Binge Watching - Das passiert mit dem Körper, wenn Sie zu viel fernsehen

Seit Netflix, Prime Video, Sky und Co. das Streamen von Lieblingsserien und -filmen einfacher denn je machen, ist Binge Watching ein weit verbreitetes Phänomen. Dabei handelt es sich um stundenlanges, teilweise ununterbrochenes Fernsehen. Dass dies auf Dauer nicht gesund sein kann, liegt auf der Hand.

Doch was genau macht Binge Watching zu einem ernsthaften Gesundheitsrisiko? Und wie lassen sich die negativen Folgen des massiven Fernsehkonsums vermeiden?

Binge Watching ist ungesund

Das Ungesunde am Binge Watching ist, dass alle anderen Aktivitäten, die zu einem gesunden, aktiven Lebensstil gehören - wie Bewegung, Sport, aber auch Kochen und soziale Interaktion - vernachlässigt werden.

Hinzu kommen weitere Risikofaktoren.

1. Körperliche Bewegung fehlt

Der offensichtliche Nachteil des stundenlangen Fernsehens ist die Inaktivität. Sie sitzen oder liegen und bewegen sich kaum oder gar nicht. Diese Inaktivität wirkt sich auf Dauer negativ auf Ihre Gesundheit aus.

Sie verbrauchen weniger Energie und verlieren langfristig an Muskelmasse. Aber das ist noch nicht alles. Ein langfristiger Bewegungsmangel wirkt sich negativ auf das Immunsystem, den Stoffwechsel, die Durchblutung und sogar auf die Knochenstruktur aus.

In einer Studie aus dem Jahr 2019 wurde Binge Watching anhand der Anzahl der verbrachten Stunden in verschiedene Kategorien eingeteilt und an 3592 Personen untersucht, welche Auswirkungen die Zeit vor dem Fernseher haben kann.

Dabei zeigte sich, dass Personen, die täglich mehr als vier Stunden fernsehen, ein um 50 Prozent höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall haben als Personen, die weniger als zwei Stunden täglich fernsehen.

Mit ausreichend Sport und Bewegung (mindestens 150 Minuten pro Woche) lässt sich das Risiko jedoch auf das gleiche Niveau senken wie bei weniger als zwei Stunden täglich.

Wer sich fragt, ob sitzende Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Arbeit am Computer, die Gesundheit in ähnlicher Weise beeinträchtigen, kann beruhigt sein. Studien haben gezeigt, dass aktives Sitzen (z. B. Arbeiten am Schreibtisch) und inaktives Sitzen nicht die gleichen Auswirkungen zu haben scheinen.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 weist aktives Sitzen im Gegensatz zu inaktivem Sitzen keine positive Korrelation mit Körpergewicht, Körperfettanteil und Cholesterinspiegel auf.

2. Sie essen zu viele Snacks

Auch das Essverhalten während der Binge-Watching-Phasen stellt ein gesundheitliches Problem dar. Entscheidend ist, dass während des Fernsehens unabhängig von Hunger und Sättigungsgefühl gegessen wird. Statt aus Hunger wird also aus Langeweile gegessen, wie eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigt.

Für viele gehört das Snacken zum Fernsehen dazu. Die einsetzende Sättigung wird durch die Ablenkung nicht direkt wahrgenommen. Das führt schnell dazu, dass man mehr Kalorien zu sich nimmt, als man braucht.

Zudem wird oft zu ungesunden Snacks gegriffen. Gesunde und ausgewogene Mahlzeiten, die aufwendiger in der Zubereitung sind, würden schließlich Zeit in Anspruch nehmen, die lieber vor dem Fernseher verbracht wird. Daher sind fertige Snacks bei den Binge Watchern weitaus beliebter.

3. Sie stören Ihren Stoffwechsel und nehmen zu

Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung sind bereits zwei Faktoren, die zu Gewichtszunahme und langfristig zu Übergewicht führen können. Stundenlanges Fernsehen birgt jedoch weitere Risiken, die zu einer Gewichtszunahme führen können.

Eine Studie mit fast 44.000 Amerikanerinnen konnte zeigen, dass stundenlanges Fernsehen am späten Abend und bis in die Nacht hinein mit einer Gewichtszunahme von durchschnittlich 11 Pfund in fünf Jahren verbunden ist.

