Neue Kampfansage an die Krähen - Hilfe aus dem Landtag
Seit Jahren herrscht in Dachau der Krähen-Notstand. Während die Stadt mittlerweile kapituliert hat, gibt es neue Hoffnung aus dem Landtag. Dachau soll Teil eines Pilotprojekts werden, das das Erreichen einer artenschutzrechtliche Ausnahme zum Ziel hat. Den Vögeln könnte es damit bald an den Kragen gehen.
Dachau – So schlimm wie momentan sei es mit den Krähen noch nie gewesen, sagen Thekla Alsch und Florian Helm. Die beiden Dachauer leiden seit Jahren unter der steigenden Anzahl an Saatkrähen in der Stadt. Jeden Tag müsse Alsch mit ihrem Auto in die Waschstraße fahren. „Das ist echt brutal. Der Kot ist so aggressiv, dass die Waschanlage das nicht mehr wäscht.“ Auch Florian Helm treiben die Vögel an den Rand der Verzweiflung. „Tierschutz hin oder her. Ich muss drei Mal am Tag meine Fassade putzen, weil die so einen Dreck machen.“
Die Stadt tat alles, um dem Krähen-Problem Herr zu werden. Alle Jahre wieder entfernen städtische Mitarbeiter Krähennester aus Baumwipfeln im Stadtgebiet. Alle Jahre wieder versucht die Stadt, mit solchen Maßnahmen die Krähenzahl zu minimieren. Alle Jahre wieder ohne nennenswerte Erfolge. Den Saatkrähen gefällt es in Dachau so gut, dass ihre Zahl in den vergangenen Jahren sogar immer weiter angestiegen ist. Vor allem in den Bäumen an der Schleißheimerstraße, an der Pollnstraße Ecke Liegnitzerstraße, am Bahnhof, an der Berliner Straße Ecke Theodor-Heuss-Straße und am Ernst-Reuer-Platz haben es sich die Krähen bequem gemacht.
Auf Initiative der Dachauer CSU hat Alexander Flierl, Vorsitzender des Landtagsausschusses für Umwelt- und Verbraucherschutz, am gestrigen Dienstag persönlich einige Brennpunkte in Dachau besucht, um sich ein Bild zu machen. Am Ernst-Reuter-Platz überreichten CSU-Stadtrat Tobias Stephan und Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath Alexander Flierl die rund 1000 Unterschriften, die sie von verzweifelten Stadt- und Landbewohnern im Kreis Dachau gesammelt haben. Während sich Naturschützer freuen dürften, dass sich die Population der einst bedrohten Vögel erholt hat, sind Stadtbewohner am Ende ihrer Nerven. Wie berichtet, verursachen Krähen aber auch bei Landwirten im Dachauer Hinterland große Schäden.
Die Stadt gibt sich im Kampf gegen die klugen und erfinderischen Tiere mittlerweile geschlagen. Die Saatkrähen stehen nach EU-Recht unter strengem Schutz. Nur in Ausnahmefällen dürfen die Tiere „entnommen“, sprich getötet, werden. Doch es gibt einen Lichtblick.
„In München ist klar, dass das hier in Dachau ein Brennpunkt ist“, so Seidenath. Nun soll gehandelt werden. Wie Alexander Flierl verkündete, wolle sich die Landespolitik dem Problem annehmen. „Schirme und Pavillons sind zynisch und helfen nicht weiter“, betonte er und spielte damit auf einen Vorschlag der Regierung von Oberbayern an, der der Stadt Dachau im November vergangenen Jahres unterbreitet wurde (wir berichteten).
Vielmehr soll Dachau in ein Pilotprojekt aufgenommen werden, das den Krähen an den Kragen will. In Anbetracht der großen Krähen-Population und der „schwerwiegenden Beeinträchtigungen“ sei das Festhalten am Schutzstatus der Krähen nicht mehr gerechtfertigt, so Flierl.
In dem Projekt, einer Initiative der Freien Wähler, soll die „Entnahme“ von Krähen im Rahmen von artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigungen nun wissenschaftlich geprüft werden. Untersucht wird dabei, welche Maßnahmen der „letalen Vergrämung“, sprich Tötung, wirken und wie diese optimiert werden könnten, erklärt Flierl. Im Landkreis Dachau hat es sich also vielleicht bald schon ausgekräht.
Für die geplagten Anwohner ein Grund aufzuatmen. Bei Thekla Alsch keimt neue Hoffnung auf. „Wir müssen alles versuchen. Schlechter“, ist sie sich sicher, „kann es ohnehin nicht mehr werden.“