Vorfall in der Ostsee: Russisches Schiff schießt bei Bundeswehr-Einsatz
Während einer Bundeswehr-Aufklärungsmission in der Ostsee feuert ein russisches Schiff Schüsse ab. Die Hintergründe sind noch unklar.
Brüssel – In der Ostsee ist es zu einem Zwischenfall zwischen einem Hubschrauber der Bundeswehr und einem russischen Schiff gekommen. Die Besatzung des russischen Schiffes habe mit Signalmunition geschossen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur (dpa) in Brüssel. Der Hubschrauber sei zur Aufklärung unterwegs gewesen. Zuvor hatte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) den Vorfall am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel kurz erwähnt. Details nannte sie allerdings nicht.
Schüsse bei Bundeswehr-Aufklärung: Einsatz von Signalmunition nur in Notfällen üblich
Signalmunition wird normalerweise nur in Notsituationen eingesetzt. Baerbock hatte darauf verwiesen, dass in der Ostsee immer wieder Schiffe unterwegs sind, die an der Umgehung von Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs beteiligt sind.
Die Grünen-Politikerin kündigte an, die Überwachung von Pipelines und Datenkabeln in der Ostsee zu verstärken. Der Schutz kritischer Infrastruktur durch Patrouillen soll ausgebaut werden. Grund sei die Zunahme hybrider Angriffe aus Russland und von seinen Unterstützern. Als Beispiel nannte Baerbock die Zerstörung von Kabeln, das Stören des globalen Positionsbestimmungssystems GPS sowie den Vorfall mit dem deutschen Bundeswehr-Hubschrauber und dem Tanker.
Sabotageaktionen gegen den Westen: Verdacht gegen Russland und China
Zuletzt waren im November innerhalb kurzer Zeit Schäden an zwei Glasfaserkabeln in der Ostsee aufgetreten. Dabei handelte es sich um ein Kabel, das zwischen Schweden und Litauen verläuft sowie eins zwischen Finnland und Deutschland. Die Ursache dafür ist in beiden Fällen noch unklar. Die schwedischen Behörden ermitteln wegen möglicher Sabotage. Der Fokus der Ermittler liegt auf einem chinesischen Schiff mit dem Namen „Yi Peng 3“, das zum fraglichen Zeitpunkt die betroffenen Stellen der Kabel passiert haben soll. Zuvor war im vergangenen Jahr eine Gas-Pipeline zwischen Finnland und Estland schwer beschädigt worden.
Nach der Beschädigung der Kommunikationskabel in der Ostsee hatte zuletzt Polens Regierungschef Donald Tusk eine gemeinsame Überwachung des Meeres durch die Marine der westlichen Anrainerstaaten vorgeschlagen.
Neben Russland wird vor allem China, Nordkorea und dem Iran vorgeworfen, Staaten in Europa mit sogenannten hybriden Angriffen schwächen zu wollen. Unter diesem Oberbegriff werden Aktionen zusammengefasst, die staatliche oder nicht staatliche Akteure nutzen, um andere Länder zu schädigen, ohne dabei einen offenen Krieg zu führen. In der Regel lassen sie sich nur schwer oder gar nicht einem bestimmten Urheber zuordnen. (nak/dpa)