Ärztin aus Leidenschaft

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Dr. Susanne Schober ist im Alter von 62 Jahren verstorben. Engagement auf vielen Ebenen Hoffnung auf neuen Hausarzt © Privat

30 Jahre lang betreute Susanne Schober unzählige Patienten in Wartenberg als Hausärztin, nun brennen Kerzen vor der Praxis: Die beliebte Medizinerin ist nach längerer Krankheit mit 62 Jahren verstorben.

Wartenberg – Große Bestürzung und Anteilnahme herrschte nach dem Bekanntwerden ihres Todes in den Sozialen Netzwerken. Ehemalige Patienten waren voll des Lobes: „Sie war eine Ärztin aus Leidenschaft“, „Sie hat mich durch schwierige Zeiten begleitet“ oder „Sie hatte immer ein offenes Ohr und Zuversicht“. Viel Zeit hat sich die Medizinerin für jeden einzelnen Patienten genommen, auch die daraus resultierenden Wartezeiten nahm man in Kauf, denn: „Wenn man selber drin war, hat man die Aufmerksamkeit sehr genossen“, so ein Kommentar. Eine langjährige Patientin zeigt sich schwer getroffen: „Sie hat sich oft noch in ihrer Freizeit gekümmert und nachgefragt, obwohl sie selbst schon so krank war.“

Eine längere Krankheit führte bei Schober zu einer fortschreitenden Einschränkung der Mobilität, doch auch noch mit Krücken und später im Rollstuhl führte sie ihre Praxis fort. Auch bei Stephanie Weltrich-Streit, Inhaberin der Weltrich’schen Apotheke in Wartenberg, haben manche Kunden Tränen in den Augen und bedauern den Tod ihrer langjährigen Ärztin. Auch die Apothekerin selbst hatte ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu Schober, man habe sehr gut zusammengearbeitet. „Sie war eine leidenschaftliche Ärztin und hatte einen guten Riecher und ein großes Gespür für die Patienten“, meint Weltrich-Streit und ergänzt: „Das Team der Apotheke ist auch sehr traurig.“

Dankbar für Schobers langjähriges Engagement im Ort ist auch die Gemeinde um Bürgermeister Christian Pröbst. Geschätzt wird nicht nur ihr unermüdlicher Einsatz zum Wohle ihrer Patienten bis zuletzt, sondern auch ihre Verdienste im Vorstand des Hausärzteverbands, der sich für die Belange der Mediziner und die hausärztliche Versorgung im Landkreis einsetzt, heißt es im Nachruf der Gemeinde. Engagiert war Schober auch in der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und im Weiterbildungsverbund zwischen den Kliniken Erding, Dorfen und den niedergelassenen Ärzten.

Trauer herrscht auch bei der 95-jährigen Mutter der Verstorbenen und bei Schwester Brigitte Schober. Sie bestätigt, dass sich ihre Schwester sehr wohlgefühlt habe in Wartenberg und auch gerne zu Hausbesuchen aufs Land gefahren sei. Aufgewachsen war Schober in Cham in der Oberpfalz, sie studierte Medizin an der LMU in München und trat danach ihre erste Stelle im Landkreis Erding an. Im Gesundheitsamt Erding war sie zwei Jahre in der Aids-Beratung tätig, es folgte eine Anstellung als Assistenzärztin in der Wartenberger Praxis von Dr. Schott und ein Jahr in einer Klinik in Bad Wörishofen. Mit Schobers Einstieg wurde die Praxis Dr. Schott zur Gemeinschaftspraxis „Schott und Schober“, einige Jahre später eröffnete die Medizinerin ihre eigene Praxis am Marktplatz, die sie erst aufgab, als ihre Kräfte sie verließen.

Sie habe nicht viel Aufhebens um sich selbst gemacht, sei zurückhaltend gewesen und habe sich lieber um andere gekümmert, charakterisiert Brigitte Schober ihre Schwester. Die Ärztin war alleinstehend, pflegte aber viele enge Kontakte zu Freunden über Jahre, gerne am Telefon. Sie habe viele Länder besucht, die letzte Reise in diesem Sommer unternahm sie mit ihrer Schwester. Neben dem Lesen machte ihr auch das Goldschmieden viel Freude, bis sie auch dieses Hobby gesundheitlich nicht mehr ausüben konnte.

Beigesetzt wurde die beliebte Ärztin in ihrer Heimatstadt Cham. Ihre ehemaligen Patienten müssen sich jetzt um einen neuen Hausarzt bemühen. Die Gemeinde würde sich die Niederlassung eines neuen Hausarztes in Wartenberg wünschen, sagt Bürgermeister Pröbst. Und er hofft, dass kommendes Jahr das Ärztehaus gebaut wird. Bei der ordnungsgemäßen Abwicklung der Praxis Dr. Schobers mit allen Patientenakten und Befunden durch die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns haben er und seine Bürgermeister-Kollegen ihre Unterstützung zugesagt.

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