Verspätete Nova: Experte erklärt, warum der „neue Stern“ auf sich warten lässt
Die erwartete Nova im Sternbild „Nördliche Krone“ lässt auf sich warten. Die Gründe dafür sind komplex, wie ein Fachmann erläutert.
München – Bis September 2024 sollte es eigentlich bereits geschehen sein: Wissenschaftler prognostizierten das Auftauchen eines „neuen Sterns“ im Sternbild „Nördliche Krone“. Der Stern T Coronae Borealis (T CrB), der normalerweise zu dunkel ist, um mit bloßem Auge gesehen zu werden, sollte für kurze Zeit hell aufleuchten – eine sogenannte Nova. Doch bis heute ist das nicht passiert. Warum lässt sich die Nova des Sterns T CrB so viel Zeit und warum lag die Forschung mit ihrer Einschätzung daneben?
Um diese Fragen zu beantworten, muss man die Mechanismen verstehen, die rund um den Stern T CrB stattfinden. T CrB ist ein sogenannter kataklysmisch veränderlicher Stern, der etwa 2600 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Er ist Teil eines Doppelsternsystems, bestehend aus einem Weißen Zwerg und einem roten Riesenstern. Der rote Riese wird wegen steigender Temperaturen und hohem Druck instabil und stößt deshalb seine äußeren Schichten ab.
Bevorstehende Nova im Sternbild „Nördliche Krone“: Weißer Zwerg wird kurzzeitig deutlich heller
Dieses abgestoßene Material sammelt der weiße Zwerg auf seiner Oberfläche. Irgendwann erhitzt diese sich so stark, dass eine thermonukleare Selbstzündung stattfindet. Dadurch wird der weiße Zwerg für kurze Zeit deutlich heller. In der Vergangenheit war es so, dass diese Nova etwa alle 80 Jahre auftauchte – zuletzt wurde das Phänomen des „neuen Sterns“ im Sternbild „Nördliche Krone“ 1946 beobachtet, davor im Jahr 1866. Ein US-Astronom hat weitere Hinweise auf die Nova gefunden – unter anderem im Mittelalter.
„Die Schätzung, wann die nächste Nova passieren sollte, basiert darauf, wie sich das Licht des Sternsystems in den vergangenen Jahren verändert hat“, erklärt der theoretische Astrophysiker Tony Piro von den Carnegie Science Observatories auf Nachfrage von Merkur.de von IPPEN.MEDIA. In den vergangenen Jahren hat sich der Stern so verhalten wie vor seinen beiden bekannten Ausbrüchen – zuerst wurde er heller, dann hat er sich verdunkelt. Daher gingen Forscher davon aus, dass die Nova unmittelbar bevorsteht.
„Wir wissen, dass die Nova irgendwann passieren muss“
„Das Problem dabei ist jedoch, dass wir in der Vergangenheit nicht über so gute Daten verfügten, sodass auch dies zu Unsicherheiten führt“, betont Piro. „Wir wissen, dass die Nova irgendwann passieren muss. Wir können sehen, dass das Material von dem Begleitstern transferiert wird und sich auf dem weißen Zwerg ansammelt. Diese Materialschicht wird irgendwann instabil und lässt die Nova entstehen. Aber wann das genau passiert, ist unklar“, sagt der Forscher weiter.
So finden Sie das Sternbild „Nördliche Krone“ am Himmel
Auf der nördlichen Erdhalbkugel findet man das Sternbild Corona Borealis (CrB, „Nördliche Krone“) zwischen den Sternbildern Herkules und Bärenhüter. Es ist klein, aber auffällig: die Sterne bilden einen auffälligen Halbkreis. Der hellste Stern des Sternbilds heißt Gemma (lat. für Edelstein). Der Stern T CrB ist mit dem bloßen Auge nicht zu sehen. Während der erwarteten Nova kann er aber ähnlich hell werden wie Gemma – ein „neuer Stern“ scheint in dem Sternbild aufzutauchen.

Wer am frühen Abend Anfang Dezember zum Himmel schaut, kann das Sternbild Corona Borealis noch kurze Zeit im Nordwesten sehen, bevor es untergeht. Im Laufe der Nacht taucht es dann wieder auf – diesmal im Nordosten. Dort steigt es im Laufe der Nacht hoch an den Himmel. Ab Ende Dezember ist es schwierig, die „Nördliche Krone“ noch am Abendhimmel zu erwischen – dafür erscheint sie jede Nacht etwas früher im Nordosten und ist dort gut zu sehen. Tagesgenaue Auf- und Untergangszeiten für das Sternbild findet man in Astronomie-Apps wie Stellarium oder Star Walk 2.
„Es wird aufregend sein, wenn die Nova stattfindet“
Wann genau die Nova zünde und der „neue Stern“ erscheine, hängt laut Piro von zahlreichen Faktoren ab – unter anderem von der genauen Masse des weißen Zwergs, der genauen Rate des Massentransfers, der Zusammensetzung des Materials und ob sich das Material mit der Oberfläche des weißen Zwergs vermischt. „Zuletzt wurde argumentiert, dass der genaue Zeitpunkt des Ausbruchs von der Umlaufphase der beiden Sterne abhängen könnte, wobei die Umlaufzeit etwa 228 Tage beträgt“, weiß der Forscher außerdem noch.
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Doch wann könnte sie denn nun stattfinden, die Nova, die für einige Zeit den „neuen Stern“ im Sternbild „Nördliche Krone“ erscheinen lässt? Piro blickt voraus: „Alles in allem würde es mich nicht überraschen, wenn die Nova im Jahr 2025 oder sogar Mitte 2026 stattfinden würde.“ Er ist sich sicher: „Es wird aufregend sein, wenn sie stattfindet – vor allem, weil unsere Technologie heute so viel besser ist. Wir werden in der Lage sein, diese Nova auf eine Art und Weise zu studieren, die bei den vergangenen nicht möglich war.“ (tab)