Wie entstehen die „Spinnen“ auf dem Mars? Nasa-Team hat eine Idee
Im Süden des Planeten Mars gibt es Bodenformationen, die die Forschung an „Spinnen“ erinnern. Doch was steckt dahinter? Ein Forschungsteam hat eine Idee.
Pasadena – Auf dem Mars wurde bisher kein Leben gefunden, auch wenn die Forschung bereits seit Jahrzehnten danach sucht. Doch eine Bodenformation erinnert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an eine Insektenart auf der Erde: die sogenannten „Spinnen“. Gemeint ist damit „araneiformes Gelände“ – Brüche im Mars-Boden, deren Form an Spinnen erinnert, die ihre langen Beine von ihrem Oberkörper wegstrecken.
2003 wurden die spinnenförmigen Gebilde erstmals auf dem Mars entdeckt – und seitdem fragt sich die Wissenschaft, wie sie entstanden. Jedes der spinnenförmigen Gebilde kann sich über mehr als einen Kilometer erstrecken und mehrere hundert spinnenartige „Beine“ haben. Das araneiforme Gelände tritt häufig in Clustern auf, was die Oberfläche des Mars an diesen Stellen „zerknittert“ oder „faltig“ wirken lässt.
Wie entstanden die „Spinnen“ auf dem Mars? Forschende haben eine Theorie
Die Haupttheorie von Forscherinnen und Forschern ist, dass die Sublimation von Kohlendioxid-Eis in die Entstehung der „Spinnen“ auf dem Mars involviert ist. Für eine Studie, die im Fachmagazin The Planetary Science Journal veröffentlicht wurde, ist es einem Forschungsteam nun zum ersten Mal gelungen, die Entstehung der Mars-„Spinnen“ zu simulieren. Lauren McKeown vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa hat gemeinsam mit ihrem Team experimentiert, um herauszufinden, wie die „Spinnen“ entstehen.

In einem Labor simulierten sie die extrem niedrigen Luftdruck- und Temperaturbedingungen auf der Marsoberfläche. „Die Spinnen sind seltsame, wunderschöne geologische Merkmale“, sagt McKeown. „Diese Experimente helfen uns, unsere Modelle ihrer Entstehung zu verfeinern.“ In der „DUSTIE“-Kammer des JPL experimentierte das Forschungsteam mit künstlichem Marsboden, flüssigem Stickstoff und Kohlendioxideis.
Wie der Mars-Boden zu araneiformem Gelände wird
„Es war spät an einem Freitagabend und die Labormanagerin stürmte herein, als sie mich schreien hörte“, erinnert sich McKeown in einer Mitteilung. „Sie dachte, es gab einen Unfall.“ Stattdessen war es McKeown nach fünf Jahren gelungen, eine Kohlendioxidgas-Fahne aus dem Inneren des künstlichen Marsbodens aufsteigen zu lassen.
Die Studie bestätigt mehrere Formationsprozesse, die bereits zuvor vom sogenannten Kieffer-Modell beschrieben wurden: Sonnenlicht erwärmt den Marsboden, wenn es durch transparente Kohlendioxideis-Platten scheint, die sich im Winter auf der Marsoberfläche gebildet haben. Da die Oberfläche dunkler ist als das Eis darüber, erwärmt sie sich – das Eis darüber sublimiert direkt zu gasförmigem Kohlendioxid. Durch das Gas entsteht Druck, der für die charakteristischen Risse im Marsboden sorgt.
Alternativer Prozess kann „Spinnen“ auf dem Mars erklären
Das Forschungsteam entdeckte zudem noch einen alternativen Prozess, der die rissige Erscheinung der „Spinnen“ auf dem Mars ebenfalls erklären könnte. Zwischen den Körnern des künstlichen Marsbodens bildete sich im Experiment Eis und riss den Boden auf. „Es ist eines dieser Details, die zeigen, dass die Natur ein wenig unordentlicher ist als das Lehrbuch-Bild“, erklärt Serina Diniega, eine Mitautorin der Studie. Im nächsten Schritt sollen die Experimente mit simuliertem Sonnenlicht von oben stattfinden, statt mit Wärme, die von unten kommt.
Diese Experimente könnten helfen, die klimatische Vergangenheit des Mars besser zu verstehen, denn die „Spinnen“ kommen auf dem roten Planeten nur im Süden vor – in einer Region, in der keiner der Mars-Rover der Nasa aktiv ist. Besonders mysteriös ist momentan noch die Tatsache, dass die existierenden „Spinnen“ auf dem Mars nicht größer werden, außerdem entstehen auch keine neuen Formationen mehr. Kann das Forschungsteam den Entstehungsprozess genauer ermitteln, könnte das einen Hinweis auf das frühere Klima des Planeten Mars sein. (tab)