Außerdem haben Personen, die bei laufendem Fernseher einschlafen, ein um 30 Prozent höheres Risiko, übergewichtig zu werden. Diese Ergebnisse sind unabhängig vom Einfluss ungesunder Essgewohnheiten und Bewegungsmangel.

Zurückzuführen sind diese Zusammenhänge auf die Auswirkungen, die Binge Watching auf die innere Uhr und damit auf zahlreiche Stoffwechselvorgänge hat. Insbesondere das Fernsehen zu später Stunde wirkt sich auf die innere Uhr aus. Es wird vermutet, dass es zu einer Störung des Hormonhaushaltes kommt, die unter anderem den Appetit beeinflusst.

4. Binge Watching verursacht Schlafstörungen

Einschlaf- und Durchschlafstörungen sind eine direkte Folge des abendlichen Binge Watching. Schlafstörungen entstehen nicht nur, wie man meinen könnte, durch aufregende und aufwühlende Fernsehinhalte, sondern auch unabhängig vom Inhalt.

Schuld daran ist vor allem das blaue Licht des Fernsehers. Dieses führt zu erhöhter Wachsamkeit, stimuliert kognitive Funktionen und unterdrückt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Andere Bildschirme wie Smartphones, Laptops oder Tablets haben ähnliche Auswirkungen.

Generell sei es viel wichtiger, im Dunkeln zu schlafen, als die meisten Menschen glauben, so die Expertin Dr. Phyllis Zee. Gegenüber dem Portal 'Today' empfiehlt sie daher, die Beleuchtung und andere Lichteinflüsse (z.B. durch elektronische Geräte) am Abend entsprechend zeitlich zu begrenzen.

5. Sie isolieren sich von sozialen Kontakten

Wer seine Freizeit am liebsten allein auf dem Sofa verbringt und Serien schaut, begibt sich für diese Zeit in eine soziale Isolation.

An der Universität Leipzig wurden mehrere Studien zu den negativen Auswirkungen sozialer Isolation ausgewertet. Als nachweisbare negative Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit werden „erhöhte Depressivität, Ängstlichkeit, posttraumatische Belastungsstörung, Ärger, Stresserleben und Einsamkeit“ genannt.

6. Sie entwickeln eine Sucht

Ähnlich wie bei einer Spielsucht könnten beim Binge Watching bestimmte Hirnregionen angesprochen werden und eine Abhängigkeit auslösen.

Problematisch ist nicht nur das Eingeständnis einer Abhängigkeit, sondern bereits das Erkennen einer solchen. Sobald andere Aktivitäten und Verpflichtungen zugunsten des Fernsehkonsums vernachlässigt werden, sprechen Fachleute von einer Verhaltensabhängigkeit.

Die Folgen einer Fernsehsucht umfassen dann im Zweifelsfall alle bisher genannten Punkte, also Bewegungsmangel, ungesundes Essverhalten, Schlafmangel und soziale Isolation.

Somit stellt eine solche Fernsehsucht auch ein immenses Gesundheitsrisiko dar.

Damit können Sie den Folgen von Binge-Watching vorbeugen

Sie machen es sich gerne mal auf der Couch gemütlich und sehen sich auch mehrere Folgen Ihrer Lieblingsserie direkt nacheinander an?

Gerade wenn das Wetter schlecht ist, geht es vielen Menschen so. Solange dies nicht zur Gewohnheit wird, ist das auch völlig in Ordnung und wird Ihnen nicht die Gesundheit ruinieren.

Um Ihr Binge Watching etwas gesünder zu gestalten, können Sie folgende Tipps beherzigen.

  • Binge Watching zum Event machen
    Bei Binge Watching ist die Frequenz deutlich wichtiger als die Dauer. Lassen Sie Dauerfernsehen nach Feierabend also nicht zur Abendroutine werden. Gegen einen Serienmarathon an einem verregneten Sonntag hingegen ist nichts einzuwenden. Machen Sie ein Event daraus und seien Sie sich darüber im Klaren, dass Sie so etwas nur hin und wieder tun.

  • Einen zeitlichen Rahmen setzen
    Damit Binge Watching nicht mit Ihren Verpflichtungen und anderen Aktivitäten interferiert, legen Sie einen Zeitrahmen, in der Sie Serien schauen fest, und hören danach auch wirklich auf. Dies betrifft vor allem auch den Abend. Lassen Sie genug Zeit zwischen den Fernsehstunden und Ihrer