Kurz vor Blackout in Spanien: Stromausfälle in noch mehr Ländern – Experte äußert Verdacht

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Am Montag (28. April) sorgte ein Stromausfall in Spanien für Chaos. Tags zuvor gab es auch in Großbritannien unerklärliche Unregelmäßigkeiten im Stromnetz.

Frankfurter – Ein beispielloser Stromausfall hat am Montag (28. April) Spanien und Portugal nahezu vollständig lahmgelegt. Während die Stromversorgung auf der iberischen Halbinsel mittlerweile wiederhergestellt ist, bleiben die genauen Ursachen für den flächendeckenden Blackout weiterhin ungeklärt. Vermutungen, es könne sich um eine Cyber-Attacke gehandelt haben, bestätigten sich bisher nicht.

Was aber brisant ist: Nur wenige Stunden vor dem iberischen Blackout registrierte auch Großbritannien ungewöhnliche Aktivitäten in seinem Stromnetz. Der britische Netzbetreiber National Energy System Operator (Neso) untersucht dem Telegraph zufolge derzeit zwei Vorfälle vom Sonntag (27. April), bei denen es zu unerklärlichen Frequenzschwankungen kam.

Am Sonntag kam es in Großbritannien zu unerklärlichen Problemen im Stromnetz, tags darauf fiel der Strom in Spanien und Portugal nahezu landesweit stundenlang aus. (Collage) © NORRIE3699/imago/Luis Soto/ZUMA Press Wire/dpa

Vor beispiellosem Stromausfall auf iberischer Halbinsel: Britischer Netzbetreiber spricht von Schwankungen

Wie die britische Tageszeitung berichtet, beobachteten Mitarbeitende in der Leitstelle des National Energy System Operator (Neso), der für das britische Stromnetz zuständigen Behörde, am Sonntag ungewöhnliche Aktivitäten, bei denen die Netzfrequenz sowohl am frühen Morgen als auch am Abend unerwartet schwankte. Die Aufrechterhaltung der Frequenz innerhalb bestimmter Grenzen ist für die Stabilität der Stromversorgung von entscheidender Bedeutung, heißt es im Bericht.

Der erste Vorfall begann gegen frühmorgens mit einem Ausfall des Gaskraftwerks Keadby 2 in Lincolnshire, gefolgt vom unerklärlichen Versagen der sogenannten Viking-Link-Verbindung zwischen Großbritannien und Dänemark. Gegen 18 Uhr kam es erneut zu einer unerwarteten Frequenzverschiebung, deren Ursache bislang unbekannt ist.

Ein Sprecher der Neso bestätigte dem Telegraph, dass Untersuchungen eingeleitet wurden. Ein Sprecher betonte jedoch, dass es derzeit keine Hinweise darauf gebe, dass die Stromausfälle miteinander oder mit den massiven Systemausfällen zusammenhängen, die am Montag in Spanien, Portugal und Teilen Südfrankreichs auftraten. „Das Stromnetz Großbritanniens war von der Netzstörung im europäischen Stromnetz am Montag nicht betroffen“, so Sprecher.

Massive Stromausfälle in Spanien und Portugal, Störungen in Großbritannien: Experten äußern sich

Parallelen zwischen den Stromausfällen in Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs, sowie den Unregelmäßigkeiten im Vereinigten Königreich gibt es einem Experten zufolge dennoch. „Länder, die am Rande des europäischen Netzes liegen und stärker vom Netz isoliert sind, neigen leichter zu Netzfrequenzabweichungen“, sagt der Chef der Energiemarkt-Analytik-Unternehmens Montel, Jean-Paul Harreman.

Der Netzbetreiber Red Eléctrica machte die abrupte Unterbrechung der Stromverbindung mit Frankreich für den Zusammenbruch verantwortlich. Die Ursache könnte dem früheren Red-Eléctrica-Chef Jordi Sevilla auf den hohen Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen am Energiemix zurückzuführen sein. Stimmen werden in Spanien lauter, den geplanten Ausstieg aus nuklearer Energieerzeugung mit Ende des Jahrzehnts rückgängig zu machen. Auch über ein „seltenes atmosphärisches Phänomen“ wurde als Grund für den Blackout spekuliert.

„Ein plötzlicher Überschuss an erneuerbaren Energien (Photovoltaik und Windkraft) im System kann zu starken Spannungsschwankungen im Netz führen, die einen Erzeugungsausfall verursachen, der bei Ausbreitung der Störung zu einem Blackout führt, da die Generatoren nun für den Betrieb innerhalb der überschrittenen Margen ausgelegt sind“, schrieb Sevilla in einem Gastbeitrag auf CincoDias. Das Stromnetz brauche „Investitionen, um sich an die technische Realität des neuen Erzeugungsmixes anzupassen.“ In Hinblick auf die Energiewende in Deutschland wurden ähnliche Bedenken geäußert.

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