Nahost-Konflikt im Ticker - Israel: Hisbollah bunkert Hunderte Millionen unter Klinik in Beirut
Israel: Hisbollah bunkert Hunderte Millionen unter Klinik
Dienstag, 22. Oktober, 6.16 Uhr: Die proiranische Hisbollah-Miliz hat nach Angaben der israelischen Armee in einem Bunker unter einem Krankenhaus der libanesischen Hauptstadt Beirut Bargeld und Gold im Wert von Hunderten Millionen Dollar versteckt. Armeesprecher Daniel Hagari forderte die libanesische Regierung und internationale Organisationen am Abend auf, nicht zuzulassen, dass die Hisbollah dieses Vermögen für Terror und Angriffe gegen Israel nutzt. Die israelische Luftwaffe beobachte das Gelände der al-Sahel-Klinik im Süden Beiruts genau, warnte der Sprecher. Man werde das Krankenhaus selbst aber nicht angreifen.
„Ich möchte betonen: Wir sind nicht im Krieg mit dem libanesischen Volk“, sagte Hagari. Der Direktor des Krankenhauses, Fadi Alameh, bestritt die Vorwürfe und kündigte in einem Interview im libanesischen Fernsehen an, das Krankenhaus im Süden Beiruts vorsorglich evakuieren zu lassen. Die Klinik habe keinerlei Verbindungen zu politischen Parteien, beteuerte er. Alameh rief die libanesische Armee und die Behörden auf, das Gebäude zu durchsuchen.
Israel greift weiter im Libanon an
Israel geht nach eigenen Angaben mit gezielten Angriffen gegen die Finanzstruktur der Hisbollah vor. Im Visier sind seit der Nacht zu Montag Zweigstellen der Vereinigung Al-Kard Al-Hassan, einer Art Bank der Hisbollah. Man habe fast 30 Ziele im gesamten Libanon bombardiert, erklärte Generalstabschef Herzi Halevi in einer Mitteilung vom frühen Abend.
Laut Hagari wurde dabei auch ein unterirdisches Depot mit Bargeld und Gold in Millionenwert getroffen. Die Vermögenswerte in dem bisher nicht angegriffenen Bunker unter der al-Sahel-Klinik in Beirut werden von der Armee auf rund eine halbe Milliarde Dollar beziffert. Die Hisbollah habe den Bunker so eingerichtet, dass sie von dort Kämpfe befehligen konnte, sagte Hagari. Der vom Iran unterstützten Schiiten-Miliz solle keine Gelegenheit gegeben werden, sich zu reorganisieren, betonte der Armeesprecher.
Libanesische Staatsmedien: Israelische Angriffe auf Süden von Beirut
23.12 Uhr: Unmittelbar nach Evakuierungsaufrufen der israelischen Armee an Bewohner einiger Stadtteile im Süden von Beirut ist das Gebiet laut libanesischen Staatsmedien aus der Luft angegriffen worden. „Ein israelischer Luftangriff zielte auf die Gegend von Usai ab“, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur ANI. Es war demnach der erste Angriff auf das Viertel seit Beginn der israelischen Angriffe im Nachbarland vor rund einem Jahr.
Aufnahmen der Nachrichtenagentur AFP zeigten Rauchwolken über Vororten von Beirut, zudem waren zwei starke Explosionen zu hören. Der pro-iranischen Hisbollah nahestehende Rettungskräfte teilten der AFP mit, dass bei israelischen Angriffen auf den als Hisbollah-Hochburg geltenden Stadtteil Usai am Montagabend mindestens drei Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden seien.
Kurz vor dem Angriff hatte die israelische Armee Bewohner von Stadtteilen im Süden Beiruts aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Armeesprecher Avichay Adraee veröffentlichte einen Aufruf in Onlinemedien und wies auf Orte hin, die evakuiert werden sollten, darunter ein Gebiet in der Nähe des Beiruter Flughafens.
Israel greift Hisbollah-Bunker mit „Millionen Dollar Bargeld und Gold“ an
21.41 Uhr: Bei Angriffen auf die Finanzstruktur der Hisbollah im Libanon hat Israel nach eigenen Angaben auch einen Bunker getroffen, in dem Bargeld und Gold im Wert von dutzenden Millionen Dollar gelagert wurden. „Eines unserer Hauptziele der vergangenen Nacht war ein unterirdischer Tresor mit Millionen von Dollar in Bargeld und Gold“, sagte am Montag der israelische Armeesprecher Daniel Hagari. Das Geld sei „zur Finanzierung der Angriffe der Hisbollah auf Israel“ genutzt worden.
