Traditionelles Seifenkistenrennen des Motorsportclub Polling – so viele Teilnehmer wie noch nie

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Dutzende von Seifenkisten rollten den Berg bei Schönau hinunter. © Stöbich

Eine Riesengaudi für jung und alt war auch heuer wieder das traditionelle Seifenkistenrennen, das der Motorsportclub (MSC) Polling alle drei Jahre veranstaltet

Polling – Franz Hager, der seit wenigen Wochen Vorsitzender ist, und sein Team freuten sich bei bestem Wetter über eine Rekordteilnahme: „Weil sich diesmal gleich 70 Fahrer angemeldet hatten, gab es nach dem Trainingslauf nur einen Wertungsdurchgang“, sagte er bei der Siegerehrung. Für die Kinder und Erwachsenen kam es darauf an, auf der circa 600 Meter langen Strecke bei Schönau/Oderding möglichst weit über die Ziellinie hinaus zu fahren. „Man sollte auf dem Weg hinunter also möglichst nicht zuviel bremsen“, so Hager; einen Motor haben die hölzernen Fahrzeuge nicht.

Das Rennen hat eine jahrzehntelange Tradition und geht bis auf Hagers Opa zurück, der den MSC 1971 mitgegründet und bis zu seinem Tod 2016 geleitet hatte. Auch die Fahrzeuge wurden schon vor 50 Jahren von Clubmitgliedern nach strengen Vorgaben des ADAC zusammengebaut und wieder hergerichtet. „Für die offiziellen Meisterschaften wurden damals nur gleiche Seifenkistl zugelassen“, erzählt der Vorsitzende, „die Räder stammen aus einem Opel-Bausatz.“ Denn früher war die Adam Opel AG Hauptsponsor für die Seifenkisten-Rennen, zog sich aber 1971 überraschend aus diesem Sport zurück; deshalb brach der Dachverband zusammen, dem damals nur noch rund 50 Vereine angehörten. Zwei Jahre später wurde in Frankfurt mit dem „Deutschen Seifenkisten-Derby“ eine neue Dachorganisation gegründet.

Vor allem bei den jüngeren Fahrern herrschte am Start nervöse Anspannung wie beim 14-jährigen Ben Schellenberger, der zum ersten Mal mit dabei war. „Ich hab keine Ahnung, wie sich das in so einer engen Kiste anfühlt“, sagte er; seine Skepsis war aber unbegründet, weil er in seiner Altersklasse auf den ersten Platz fuhr.

Nicht nur das Rennen selbst war eine große Gaudi für alle Teilnehmer, sondern auch der Rücktransport zum Startpunkt: Die Seifenkisten samt Besatzung wurden aneinander gehängt und von einem Traktor wieder den Berg hochgezogen. Dass alles wie am Schnürchen und unfallfrei verlief, freute auch Pollings Bürgermeister Martin Pape, der sich selbst in eine rollende Holzkiste zwängte, die nur wenige Zentimeter größer war als jene für Kinder.

„Es war ein amerikanischer Seifenhersteller, der in den 1930er-Jahren den Namen Seifenkiste prägte“, weiß Hager. Das Unternehmen druckte auf seine Verpackungskisten den Bauplan für einen Kinder-Rennwagen, der fortan nur noch „soap box“ genannt wurde. Bereits 1935 fanden im US-Bundesstaat Ohio die ersten „All-American Soap Box Derbys“ statt; noch heute werden dort die Weltmeisterschaften im Seifenkisten-Fahren ausgetragen.

Oberursel bei Frankfurt am Main gilt als die Geburtsstätte der Kinderautomobil-Rennen in Deutschland. Berichten zufolge eiferten die Kinder und Jugendliche der Automobilrallye nach und bauten selbst eigene Fahrzeuge, allerdings ohne Motor. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand dieser Sport auch in Deutschland viele Fans: 1950 kamen zu einem Rennen in Stuttgart rund 20.000 Zuschauer. Wie bei der Olympiade galt auch in Polling das Motto „Dabeisein ist alles“. Für die Erstplatzierten gab es trotzdem Preise in Form von Tassen und Verbandskästen, außerdem erhielten alle Mitfahrer zur Erinnerung eine Medaille.

Die Sieger sind bei den Achtjährigen Moritz Dreßler, bei den Neunjährigen Leander Sirch, bei den Zehnjährigen Frieda Maier, bei den elf- und zwölfjährigen Friedrich Wickmann, bei den 13- und 14-jährigen Ben Schellenberger und bei den Erwachsenen Sebastian Dübgen.

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