„Hut ab“ – Wanderschuh-Test des NDR liefert überraschendes Ergebnis
Gute Schuhe sind das A und O bei längeren Wanderungen. Doch muss es unbedingt ein teures Modell sein? Der NDR ist dieser Frage auf die Spur gegangen.
München – Nasse Füße und Blasen nach dem Wandern? Das muss nicht sein. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat in seiner Verbrauchersendung „Markt“ vier Wanderschuhe aus unterschiedlichen Preisklassen unter die Lupe genommen – mit überraschenden Ergebnis. Ausgerechnet das günstigste Modell konnte im Praxistest bei Schlamm und Nässe überzeugen. Allerdings lohnt es sich für anspruchsvolle und steile Strecken, beim Kauf genauer hinzusehen.
„Ich habe erlebt, wie Leute bei Nässe gekrochen sind“ – Gibt es gute Wanderschuhe in jeder Preisklasse?
Getestet wurden die Modelle von vier Hobby-Wanderern. Begleitet wurden sie dabei von Frank Wacker vom Outdoor-Magazin. Er gilt als weltweit renommierter Fachmann und hat in 30 Jahren schon über 1000 Wanderschuhe getestet. „Ich habe schon erlebt, wie Leute hier auf der Alp bei Nässe gekrochen sind, weil sie mit ihren Turnschuhen weggerutscht sind auf dem schlammigen Untergrund“, schilderte er.
Erst vor kurzem ist eine 20-jährige Touristin aus den USA in den Tod gestürzt, weil es während der Wanderung plötzlich angefangen hatte zu regnen. Ihre neuen Wanderschuhe sollen zur Tragödie beigetragen haben.
Folgende Wanderschuhe wurden getestet:
Modell | Preis |
---|---|
Quechua | 60 Euro |
Merrell | 110 Euro |
Keen | 120 Euro |
Lowa Renegade | 220 Euro |
Bleiben die Füße trocken? Wanderschuhe im Härtetest – Experte lobt günstigstes Modell
Alle vier Modelle sind für einfache bis mittlere Touren gedacht. Um trocken durch jeden überschwemmten Weg waten zu können, haben sie zudem einen hohen Schaft. Doch bleiben die Füße wirklich trocken? Das wurde neben Komfort und Stabilität überprüft – sowohl von den vier Testern als auch vom Experten. Wacker spannte die Wanderschuhe dafür für 24 Stunden (umrechnet rund 100 Kilometer) in den Flexer, eine Simulation unter extremen Bedingungen.
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Nach 24 Stunden war das Außenmaterial klatschnass. Der Innenraum aller vier Wanderschuhe blieb dagegen trocken. Nur das Modell von „Keen“ bekommt weniger minimaler Feuchtigkeit Minuspunkte. „Alle vier Paare waren im Flexer-Test dicht“, so Wacker, darunter das günstige Modell für 60 Euro. „Da kann ich nur sagen: Hut ab.“ Auch in der Praxis sind alle Füße trocken geblieben. Lediglich das Modell von „Keen“ wurde durch das Stehen im Flussbach feucht.

60-Euro-Wanderschuhe werden Preis-Leistungssieger, aber auch teurere Modelle können ihr Geld wert sein
Auch in anderen Punkten konnten die Wanderschuhe überzeugen. Was dem Experten direkt auffiel: Das günstigste Modell von „Quechua“ ist ziemlich leicht und weich. „Das heißt, wenn ich draußen beim Wandern auf Steine oder Wurzeln trete, kriege ich eine kostenlose Fußmassage. Hört sich ganz nett an, aber im Verlauf des Tages kann das wirklich das Fußgewölbe ermüden.“ Trotzdem ist das Modell im Gesamtüberblick der Preis-Leistungssieger.
Die anderen Modelle eignen sich dafür besser für Touren über Stock und Stein. Das ist auch das Fazit von Malte, der den „Luwa Renegade“ für 220 Euro getragen hat. Seiner Meinung nach können lange Strecken geradeaus auch mit einem leichteren Schuh gewandert werden. Dafür bieten die Wanderschuhe die meiste Stabilität, direkt dahinter die Modelle von „Keen“ und „Merrell“. Bei der Wahl des richtigen Schuhs spielt also auch die persönliche Präferenz sowie die Intensität der geplanten Wanderungen eine Rolle.
Zuletzt hat der NDR verschiedene Bratwürste von Supermärkten und Discountern getestet. Dabei stachen zwei Produkte unter den Testern geschmacklich heraus. Qualitativ machen hingegen andere das Rennen. (cln)