Die israelische Armee hatte seit der Nacht zu Montag verstärkt das Finanzsystem der Hisbollah-Milz ins Visier genommen und dazu gehörende Büros aus der Luft angegriffen. Innerhalb von 24 Stunden wurden Armeeangaben zufolge rund 300 Ziele der Miliz angegriffen. Laut Armeechef Herzi Halevi wurden 30 Ziele von Al-Kard Al-Hassan getroffen, einer Finanzfirma, die mit der Hisbollah in Verbindung steht.
Nach Angaben des US-Finanzministeriums wird Al-Kard Al-Hassan von der Hisbollah als Deckmantel benutzt, um finanzielle Aktivitäten zu verschleiern und Zugang zum internationalen Finanzsystem zu erhalten.
Am Montagabend kündigte die israelische Armee an, in den „kommenden Stunden“ weitere Ziele der Hisbollah in der libanesischen Hauptstadt Beirut und anderen Landesteilen ins Visier nehmen zu wollen.
Israels Polizei: Spionagering für Iran ausgehoben
16.20 Uhr: Die israelischen Sicherheitsbehörden haben nach Polizeiangaben ein Spionagenetzwerk jüdischer Israelis für den Iran aufgedeckt. Es handele sich um sieben Personen aus Haifa und Umgebung, die zwei Jahre lang sensible Informationen gesammelt hätten, etwa über Militärbasen und die Energie-Infrastruktur des Landes, teilte die Polizei gemeinsam mit dem Inlandsgeheimdienst Schin Bet mit.
Die Tatverdächtigen seien von iranischen Agenten für „unterschiedliche sicherheitsrelevante Aufgaben“ angeworben worden, hieß es in der Mitteilung. Unter ihnen seien auch zwei Minderjährige. Die Mitglieder des Netzwerks seien sich bewusst gewesen, dass die von ihnen gelieferten Informationen die nationale Sicherheit gefährdeten und dem Feind bei Raketenangriffen auf Israel helfen könnten.
Regierung fordert von Israel mehr Hilfe für Gazastreifen
14.57 Uhr: Die Bundesregierung verlangt von Israel angesichts der weiterhin dramatischen humanitären Lage im Gazastreifen erneut mehr Hilfslieferungen in das umkämpfte Gebiet. Berichte über eine hohe Anzahl von getöteten Zivilisten, darunter auch Frauen und Kinder, sowie eine weitreichende Abriegelung insbesondere des nördlichen Gazastreifens von Hilfsgütern seien sehr besorgniserregend, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Die Sprecherin nannte besonders die Lage im Norden des Gazastreifens verzweifelt.
Die Bundesregierung rufe Israel und alle Konfliktparteien dazu auf, ihren Verpflichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht nachzukommen, betonte die Sprecherin. Es müsse nun endlich in einem ganz anderen Ausmaß als bisher humanitäre Hilfe zu den notleidenden Menschen besonders in den nördlichen Teil des Gazastreifens gelangen.
Getöteter Hamas-Chef nutzte israelische Geiseln als Schutzschild
Montag, 21. Oktober, 13.12 Uhr: Der am Mittwoch getötete Hamas-Chef Jahja Sinwar soll sechs israelische Geiseln als menschliche Schutzschilde genutzt haben, um so Angriffe auf seinen Bunker zu verhindern. Das berichtet der israelische TV-Sender „Keshet 12“. Das Versteck der Geiseln sei ein rund 20 Meter unter der Oberfläche gegrabener Tunnel der Terrororganisation gewesen.
Die sechs von der Hamas entführten Israelis seien schließlich hingerichtet worden, da sie aufgrund der über Monate andauernden Mangelernährung zu geschwächt waren, um zusammen mit dem Terror-Chef in andere Verstecke zu fliehen. Die israelische Armee hatte die Leichen der Geiseln am 31. August entdeckt und in dem Tunnel auch DNA-Spuren von Jahja Sinwar gefunden.
USA prüfen Geheimdienstleak zu Israels Iran-Plänen
Sonntag, 20. Oktober, 11.24 Uhr: Die USA untersuchen Medienberichten zufolge die Veröffentlichung mutmaßlicher US-Geheimdienstinformationen über Israels Pläne für Vergeltungsmaßnahmen gegen den Iran. Die auf den 15. und 16. Oktober datierten streng geheimen Dokumente kursierten seit Freitag im Netz und seien zunächst auf der Plattform Telegram veröffentlicht worden, berichtete der US-Sender CNN. Eine nicht namentlich genannte mit der Angelegenheit vertraute Person habe die Echtheit der Dokumente bestätigt, so der Sender. Dem Portal Axios zufolge veröffentlicht das entsprechende Telegram-Konto regelmäßig pro-iranische Inhalte.
