„Auf die Telekom warten, ist keine Option“: Baierbrunn im Glasfaser-Dilemma

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. München Landkreis
  4. Baierbrunn

Kommentare

Die einzige Chance für Baierbrunn, um beim Glasfaserausbau für Privatinvestoren interessant zu werden, besteht darin, sich mit anderen Kommunen zusammenzuschließen. © Sina Schuldt

Der Glasfaserausbau wird in Baierbrunn zur Herausforderung. Alleine kann die Gemeinde den Ausbau nicht stemmen. Von der Telekom fühlt man sich im Stich gelassen. Doch welche Lösungen gibt es jetzt noch?

Baierbrunn - In Sachen Digitalisierung, man weiß es, nimmt Deutschland nicht wirklich eine Vorreiterstellung ein. Jetzt hat die bayerische Staatsregierung die Devise ausgegeben, dass im Freistaat bis 2030 alle Bürger einen Glasfaseranschluss haben sollen. In den Kommunen können sie darüber nur müde lächeln – denn eine kleine Gemeinde wie Baierbrunn, die auch nicht gerade in Geld schwimmt, hat überhaupt keinen Schimmer, wie sie das hinbekommen soll. Im jüngsten Gemeinderat war deshalb Walter Ruland zu Gast, Projektleiter der Breitbandberatung Bayern.

Man kann nicht sagen, dass er dem Gremium überzogene Hoffnungen machte – aber Handlungsoptionen wurden dann doch skizziert. Die einzige Chance, um für Privatinvestoren interessant zu werden, bestehe darin, sagte er, sich mit anderen Kommunen in gleicher Lage zu Clustern zusammenzuschließen.

Auf eigene Kosten oder mit Partnern

Die Gemeinde Icking im Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat Glasfaser auf eigene Faust und Kosten schon vor Jahren legen lassen, Schäftlarn ist auch dabei, sich zu versorgen – bliebe auf der linken Isarseite noch Pullach. „Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht“, meinte Ruland. „Warten, bis die Telekom kommt“, sei jedenfalls sicher keine Option – vor 2027, das hat er im Gespräch mit Telekom-Verantwortlichen erfahren, würde Baierbrunn einfach nicht an die Reihe kommen. Was aber sein könne, ist, dass die Telekom kommt, sobald sich herausstellt, dass sich Privatunternehmen doch für Baierbrunn interessieren.

Auf Hilfen staatlicherseits braucht die Gemeinde nicht zu hoffen; um in ein entsprechendes Auswahlverfahren zu kommen, werden Kommunen bepunktet, und Baierbrunn, das hatte Ruland im Vorfeld eruiert, hat von 300 nötigen Punkten nur 90. „Es steht in den Sternen, wann man da drankäme.“ Der Ausbau müsse also eigenwirtschaftlich erfolgen.

Kupfernetze werden abgeschaltet

Dabei kann man nicht sagen, dass Baierbrunn alle Zeit der Welt hat. Bis 2035 sollen auch in Deutschland die Kupfernetze, die unheimlich energieintensiv sind, abgeschaltet werden. England und Frankreich wollen diesen Schritt schon fünf Jahre früher gehen, haben sie angekündigt. Wer bis 2035 bei uns kein Glasfaser hat, dem bliebe nur die Versorgung über Satellit. Glasfasernetze benötigen nur zehn Prozent der Energie, die ein Kupfernetz braucht. Ruland sagte: „Der Bürger hat noch nicht verstanden, dass er Glasfaser braucht.“

Die Diskussion ergab, dass alle Gemeinderäte wollen, dass Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG) bei den Nachbargemeinden mögliche Kooperationen abklopft. „Wir müssen es unbedingt weitertreiben“, meinte nicht nur Ravindra Nath von der FDP. Auch für das Gewerbe, das Baierbrunn ja noch anlocken will, sei eine digitale Bestversorgung wichtig. Christine Zwiefelhofer (parteifrei) meinte, man müsse den Baierbrunnern erklären, dass die jetzige VDSL-Versorgung irgendwann nicht mehr zur Verfügung steht.

Unmut über die Telekom

Letztlich wurde von verschiedenen Seiten auf die Telekom geschimpft, die auch in Baierbrunn reingegrätscht war in die Vorvermarktung eines Privatanbieters. Dem sagten die Baierbrunner daraufhin ab. Aber von der Telekom ließ sich dann in der Gemeinde niemand mehr blicken.

Auch interessant

Kommentare