitgeteilt, dass sie wieder miteinander sprechen - hinter verschlossenen Türen, und wieder sollten bei Bedarf externe Moderatoren hinzugezogen werden. Ob es sich dabei wie bei der vorigen Gesprächsrunde um den früheren Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Innenminister Daniel Günther (beide CDU) handelte, war zunächst unklar.

Ob die Bahn bei den Arbeitsstunden nun vollends eingelenkt hat, blieb am Montag offen. Strittig war darüber hinaus auch die Laufzeit eines künftigen Tarifvertrags. Daneben forderte die GDL ursprünglich 555 Euro mehr pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro.

Außerdem wollte die Gewerkschaft auch für die Beschäftigten der Infrastruktur verhandeln, für die es bisher keine GDL-Tarifverträge gibt. Der Kompromissvorschlag der Vermittler vom Februar sah eine schrittweise Anhebung der Löhne und Gehälter um 410 Euro vor. 200 Euro mehr sollte es zum 1. August dieses Jahres geben, 210 weitere Euro zum 1. April 2025. Die Laufzeit des Vertrags hätte 30 Monate betragen.

Begonnen hatte der Tarifkonflikt Anfang November. Bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde erklärte Weselsky die Gespräche als gescheitert und leitete im Dezember eine Urabstimmung über unbefristete Streiks ein. Insgesamt sechs Mal kam es in der Tarifauseinandersetzung zu Arbeitskämpfen. Zwei kürzeren Warnstreiks folgten im Januar zwei mehrtägige Streiks.

Nach den erneut gescheiterten Verhandlungen im Februar verschärfte Weselsky die Maßnahmen: Die Arbeitskämpfe sollten künftig deutlich kurzfristiger angekündigt werden, so dass Bahn und Fahrgästen weniger Zeit bleibt, sich darauf einzustellen. Ein Streik folgte noch nach dem bekannten Muster mit 48 Stunden Vorlauf. Nur wenige Tage später lagen zwischen der Ankündigung und dem Beginn des nächsten Ausstands im Personenverkehr schließlich nur noch 30 Stunden. Mit der Einigung sind weitere Arbeitskämpfe für die Dauer der Vertragslaufzeit aber vom Tisch. 

Bei Lufthansa-Tochter AUA droht Streik zu Oster-Beginn

Sonntag, 24. März, 09.51 Uhr: Bei der österreichischen Lufthansa-Tochter AUA droht zu Beginn der Ostertage ein Streik. Das Bordpersonal werde von Gründonnerstag bis Karfreitagmittag die Arbeit niederlegen, sollte es nicht in letzter Minute doch noch zu einer Einigung kommen, sagte ein Vertreter der Gewerkschaft Vida am Samstag zur Nachrichtenagentur APA. Im Fall der Streiks würden 430 Flüge ausfallen, es wären 52 000 Passagieren betroffen, so die Airline. „Eskalationsmaßnahmen des Betriebsrats sowie der Gewerkschaft tragen nicht zu einer Lösungsfindung bei“, sagte eine AUA-Sprecherin weiter. Ein Streiktag bedeute einen finanziellen Schaden von rund zehn Millionen Euro.

Die Airline habe eine Gehaltserhöhung von bis zu 18 Prozent für Flugbegleiter und Piloten angeboten, hieß es. Nach Darstellung der Gewerkschaft deckt das vorliegende Angebot nur die Inflation ab. Grundsätzlich sehen die Arbeitnehmer einen Nachholbedarf bei der Angleichung der AUA-Gehälter mit denen im restlichen Lufthansa-Konzern.

Mehr Informationen zu den Warnstreiks lesen Sie auf den nächsten Seiten

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yk/mit dpa