Dokumente sollen Vorbereitungen Israels zeigen
Vor zwei Wochen hatten Irans Revolutionsgarden rund 200 ballistische Raketen auf den jüdischen Staat gefeuert. Israel kündigte daraufhin Vergeltung an. Offen ist, wann und wie Israel zurückschlagen wird. Die nun veröffentlichten Dokumente beschreiben Axios zufolge „detailliert Maßnahmen, die in den vergangenen Tagen auf mehreren israelischen Luftwaffenstützpunkten durchgeführt“ worden seien.
Weiter zeigten die Dokumente, dass die israelische Luftwaffe nach Angaben des US-Geheimdienstes eine große Übung durchgeführt habe, an der Aufklärungsflugzeuge und wohl auch Kampfjets teilgenommen hätten. „In dem angeblichen Geheimdienstbericht werden auch die Vorbereitungen in israelischen Drohneneinheiten für einen Angriff auf den Iran detailliert beschrieben“, so Axios weiter. Ein US-Regierungsvertreter sagte sowohl Axios als auch CNN, dass das mutmaßliche Leck „äußerst besorgniserregend“ sei.
Auch in der Vergangenheit gab es Geheimdienstleaks
Erst vor anderthalb Jahren sorgte ein US-Geheimdienstskandal für Aufsehen. Ein Militärangehöriger hatte ab Januar 2022 vorsätzlich Informationen, die als „geheim“ und „streng geheim“ eingestuft waren, in einem geschlossenen Chat-Raum auf der bei Videospielern beliebten Plattform Discord veröffentlicht haben. Von dort aus verbreiteten sie sich im Internet, bis auch Behörden und Medien darauf aufmerksam wurden. Erst im April 2023 wurde das Leck publik.
Bericht: Bürgermeister bei israelischem Angriff im Libanon getötet
17.21 Uhr: Bei einem israelischen Luftangriff auf eine Ortschaft in der westlichen Bekaa-Ebene im Libanon sind nach Angaben der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA mehrere Menschen getötet worden. Unter den Toten sei auch ein Bürgermeister, hieß es in der Meldung.
Das israelische Militär äußerte sich zu dem Vorgang zunächst nicht.
Ziel des Angriffs war dem Bericht der Nachrichtenagentur zufolge ein Wohnhaus in der Ortschaft Balul. Dem Gesundheitsministerium in Beirut zufolge wurden vier Menschen getötet und 13 weitere verletzt. NNA berichtete von fünf Toten. Der getötete Bürgermeister stammte demnach aus einem Ort in der Umgebung.
Wenn sich bestätigt, dass der Bürgermeister unter den Todesopfern ist, wäre es innerhalb weniger Tage bereits der zweite Bürgermeister im Libanon, der getötet wurde. Erst am Mittwoch war der Bürgermeister der Stadt Nabatija bei einem israelischen Luftschlag ums Leben gekommen. Auch aus anderen Teilen des Landes wurden Luftschläge gemeldet.
Drohne aus dem Libanon in der Nähe von Netanjahus Haus eingeschlagen
08.53 Uhr: Eine im Libanon gestartete Drohne ist nach Angaben des israelischen Militärs in ein Gebäude in der Stadt Caesarea eingeschlagen, wo auch ein Wohnhaus von Regierungschef Benjamin Netanjahu liegt. Laut eines Sprechers der israelischen Regierung galt der Angriff dem Ministerpräsidenten.
Netanjahu und seine Frau waren aber zum Zeitpunkt der Attacke nicht zu Hause. Israelischen Medienberichten zufolge war zunächst unbekanntgewesen, ob sich Netanjahu zur Zeit des Angriffs in dem Küstenort am Mittelmeer aufgehalten hatte. Nach Armeeangaben wurde niemand verletzt. Zwei weitere unbemannte Flugobjekte wurden demnach abgefangen.
Luftalarm gab es auch in der weiter südlich gelegenen Küstenmetropole Tel Aviv. Dort sei eine Drohne im Anflug auf den Stadtteil Glilot gewesen, wo das Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad und eine andere Geheimdienstzentrale liegen. Die Sirenen heulten nach Armeeangaben auch in zahlreichen Orten Nordisraels wie etwa der Stadt Tiberias am Westufer des Sees Genezareth.
