Fußball-EM 2024 im Newsticker - „Behörden bestmöglich vorbereitet“: Sicherheitslage angespannt
Fußball-EM in Deutschland
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„Sicherheitsbehörden bestmöglich vorbereitet“: Lage angespannt, aber keine Hinweise auf Anschläge
Dienstag, 4. Juni, 14:41 Uhr: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) räumt der Sicherheit bei Fußball-Europameisterschaft in Deutschland „oberste Priorität“ ein. Die aktuelle Sicherheitslage sei allgemein „angespannt“, die Sicherheitsbehörden seien aber bestmöglich vorbereitet, sagte Faeser am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit dem nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (CDU) in Berlin. Konkrete Hinweise auf Anschläge gebe es nicht, die Gefahr sei aber „abstrakt hoch“.
Die Fußball-EM der Männer läuft vom 14. Juni bis 14. Juli in zehn deutschen Städten. Austragungsorte sind Berlin, Köln, München, Frankfurt am Main, Hamburg, Dortmund, Leipzig, Gelsenkirchen, Stuttgart und Düsseldorf. Laut Faeser werden zu Spielen in Stadien 2,7 Millionen Menschen erwartet, auf Fanmeilen wird mit insgesamt bis zu zwölf Millionen Besuchern gerechnet.
Im Bereich des islamistischen Terrors gehe die derzeit größte Gefahr vom Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Afghanistan und Zentralasien (ISPK) aus, sagte Faeser. Die Herausforderungen für die Sicherheit bei der EM seien aber sehr viel vielfältiger. Es gehe unter anderem auch um Gewalttäter wie Hooligans und Fragen der Cybersicherheit.
Faeser kündigte eine „hohe Präsenz“ der Polizei an allen Orten mit großen Menschenansammlungen an. Das Turnier werde „ein Kraftakt“ für die Polizei in Bund und Ländern. „Das wird kein Spaziergang werden“, sagte Reul mit Blick auf die Herausforderungen für die Einsatzkräfte. Alle verfügbaren Kräften würden eingesetzt, die Sicherheitsbehörden seien „bestmöglich vorbereitet“.
Faeser und Reul erinnerten zugleich an Erfahrungen der Behörden mit früheren Großveranstaltungen wie der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland im Jahr 2006 und internationalen Gipfeltreffen. Auch während der WM 2006 etwa habe schon eine angespannte Sicherheitslage geherrscht, betonte die Ministerin. Verschärft habe sich diese inzwischen aber etwa mit Blick auf Cyberangriffe.
Zu Einzelheiten der Sicherheitsvorkehrungen äußerten sich Faeser und Reul unter Hinweis auf einsatztaktische Erfordernisse nicht. Rund um Stadien gelte ein „abgestuftes System“ an Sicherheitsmaßnahmen, sagte Reul. Er verwies unter anderem auch auf Abwehrmaßnahmen gegen Drohnen. Rund um die Stadien gelten während der Europameisterschaft demnach Flugverbotszonen.
Von entscheidender Bedeutung seien zudem die Informationsgewinnung und der Informationsaustausch zwischen Ländern und Behörden, sagte Reul mit Blick auf die Gefahr vor allem durch extremistische Einzeltäter und Gruppen. Das insbesondere vom IS-Ableger ISPK ein großes Bedrohungspotenzial ausgehe, sei „klar“. Die Gruppierung wird von den Sicherheitsbehörden im In- und Ausland als derzeit wohl gefährlichste islamistische Terrororganisation angesehen.
Faeser kündigte während der EM außerdem vorübergehend Kontrollen an allen deutschen Grenzen sowie an Flughäfen und Bahnhöfen an. Diese zielten insbesondere darauf an, Gewalttäter wie Hooligans früh zu stoppen. An den Binnengrenzen innerhalb der EU gibt es üblicherweise keine Kontrollen mehr.
Eng kooperiert werde außerdem mit den Sicherheitsbehörden anderer Staaten, sagte die Ministerin. Etwa 350 ausländische Polizeikräfte seien während des Turniers in Deutschland eingesetzt. Besonders die Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Frankreich sei intensiv, es gebe gemeinsame Polizeieinheiten.
Faeser und Reul betonten zugleich die große Vorfreude auf das Turnier. Die EM sei „eine große Chance zusammenzurücken und ein friedliches Fußballfest im Herzen Europas zu feiern“, sagte Faeser. Die Veranstaltung könne zeigen, dass Sport für „Respekt und Miteinander“ und gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus stehe. „Es sind Zeichen, die wir in diesen Zeiten brauchen“. Deutschland wolle ein guter Gastgeber sein, fügte sie hinzu.
Die Polizei in Nordrhein-Westfalen übernimmt während der EM eine zentrale Koordinierungsrolle. In dem Bundesland befinden sich allein vier der zehn Spielstätten, die Behörden dort gelten aufgrund vieler Bundesligapartien als besonders erfahren im Umgang mit Fußballspielen. In Neuss befindet sich auch ein zentrales EM-Lagezentrum, das International Police Cooperation Center. Dort fließen Einsatzinformationen aus dem In- und Ausland zusammen.
