„Soko“-Star Joscha Kiefer mit Schutzengel
Zehn Jahre ermittelte Schauspieler Joscha Kiefer (42) in der ZDF-Reihe „Soko München“. Bei einem Trip nach Indien überlebte er einen schweren Motorradunfall nur knapp. Wie es ihm heute geht, lesen Sie hier.
Es waren nur Sekunden, doch für Joscha Kiefer fühlten sie sich wie eine Ewigkeit an. Im September wollte der 42-jährige Schauspieler auf einer Motorradreise durchs Himalayagebirge mit Freunden die Natur entdecken, Menschen kennenlernen und Abenteuer erleben. Auf der letzten Etappe verunglückte der Fernsehstar schwer und lernte in den vergangenen Wochen mehr über sich als im Morgengebet mit Mönchen: nämlich Dankbarkeit und Geduld.
Zehn Jahre lang ermittelte Joscha Kiefer für die „Soko München“. Sein ZDF-Kommissar Dominik Morgenstern: ein smarter, sportlicher Typ. Einer, der mühelos zum Spurt ansetzt, im Hochsprung über Mauern hechtet und privat gern Motorrad fährt. „Mich entspannt das Fahren unglaublich, weil ich da voll konzentriert bin“, sagt er. Die Reise nach Indien: ein echter Traum und fahrtechnisch anspruchsvoll. Auf schmalen Schotterpisten und Serpentinen zu abgelegenen Klöstern und Dörfern, auf 5000 Metern Höhe eins mit der Natur, hautnah am Leben. Doch manchmal reicht ein kurzer Moment, um alles zu verändern. Am letzten Tag der Reise übersieht Kiefer einen Stein auf der Straße. „Ich habe ihn erst in letzter Sekunde registriert – aber da war es schon zu spät. Ich wurde 40 Meter weit über den Lenker geschleudert. Es fühlte sich an, als wäre ich mit einem Mal aus der Realität gerissen worden.“
Seine Freunde stehen unter Schock, glauben, dass ihr Gefährte lebensgefährlich verletzt ist. Und das irgendwo im Nirgendwo. Doch mit Joscha Kiefer ist ein Schutzengel geflogen. Die Bilanz seines Sturzes: eine gebrochene, ausgekugelte Schulter, abgerissene Bänder, zweifacher Beckenbruch. „Wir haben noch versucht, die Schulter selbst einzurenken, aber die Schmerzen waren unglaublich“, sagt der Schauspieler im Gespräch mit unserer Zeitung.

Was folgt, ist eine Odyssee durch indische Krankenhäuser. Auf einem Truck, mit dem es über Stock und Stein geht. Jede Erschütterung verursacht Höllenqualen. „Da wusste ich noch gar nicht so genau, was alles kaputt ist, aber mir war von Anfang an klar, dass ich in dieser abgelegenen Gegend in Indien nicht operiert werden will.“ Kiefer bekommt Infusionen mit starken Schmerzmitteln, kann sich zwischenzeitlich kaum bewegen und wird schließlich ins heimische Breisgau zurückgeflogen, wo er operiert wird.
Am Ende stehen immer die drei wichtigsten Dinge: Zeit, Gesundheit und Liebe.
„Die ersten Tage nach der OP in Deutschland hatte ich das Gefühl, dass ich nie wieder richtig laufen kann. Ich konnte meinen Fuß einfach nicht mehr richtig belasten. Jetzt mache ich seit einiger Zeit Physiotherapie und es wird mit jedem Tag deutlich besser“, sagt der zweifache Vater. „Die Ärzte haben mir versprochen, dass ich ab Januar wieder voll hergestellt bin und auch wieder trainieren kann.“ Geduld sei nicht seine Stärke, jetzt aber lerne er die Dinge so zu nehmen, wie sie sind.
Keine leichte Aufgabe für einen Schauspieler, der auf seine Einsatzfähigkeit und eine gewisse körperliche Fitness angewiesen ist. „Schweren Herzens musste ich eine schöne Rolle in der RTL-Reihe ,Behringer und die Toten‘ mit Antoine Monot absagen. Die Dreharbeiten wären Anfang Oktober gestartet.“ Doch auch das hat Kiefer gelernt: Dass sich alle Prioritäten in einem winzigen Schicksalsmoment verschieben können. „Nach so einem Unfall denkt man ständig. Was wäre passiert, wenn ich nicht auf der Schulter, sondern auf dem Kopf gelandet wäre? Was, wenn ich jetzt im Rollstuhl säße oder tot wäre? Ich bin alleinerziehender Vater und der Gedanke, dass ich meine Töchter hätte nicht mehr sehen und in die Arme schließen können, treibt mir die Tränen in die Augen.“
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Deshalb sei es auch so unglaublich wichtig, dass man das Leben nicht so dahinplätschern lasse und für selbstverständlich nimmt. „Es gibt Momente, da bekommst du keine zweite Chance.“ Dass ihm eine vergönnt war, erfüllt Joscha Kiefer mit Dankbarkeit. Noch weiß der Fernsehstar nicht, wann und ob er sich wieder aufs Motorrad setzt. „Die vielen tollen Eindrücke, die ich auf meiner Reise sammeln durfte, sind zwar von den Ereignissen überschattet. Und trotzdem zehre ich von vielen glücklichen Momenten, die wir bei diesem Abenteuer hatten.“ Auch in diesem Punkt sei Geduld angebracht – und Dankbarkeit, „für all das Wertvolle, was ich im Leben habe“.