Israel braucht dringend Exit-Strategie
06.00 Uhr: Israel braucht in seinem Mehrfrontenkrieg dringend eine Exit-Strategie, argumentiert die österreichische Tageszeitung „Die Presse„:
“Auf Dauer kann Israel den Mehrfrontenkrieg nicht aufrechterhalten – weder militärisch noch diplomatisch. Netanjahu sollte nach den Erfolgen der jüngsten Zeit nicht hochmütiger Selbstüberschätzung erliegen, sondern rechtzeitig die Ausfahrt aus den Kriegen erwischen. Er hat die Hamas und die Hisbollah beträchtlich geschwächt, ihre vollständige Vernichtung wird allerdings kaum gelingen. Im Gegenteil: Krieg treibt den Radikalen vermutlich eine neue Generation von Fanatikern zu.
Israel braucht eine Exit-Strategie. Doch es hat noch immer keinen Plan, wer nach einem Ende des Krieges die Macht in Gaza übernehmen soll. Es wird höchste Zeit dafür.“
Türkischer Außenminister bekundet Hamas nach Tötung von Sinwar sein „Beileid“
02.50 Uhr: Nach der Tötung von Hamas-Chef Jahja Sinwar hat der türkische Außenminister bei einem Treffen mit Vertretern der radikalislamischen Palästinenserorganisation sein „Beileid“ bekundet. Außenminister Hakan Fidan habe am Freitag den Präsidenten des Schura-Rates der Hamas, Ismail Darwisch, sowie Hamas-Politbüro-Mitglieder empfangen, denen er „sein Beileid für den Märtyrer Jahja Sinwar“ aussprach, erklärte Fidans Ministerium.
Palästinenser: Mindestens 30 Tote bei israelischem Angriff in Gaza
Samstag, 19. Oktober, 01.30 Uhr: Bei einem israelischen Angriff im Norden des Gazastreifens sind nach palästinensischen Angaben mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern seien 20 Frauen und Kinder, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Mehr als 50 weitere Menschen seien bei dem Angriff auf die Stadt Dschabalia verletzt worden. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Die israelischen Streitkräfte äußerten sich zunächst nicht zu dem Bericht.
Israelische Armee: Zwei Bewaffnete aus Jordanien erschossen
22.56 Uhr: Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben bei einem Feuergefecht zwei Bewaffnete aus Jordanien südlich des Toten Meeres erschossen. Nach einem möglichen dritten Bewaffneten, der geflohen sei, werde gesucht. Dem Militär zufolge waren die „Terroristen„ aus Jordanien kommend nach Israel eingedrungen. Zwei Israelis wurden leicht verletzt, wie die Zeitung „Times of Israel“ berichtete. Die Angaben der Armee zu dem Zwischenfall ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Der örtliche Ableger der Muslimbruderschaft in Jordanien reklamierte den Angriff später für sich. Er sei eine Reaktion auf die Brutalität der “Zionisten“, hieß es in einer Erklärung der Bewegung.
Sinwars Tod schürt Hoffnung auf Ende des Kriegs in Gaza
06.29 Uhr: Die Regierungen Israels und der USA sehen nach der Tötung des Hamas-Anführers Jihia al-Sinwar im Gazastreifen größere Chancen auf ein Ende des seit über einem Jahr andauernden Kriegs in Nahost. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die Tötung des meistgesuchten islamistischen Terroristen der Region als Meilenstein. Ob sich die Hoffnungen auf eine Deeskalation nach Monaten des Kriegs mit der Hamas im Gazastreifen und der mit ihr verbündeten Hisbollah im Libanon wirklich erfüllen, erscheint aber fraglich.
„Dies ist der Beginn des Tags nach Hamas“, sagte Netanjahu in einer Videobotschaft an die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen. Die Menschen in dem abgeriegelten und vom Krieg schwer gezeichneten Küstengebiet sollten sich endlich befreien von der seit Jahren währenden „Unterdrückungsherrschaft“ der Hamas. Auch US-Präsident Joe Biden sagte, nun könne die Chance auf einen „Tag danach“ im Gazastreifen ohne die Islamisten an der Macht ergriffen werden. Für eine politische Lösung, die sowohl Israelis als auch Palästinensern eine bessere Zukunft biete, sei Sinwar ein Hindernis gewesen.
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