Füllkrug schon beim DFB-Team - Auch ter Stegen in Franken
Montag, 3. Juni, 19.42 Uhr: Niclas Füllkrug ist vorzeitig bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Franken eingetroffen. Der Angreifer von Borussia Dortmund ist nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen Real Madrid schon am Montag ins EM-Quartier nach Herzogenaurach angereist. Der 31-Jährige begleitete die Teamkollegen nach DFB-Angaben auch zum vorletzten Test vor der EM am Montagabend in Nürnberg gegen die Ukraine.
Die beiden Champions-League-Sieger Toni Kroos und Antonio Rüdiger sowie Füllkrugs BVB-Kollege Nico Schlotterbeck werden dagegen am Dienstag in Herzogenaurach erwartet.
Auch das Torhüterteam ist elf Tage vor dem Turnier-Eröffnungsspiel gegen Schottland komplett. Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona reiste als vierter Schlussmann im Kader ebenfalls am Montag an. Ter Stegen hatte von Bundestrainer Julian Nagelsmann einige zusätzliche freie Tage nach einer langen Saison erhalten. Im Winter hatte der frühere Gladbacher nach einer Operation am Rücken keinen Urlaub gehabt.
„Ich war schockiert“: Auch Nagelsmann tobt wegen „Scheiß-Umfragen“
Sonntag, 2. Juni, 16.02 Uhr: Vor der Heim-EM ploppt wieder ein politisches Thema hoch. In einer Umfrage für die WDR-Sendung „Sport Inside“ wünschen sich einige Teilnehmer mehr weiße Spieler im Nationalteam. Joshua Kimmich hat bereits am Samstag deutliche Kritik geübt: „Das ist absolut rassistisch und hat keinen Platz bei uns in der Kabine.“
Am Sonntag hat sich nun auch der Bundestrainer auf der DFB-Pressekonferenz dazu geäußert. „Allein die Fragestellung finde ich einen Wahnsinn, dass wir im Öffentlich-Rechtlichen so eine Frage stellen. Ich war schockiert. Ich sehe es genauso, dass es rassistisch ist. Ich habe das Gefühl, dass wir mal aufwachen müssen. Es gibt einfach unfassbar viele Menschen, die flüchten müssen, die ein sicheres Land suchen", so Julian Nagelsmann. Der 36-Jährige meinte weiter: „Wir spielen eine EM für jeden im Land. Ich hoffe, nie wieder etwas von solchen Scheiß-Umfragen lesen zu müssen.“
Im ersten von zwei Länderspielen vor der Heim-EM kann Nagelsmann noch nicht auf seine geplante Turnier-Mannschaft setzen. Toni Kroos und Antonio Rüdiger von Champions-League-Sieger Real Madrid werden gegen die Ukraine am Montag (20.45 Uhr/ARD) fehlen. Für das Eröffnungsspiel gegen Schottland am 14. Juni in München sind beide Profis aber gesetzt.
Ansonsten plant Nagelsmann mit der Elf, die auch gegen die Schotten auflaufen soll. Im Tor, bekräftigte er, werde der frühere Kapitän Manuel Neuer stehen. Die Position von Abwehrchef Rüdiger im Zentrum nimmt laut Nagelsmann der Stuttgarter Waldemar Anton ein.
„Wir wollen die Rollen auch bei den Testspielen durchziehen, das war der Sinn der Rollengespräche“, sagte Nagelsmann am Sonntag. Zumal habe seine Mannschaft „in der Konstellation erst zweimal gespielt, wir brauchen noch Rhythmus und wollen versuchen, die gewonnene Stabilität weiter auszubauen.“ Angesprochen auf die Vertreter für Kroos und Rüdiger sagte Nagelsmann: „Die, die am nächsten dran sind, spielen für die, die nicht da sind.“
Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund stehen nach dem Endspiel in der Königsklasse ebenfalls noch nicht zur Verfügung. Sie sollen wie Kroos und Rüdiger erst am Dienstag ins EM-Quartier nach Herzogenaurach reisen.
Leroy Sané ist noch gesperrt, auch der zuletzt angeschlagene David Raum dürfte kein Thema sein. Torhüter Marc-Andre ter Stegen wird am Spieltag erwartet und steht für das Duell mit dem Weltranglisten-22. ebenfalls nicht zur Verfügung.
