„Im Winter gut, im Sommer schlecht“: In Peißenberg werden derzeit die Straßen von Spiltt befreit
In der kalten Jahreszeit wird Streusplitt auf den Verkehrswegen verteilt, und im Frühjahr werden die Straßen wieder gesäubert: Klingt einfach, ist es aber nicht. Die Straßenreinigung im Frühjahr ist ziemlich aufwendig – vor allem, was die Entsorgung des Abfallmaterials betrifft.
Peißenberg - Alles neu macht der Mai – auch auf Peißenbergs Straßen und Fußwegen. Die meisten Verkehrsachsen sind inzwischen gereinigt, auch wenn der Bauhof mit der Frühjahrsabkehrung noch beschäftigt ist. Mit der Säuberung wurde vor ein paar Wochen begonnen. Der Ablaufplan ist jedes Jahr derselbe: Angefangen wird auf den stark frequentierten Fußwegen und Hauptverkehrsrouten im Ortsinneren. Danach folgen die nicht ausgebauten Straßen, und zuletzt wird im Außenbereich gekehrt. Den Streusplitt einfach liegen zu lassen, das wäre keine Option: „Splitt ist im Winter gut, im Sommer aber schlecht, weil man dann darauf ausrutschen kann“, bringt es Bauhofleiter Roman Bals auf den Punkt. Und dann gibt es da noch eine weitere wichtige Komponente – nämlich die laut Bals „unglaubliche Staubentwicklung“, die der Streusplitt im Sommer verursachen würde.
Straßenkehricht ist mehr als Splitt
Der Straßenkehricht setzt sich nämlich nicht nur aus Splitt zusammen. Er ist mit vielen Schadstoffen und Abfällen durchmischt. Was genau im Abkehrmaterial enthalten ist? „Alles“, antwortet Bals kurz und knapp. Den Hauptanteil bilden bei der Frühjahrsabkehrung mineralische Bestandteile (Sand, Splitt, Steine) und organische Stoffe (Laub und Äste). Neben Verpackungsabfällen (Glas, Plastik, usw.) gesellen sich aber auch hygienisch bedenkliche Hinterlassenschaften wie Tierkot und Zigarettenkippen hinzu. In der Mixtur enthalten sind zudem noch Verunreinigungen, die der Straßenverkehr verursacht, wie zum Beispiel Treibstoffbestandteile (Tropfverluste bei Fahrzeugen), Öle sowie Abriebe von Fahrbahnen, Reifen, Bremsen und Kupplungsbelägen. Laut dem Bayerischen Landesamt für Umwelt nimmt die Schadstoffbelastung des Straßenkehrichts mit der Verkehrsdichte zu. Die Werte von Mineralöl-Kohlenwasserstoffen (MKW), polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), Ruß, partikelgebundenen Schwermetallen sowie von Phenol, Sulfat und Chlorid, so heißt es, sind dann „unterschiedlich stark erhöht“. Nicht vergessen werden dürfen die im Splitt enthaltenen Winterdienst-Auftaumittel. Der Bauhof verwendet zum Beispiel für Fußwege ein Streugemisch mit bis zu 2,5 Gramm Salz und bis zu 20 Gramm Splitt pro Quadratmeter. Dabei handelt es sich nicht um Siede-, sondern um Steinsalz, das sich nicht komplett verflüchtigt. Aber was passiert mit dem kontaminierten Straßenkehricht? Bis zur Abholung durch Entsorgungsfirmen wird das Kehrgut am Bauhof an der Forster Straße zwischengelagert.
Was passiert mit dem Straßenkehricht?
Im Zuge des Recyclingprozesses wird das Material gewaschen, gefiltert und gesiebt. „Eine thermische Reinigung ist nicht möglich, da so viel Fremdstoffe im Gemisch enthalten sind“, erklärt Bals. Einen „Streugut-Kreislauf“ gibt es übrigens nicht. Nach dem Recycling-Prozess bleiben von den ursprünglichen Splitt-Steinen laut Bals nur noch „Sandrundkörner“ übrig. Für eine erneute Verwendung im Winterdienst sind selbige nicht tauglich: „Das Material wird zum Beispiel für Straßenverfüllungen genutzt. Das muss allerdings vorher mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt werden“, so Bals.
Die Frühjahrsabkehrung bedeutet für den Bauhof einen hohen Aufwand. Auf Fußwegen muss die Schmalspurkehrmaschine von zwei Mitarbeitern begleitet werden, um den Splitt zum Beispiel hinter Laternenmasten oder Hydranten rauszukehren. Im Vorjahr kostete die Frühjahrsabkehrung inklusive Entsorgung 26 000 Euro. Insgesamt kamen rund 160 Tonnen Straßenkehricht zusammen. „Der meiste Splitt stammt von den Radwegen. Dort wird auch am meisten gestreut“, erklärt Bals. Für 2024 würden noch keine Zahlen vorliegen: „Wir sind mit der Abkehrung ja auch noch nicht ganz fertig.“