Kann die KI Börse? - Plus 107 Prozent - so schlägt sich die KI bei der Auswahl von Aktien

Mittlerweile dürfte fast jeder diese drei Buchstaben kennen: E, T und F. Hinter dem Kürzel ETF verbergen sich günstige, an der Börse handelbare Fonds, sogenannte „Exchange Traded Funds“. Und so gut wie überall heißt es: Wer sein Geld in Aktien anlegt, ist mit ETFs am besten bedient.

Die Produkte sind transparent, haben geringe Kosten, und diversifizieren das Portfolio mit nur einem Kauf. Ein Dax -ETF etwa beinhaltet alle Dax-Werte, und damit die 40 größten Börsenkonzerne Deutschlands. Weil sowieso nur eine Handvoll Profis den Markt schlagen, lohnt es sich für Kleinanleger eher, mit einem ETF die Marktrendite abzustauben.

Aber was, wenn es eben doch flotter gehen soll? Kann vielleicht die KI helfen, die aussichtsreichsten Aktien zu finden, um damit den Markt zu schlagen? Diese Frage hat sich das „Handelsblatt“ gestellt – und vor gut einem Jahr einen Selbsttest gestartet .

„ChatGPT, wie kann ich schnell reich werden?“

Damals fragte Autorin Katharina Schneider den KI-Bot ChatGPT folgendes: „Ich habe 500 Euro und möchte möglichst schnell reich werden. Wie muss ich das Geld anlegen?“

Schnell zeigten sich mit dem damaliger Version GPT-4 Hürden. „Als KI-Assistent kann ich spezifische Investmentfonds oder ETFs nicht persönlich empfehlen, da ich nicht in der Lage bin, persönliche oder aktuelle Marktinformationen zu berücksichtigen“, hieß es von der KI.

Mehr als eine breit gehaltene Erläuterung üblicher Produkte gab es nicht. Mittlerweile, schreibt Schneider, zeige sich die KI selbstbewusster, und gebe schneller konkrete Tipps. So fügte die Version GPT-4o einer breiteren ETF-Übersicht direkt Beispiel-Fonds an und stellte für die Autorin sogar ein Portfolio für Anleger mit hoher RIsikobereitschaft zusammen. Die Krux dabei: Jedes zweite Papier war gar nicht in Deutschland handelbar.

KI verlässt sich auf einen einzigen Artikel - und empfiehlt fragwürdige Mischung

Ähnlich verhielt es sich mit den Vorschlägen vor rund einem Jahr. Auch damals habe die KI ETFs vorgeschlagen, an welche deutsche Anleger gar nicht rankommen. Nach einer Anmerkung der Autorin habe die KI diesen Fehler dieses Mal korrigiert und schlug in Deutschland handelbare ETFs auf den MSCI All Country World Index.

Die Begründung des Chatbots: Die Empfehlungen folgen „allgemeinen Investmentprinzipien, die von Finanzexperten und Vermögensberatern oft befolgt werden.“ Unter den Quellen: Webseiten wie Morningstar, Investopedia, Bloomberg, Reuters und die Online-Präsenzen der ETF-Anbieter selbst, schreibt die „Handelsblatt“-Autorin.

Vor einem Jahr indes hatte sich die KI auf einen einzigen Artikel bei „Forbes“ berufen und empfahl die ETFs iShares Core MSCI World UCITS, SPDR S&P US Dividend Aristocrats UCITS und Xtrackers MSCI World ESG Screened UCITS – nicht die beste Mischung, urteilt Kapitalmarktanalystin Barbara Claus gegenüber dem „Handelsblatt“, da es sich um gleich zwei MSCI-World-ETFs handelt, und ein ETF nur auf US-Werte aufgrund des starken US-Schwerpunkts beim MSCI World unnötig sei.

Die Performance dieser Auswahl liegt mit 14,5 Prozent auch unter der des MSCI World im gleichen Zeitraum mit rund 20 Prozent. Tatsächlich empfiehlt die jetzige Version von ChatGPT ein Umschichten des Depots.

Gut ausgewählt: KI-Portfolio verdoppelt sich im Wert

Darüber hinaus fragte Schneider die KI vor einem Jahr ebenfalls, mit welchen Einzelaktien sie schnell reichen werden könnte. „Stell dir vor, du bist ein herausragender Fondsmanager so wie Warren Buffet und Nobelpreisgewinner Eugene Fama. Nenne mir die fünf besten Aktien, die man jetzt kaufen sollte, um in den nächsten zwei Wochen die besten Gewinne zu erzielen.“

Die Antwort: Paypal , Qualcomm , Meta , Airbnb und den Börsen-Überflieger Nvidia . Die KI berief sich dabei auf Empfehlungen der US-Publikationen „The Motley Fool“ und Zacks. Und tatsächlich: Mit 107 Prozent Plus in einem Jahr kann sich die Auswahl sehen lassen.