WDR-Sportchef reagiert auf Kimmich-Kritik an Umfrage
19.15 Uhr: Das WDR-Format „Sport inside“ hatte für die Doku „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ über Nationalspieler mit migrantischen Wurzeln eine repräsentative Umfrage bei Infratest dimap in Auftrag gegeben. Die 1.304 Befragten sollten sich zu folgenden Aussagen positionieren: „Ich fände es besser, wenn wieder mehr weiße Spieler in der deutschen Nationalmannschaft spielen“, „Ich finde es gut, dass in der deutschen Mannschaft mittlerweile viele Fußballer spielen, die einen Migrationshintergrund haben“ und „Ich finde es schade, dass der derzeitige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft türkische Wurzeln hat.“
Nationalspieler Joshua Kimmich nannte die Umfrage „absolut rassistisch“ (siehe letzter Eintrag). WDR-Sportchef Karl Valks reagierte nun und sagte mit Blick auf Kimmichs Kritik, dass Reporter Philipp Awounou in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ mit der Aussage konfrontiert worden sei, auf dem Fußballplatz stünden zu wenige „echte“, hellhäutige Deutsche. „Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen“, so Valks. Daher habe man bei Infratest Dimap die Umfrage in Auftrag gegeben.
Der WDR-Sportchef weiter: „Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind, wie sie sind; aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland.“ Sport spiele in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle; die Nationalmannschaft sei ein starkes Vorbild für Integration.
ARD-Umfrage schockiert Kimmich: „Das ist absolut rassistisch“
Samstag, 1. Juni, 15.03 Uhr: Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich hat kurz vor der Heim-EM mit großem Missfallen auf eine Umfrage reagiert, der zufolge jeder fünfte Deutsche es besser fände, wenn wieder mehr weiße Spieler in der DFB-Auswahl spielen würden.
„Gerade wer im Fußball aufgewachsen ist, weiß, dass das absoluter Quatsch ist. Gerade der Fußball ist ein Beispiel dafür, wie man verschiedene Nationen, verschiedene Hautfarben, verschiedene Religionen vereinen kann. Darum geht es auch bei uns in der Mannschaft. Ich würde sehr, sehr viele Spieler sehr vermissen, wenn sie nicht hier wären. Das ist absolut rassistisch und hat keinen Platz bei uns in der Kabine“, sagte Kimmich am Samstag im EM-Quartier des DFB-Teams in Herzogenaurach. Im vorläufigen 27-Mann-Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann stehen einige Akteure mit Migrationshintergrund.
„Wenn man überlegt, dass wir vor einer Heim-EM stehen, ist es schon absurd, so eine Frage zu stellen, wo es eigentlich darum geht, das ganze Land zu vereinen. Es geht jetzt nur darum, gemeinsam Großes zu erreichen. Wir als Mannschaft versuchen, alle Menschen in Deutschland hinter uns zu bringen“, sagte der 29 Jahre alte Profi des FC Bayern München.
Die Mehrheit der Befragten (65 Prozent) stimmte der Aussage in der repräsentativen Umfrage für die WDR-Sendung „Sport Inside“ nicht oder überhaupt nicht zu. Und zwei Drittel der befragten Deutschen finden es demnach gut, dass im Nationalteam mittlerweile viele Fußballer spielen, die einen Migrationshintergrund haben.
Die Umfrage wurde für die TV-Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ bei Infratest dimap in Auftrag gegeben. Am 2. und 3. April wurden 1304 zufällig ausgesuchte Wahlberechtigte telefonisch und online befragt.
Bei EM-Titel winkt den DFB-Stars eine Rekordprämie
Donnerstag, 30. Mai, 14.45 Uhr: Der Titelgewinn bei der Fußball-Europameisterschaft würde jedem deutschen Spieler eine Rekordprämie von 400.000 Euro bescheren. Der DFB hat sich in den Verhandlungen mit dem Spielerrat um Kapitän Ilkay Gündogan darauf geeinigt, sich an den Summen der vergangenen großen Turniere zu orientieren.
„Bei den leistungsbezogenen Turnier-Prämien wird es im Vergleich zu der EM 2021 und der WM 2022 keine Veränderung geben“, äußerte DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig auf dpa-Anfrage am Donnerstag. „Darauf haben wir uns mit dem Spielerrat bereits im letzten Jahr geeinigt.“
Der Titelgewinn würde den Deutschen Fußball-Bund demnach bei bis zu 26 Kaderspielern insgesamt 10,4 Millionen Euro kosten. Viel Geld. Aber die UEFA schüttet an den neuen Europameister im besten Fall auch bis zu 28,25 Millionen Euro an Prämien aus. Alleine die Startprämie beläuft sich für jeden der 24 Teilnehmer auf 9,25 Millionen Euro.
Bei der vergangenen Weltmeisterschaft in Katar hatten die Nationalspieler nach dem Vorrunden-Aus kein Geld erhalten. Für den Gruppensieg hätte es 50.000 Euro pro Mann gegeben. Eine Viertelfinal-Teilnahme hätte der Deutsche Fußball-Bund mit 100.000 Euro entlohnt, das Halbfinale mit 150.000 Euro. Der dritte Platz hätte 200 000 Euro eingebracht, ein verlorenes Finale 250.000 Euro. Die höchste vom DFB ausgezahlte Turnierprämie sind die 300.000 Euro je Spieler beim WM-Triumph 2014 in Brasilien.
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