Kommunikationsprofi Magda Bleckmann - Frauen netzwerken besser als Männer – und trotzdem verdienen sie weniger
Frauen – Meisterinnen des sozialen Kapitals
Die Wissenschaft gibt uns spannende Hinweise. Eine Analyse der Harvard Business Review zeigt, dass Frauen tendenziell komplexere Netzwerke aufbauen als Männer. Während Männer oft hierarchisch und zielgerichtet Kontakte knüpfen (wer kann mir direkt weiterhelfen?), denken Frauen breiter: Sie schaffen Verbindungen über Hierarchien und Branchen hinweg. Ihr Netzwerk ist oft diverser und stabiler, weil sie Wert auf gegenseitige Unterstützung legen – nicht nur auf schnellen Nutzen.
Diese Fähigkeit ist ein klarer Wettbewerbsvorteil. In einer Welt, in der Jobs und Projekte immer mehr durch persönliche Kontakte vermittelt werden, sind Frauen oft besser vernetzt, um Chancen zu erkennen. Sie schaffen Vertrauen, das langfristig wirkt. Und dennoch bleiben die Gehalts- und Karrieresprünge aus. Warum?
Netzwerken allein reicht nicht – der Gender Pay Gap bleibt
Hier zeigt sich ein bitteres gesellschaftliches Muster. Der sogenannte Gender Pay Gap liegt in Deutschland immer noch bei rund 18 Prozent – Frauen verdienen also fast ein Fünftel weniger als Männer. Das Problem ist nicht nur, dass Frauen weniger fordern (obwohl auch das eine Rolle spielt). Vielmehr werden ihre Netzwerke oft nicht so effektiv monetarisiert wie die der Männer.
Grund 1: Unterschiede in der Selbstvermarktung
Männer neigen dazu, ihre Erfolge und ihre Netzwerke offensiv zu präsentieren. Frauen hingegen setzen häufig auf Bescheidenheit und hoffen, dass ihre Arbeit für sich spricht. Das tut sie aber selten. Wer nicht klar signalisiert, welchen Wert er oder sie bietet, bleibt oft übersehen – selbst in einem starken Netzwerk.
Grund 2: Netzwerke für Status versus Netzwerke für Gemeinschaft
Männer nutzen ihre Netzwerke oft aggressiver, um Macht und Status zu erlangen. Frauen hingegen setzen auf gegenseitige Unterstützung und gemeinsames Wachstum. Das ist langfristig zwar nachhaltiger, zahlt sich aber oft langsamer aus – in einer Welt, die schnelle Resultate belohnt.
Grund 3: Systemische Diskriminierung
Selbst die besten Netzwerke können wenig ausrichten, wenn Frauen in vielen Branchen und Führungsetagen systematisch benachteiligt werden. Der Zugang zu den wirklich einflussreichen „Männerbündnissen“ bleibt Frauen oft verschlossen. Ihre Netzwerke sind vielfach weniger sichtbar und werden unterschätzt.
Wie Frauen Netzwerken zu einem Karriereturbo machen
Doch es gibt Hoffnung: Mit bewussten Strategien können Frauen ihre Netzwerke nutzen, um den Gender Pay Gap zu schließen. Hier sind drei Ansätze:
1. Selbstvermarktung lernen
Frauen müssen ihre Erfolge prägnant und selbstbewusst kommunizieren. Es geht nicht um Arroganz, sondern um klare Botschaften: „Das habe ich erreicht, und das kann ich bieten.“ Netzwerke können dabei helfen, die eigene Marke zu stärken.
2. Strategische Allianzen schmieden
Frauen sollten gezielt nach Männern und Frauen in Machtpositionen suchen, die bereit sind, sie zu unterstützen. Diese „Sponsoren“ sind oft der Schlüssel zu besseren Positionen und Gehaltssprünge.
3. Netzwerken für Veränderung
Frauen-Netzwerke können mehr tun, als nur Karrieren zu fördern. Sie können auch Druck auf Unternehmen ausüben, die Spielregeln zu ändern. Sichtbarkeit für das Thema Lohngerechtigkeit ist ein wichtiger Schritt.
Fazit: Netzwerken allein ändert nicht die Welt – aber es ist ein Anfang
Frauen haben das Potenzial, das Netzwerken auf ein neues Level zu heben – als Werkzeug für Karriere, Gemeinschaft und gesellschaftlichen Wandel. Doch um den Gender Pay Gap wirklich zu schließen, müssen sie ihr Netzwerk strategischer einsetzen und zugleich die systemischen Hürden bekämpfen.
Netzwerken ist keine Zauberei, aber es ist der erste Schritt, um endlich die verdiente Wertschätzung zu bekommen. Zeit, dass Frauen dieses Potenzial voll ausschöpfen – und die Männer einholen.