Wohnen im ehemaligen Kloster: Mietpreis zwischen 250 und 900 Euro

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Das alte Refektorium, also der Speisesaal der Ordensfrauen, steht derzeit leer. Was hier passieren wird, ist noch offen, erklärte Renate Pöggendorf (vo.) beim Rundgang. © Sabine Näher

Was bedeutet „Clusterwohnen“? Warum steht der ehemalige Speisesaal der Nonnen leer? Das und mehr erfuhren die Besucher am Tag der offenen Tür auf dem Klostergelände in Schlehdorf.

Schlehdorf – Die Genossenschaften KlosterGut Schlehdorf und Wogeno luden am Samstag (26. April) gemeinsam mit den früheren Eigentümerinnen des Klosters, den Missionsdominikanerinnen, zu einem Tag der offenen Tür ein. Auf dem gesamten Klostergelände wurden spannende Einblicke in die Geschichte sowie in die heutige Nutzung geboten.  

Einblicke in Cluster-Wohnung in Schlehdorf

Die Besucher konnten entweder selbst auf Entdeckungsreise gehen, denn die Türen standen tatsächlich weitestgehend offen, oder sich einer Führung anschließen. Diese widmeten sich der Klostergeschichte, der Kirche St. Tertulin samt ihrer Orgel, dem Hofgut, dem Klostergarten oder dem Cohaus, das die Wogeno München übernommem hat. Darüber hinaus waren eine Kräuterwerkstatt, Basteln mit dem Team des Waldkindergartens, Yoga-Einheiten, eine Wildkräuterführung, Alpaka-Spaziergänge für Kinder sowie Messerschleifen im Angebot.

Auf dem ganzen Gelände konnten sich die Besucherinnen und Besucher informieren. Das Hofcafé wurde gerne für eine Pause genutzt.
Auf dem ganzen Gelände konnten sich die Besucherinnen und Besucher informieren. Das Hofcafé wurde gerne für eine Pause genutzt. © Sabine Näher

Während die Führungen eher bei den erwachsenen Besuchern gefragt waren, war das offene Programm insbesondere bei Familien mit Kindern beliebt. Und wer sich zwischen all den Aktivitäten ausruhen und stärken wollte, fand ein reichhaltiges gastronomisches Angebot vom verlockenden Kuchenbüffet am Hofcafé mit Live-Musik bis zur Bratwurst vom eigenen Rind am Grillstand, der auch vegane Kartoffelsuppe offerierte. Und natürlich war auch der Hofladen geöffnet, der keineswegs nur Hofprodukte im Angebot hat.

Enormes Interesse an Rundgang durch Cohaus

Um 14 Uhr hatte sich vor der Kirche eine so große Menge versammelt, die sich für den Cohaus-Rundgang interessierte, dass die beiden Bewohnerinnen Renate Pöggendorf und Kristina Dengler die Gruppe kurzerhand teilten. Pöggendorf gab eine kurze Einführung in die Klostergeschichte. Entstanden schon im 8. Jahrhundert und im 12./13. Jahrhundert erheblich erweitert, habe Schlehdorf zu den bedeutsamen Klöstern gezählt. Auf die profane Nutzung nach der Säkularisation folgte der Erwerb der Anlage durch die Missionsdominikanerinnen vor gut 100 Jahren.

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Nachdem sie 2012 bereits die Landwirtschaft abgegeben hatten, folgte 2018 der Verkauf des gesamten Klosters, und zwar an eine Wohnungsgenossenschaft (Wogeno) aus München, die das Kloster seither als Cohaus bezeichnet. „Es beruht auf dem Prinzip des Cluster-Wohnens. Das heißt, mehrere Bewohner teilen sich eine Küche, haben aber ein eigenes Bad. Vier bis 14 Zimmer kann so ein Cluster umfassen“, erläuterte Pöggendorf.

Feste in der alten Kapelle

Die besondere Herausforderung sei es, die frühere Nutzung der Schwestern fortzuführen, also Leben, Arbeiten, Ausbilden und Wirken nach außen. Den Prozess habe man begonnen, sei aber noch auf dem Weg. Im Gebäude wurden der Festsaal der Schwestern, heute für Konzerte und ähnliche Veranstaltungen genutzt, und ihr früheres Refektorium, das derzeit völlig leer steht, besichtigt. „Der Denkmalschutz entscheidet, was hier verbleiben muss, anderes dürfen wir entfernen“, erklärte Pöggendorf.

In der ehemaligen Kapelle ist von den Kirchenbänken über den Hochaltar bis zur Orgel alles vorhanden. Im kirchlichen Gebrauch ist sie nicht mehr. „Wir nutzen die Kapelle für Feste. Aber es ist schon etwas komisch, hier das Tanzbein zu schwingen“, bekannte die Bewohnerin, die nun hinauf ins Obergeschoss in ihr eigenes Wohncluster führte. Eine große Küche nebst Esszimmer in einem herrlichen Raum mit offenem Dachstuhl und vielen Fenstern, die fantastische Ausblicke bieten, steht diesem Cluster zur Verfügung. Das warf die Frage nach der Miethöhe auf. „Je nach Größe fallen 250 bis 900 Euro Miete an“, erläuterte Pöggendorf. Ein Zimmer sei gerade frei geworden.

Neuer Klosterbau gleich nebenan

Nach diesem Einblick in die Vergangenheit der Schwestern bot sich Gelegenheit zum Besuch der Kapelle in ihrem neuen Klosterbau gleich nebenan. Ein heller Raum, der Wärme und Geborgenheit ausstrahlt. „Wir haben ihn so gestaltet, wie es unserer Spiritualität entspricht“, erklärte Schwester Margit Bauschke den interessierten Besuchern. So ist er einerseits modern, ein Campingtisch dient als Altar. Aber das Kruzifix ist 600 Jahre alt. (näh)

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